Europe
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Interview
Die schwedische Hard Rock-Institution EUROPE ist wieder da. Und das besser denn je! Mit Album Nummer Drei nach dem 2003er-Comeback und dem programmatischen Titel „Last Look At Eden“ wollen EUROPE wieder zurück an die Spitze. Die Zielsetzung scheint gelungen zu sein, denn nach zwei eher mauen Veröffentlichungen scheint der neue Silberling endlich wieder den Spirit der Neuzeit erwischt zu haben. Ein jung gebliebener Joey Tempest ist mir Rede und Antwort gestanden und erzählt, warum EUROPE nicht FORCE heißen und wieso der Hard Rock wohl ewig überleben wird. „The Final Countdown“ ist also noch lange nicht erreicht…
Hi Joey, gleich zu Beginn bedanke ich mich für deine Zeit und möchte natürlich wissen, wie es dir und deinen Kollegen zurzeit geht?
Hi Mathias, ich kann dir sagen, dass im EUROPE-Camp derzeit einfach nur gute Stimmung herrscht.
„Last Look At Eden“ hat schon wieder ein paar Wochen auf dem Buckel. Wie waren bzw. sind die Reaktionen der Presse und der Fans auf das Album?
Wir sind sehr überrascht von den verschiedenen Reaktionen. Das Interesse an „Last Look At Eden“ ist viel größer als bei unseren letzten beiden Alben. Die Reviews sind aber großartig. Wir sind absolut zufrieden.
Warum meinst du ist das so? Was ist das Spezielle an der Platte und warum sollten eure Fans sie kaufen?
Das Album hat einfach dieses gewisse Etwas. Es ist Rock’n’Roll und gleichzeitig sehr majestätisch. Die Texte haben humorvolle Passagen, können aber auch sehr ernst sein. Wenn du auf modernen Classic-Rock mit mächtigen Gitarren und großartigen Melodien stehst, ist es genau das Richtige für dich.
„Last Look At Eden“ klingt – wie du gerade erwähnt hast – symphonischer und mächtiger als eure Vorgängeralben. War dieser Sound euer erklärtes Ziel und wer war für das Songwriting zuständig?
Ich habe den Großteil des Materials geschrieben, aber natürlich entstehen auch viele Passagen, während wir proben und zusammen jammen. Ich schreibe auch zusammen mit John (Anm. Red.: Norum, Gitarrist) und Mic (Anm. Red.: Michaeli, Keyboards). Dieses Mal habe ich auch mit John Leven, unserem Bassisten, einen Song geschrieben. So viel zum Songwriting. Der aktuelle Sound entstand durch eine ganz besondere Idee von unserem Co-Produzenten Tobias Lindell. Er hat uns vorgeschlagen, dass wir in Prag zusammen mit einem Symphonieorchester spielen sollten. Wir haben das dann auch auf vier Songs gemacht. Durch diese Klangwelten entstehen ganz andere Dimensionen, vor allem auf einem Hardrock-Album.
Warum ist es der letzte Blick nach Eden? Was wollt ihr damit vermitteln?
Das war meine Idee. Es war eine Woche vor der großen Präsidentenwahl in den USA. In diesem Moment wirkte die Welt für mich irgendwie trostlos, deswegen ist mir diese Zeile eingefallen. Die Wahl ist, meiner Meinung nach, aber gut ausgegangen, daher ist es jetzt einfach nur noch ein positiver Rock-Song.
Das Cover zeigt einen Apfel mit Stacheln, oder?
Das überlassen wir dem Auge des Betrachters, aber wir lieben es!
Wie fühlt man sich als Musiker, der – so wie du – schon richtig lange unterwegs ist? Verspürst du einen bestimmten Druck, wenn es wieder Zeit wird, neues Material zu produzieren?
Bei „Start Of The Dark“ und „Secret Society“ haben wir uns selbst definitiv unter Druck gesetzt. Wir wollten unbedingt wieder an unsere alten Erfolge anknüpfen. Bei „Last Look At Eden“ war es anders. Wir wollten einfach Spaß haben und das machen, was uns gefällt. Und wie du siehst, scheint es sich auszuzahlen.
Die Zeiten für puren, klassischen Hard Rock scheinen eigentlich längst vorbei zu sein. Wenn man sich aber die Nachfrage nach eurem Album ansieht, dürfte das doch nicht wirklich stimmen…
Ganz im Gegenteil, wir haben gerade die erfolgreichste Zeit seit unseren Anfangstagen! Wir machen einfach weiter wie gehabt. Wir haben zum Beispiel in diesem Sommer auch auf dem „Hellfest“ und dem „Bloodstock“ gespielt. Das sind ja bekanntlich Festivals für die extreme Spielart des Metals und trotzdem haben viele Bands uns verraten, dass sie früher immer EUROPE gehört haben. Integration ist also nicht nötig, es gibt genügend Verbindungen.
Da bin ich ganz deiner Meinung. Was steckt, deiner Meinung nach, hinter dem langjährigen Erfolg vieler Hard Rock-Bands?
Ich denke, es liegt daran, dass sich Hard Rock niemals an aktuelle Trends anbiedert. Er bleibt immer existent, für eine bestimmte Fanbasis zumindest. Außerdem kannst du ihn mit deinem ganzen Körper spüren. Es ist einfach die Musikrichtung schlechthin!
Du denkst also, dass „Last Look At Eden“ sowohl euren alten Fans gefällt und auch neue, junge Hörer gewinnen kann?
Ja, es scheint so. Es verbindet viele Leute, ob alt oder jung. Wir sind absolut glücklich damit.
2003 habt ihr mit EUROPE euer Comeback gefeiert. Wie ist die heutige Situation in der Band?
Uns geht es derzeit sehr gut und das erleichtert uns ungemein. Wir haben in den letzten fünf Jahren viele Stunden miteinander verbracht und an uns gearbeitet. Ich glaube, dass wir alle froh über den Job sind, den wir haben.
Ihr seid nun bald wieder eifrig auf Tour. Ist es schwierig eine Setlist für eine neue Tour zusammenzustellen? Immerhin habt ihr einen umfangreichen Backkatalog und daher ist es sicher schwer, sich für bestimmte Songs zu entscheiden. Was können wir also erwarten?
Es gibt manchmal schon hitzige Diskussionen im Proberaum, wenn es um das Thema Setlist geht, aber alles in allem schaffen wir es immer wieder, uns zu einigen. Normalerweise spielen wir immer vier bis fünf neue Songs, wenn wir ein Album veröffentlichen. So wird es auch dieses Mal sein. Ihr werdet natürlich unsere Hits, gepaart mit neuen und guten, alten Songs zu hören bekommen.
Gehen wir kurz in der Zeit zurück – „The Final Countdown“ war der größte Erfolg in eurer Bandgeschichte. Was denkst du heute über den Song? Ist es nicht schwer, ein und denselben Song jeden Abend wieder zu spielen?
Lass es mich so sagen: Zuhause würde ich mir den Song nicht mehr anhören, aber live auf der Bühne spielen wir ihn immer wieder gern! Es entsteht immer eine großartige Verbindung mit dem Publikum. Der Song wurde in erster Linie für die Fans und für die Show geschrieben und dafür taugt er auch heute noch!
Gibt es einen speziellen Grund für euren Bandnamen EUROPE? Warum habt ihr euch für diesen Namen entschieden? Ihr hättet euch ja genauso SWEDEN nennen können…
Ich glaube, die Idee kam damals durch das DEEP PURPLE-Album „Made In Europe“. Davor wollten wir uns FORCE nennen, doch es hat sich dann doch anders entwickelt.
Welche Musik hörst du dir privat gerne an?
Ich mag zum Beispiel MUSE, AUDIOSLAVE, MEW, FOO FIGHTERS oder auch BLACK STONE CHERRY. Das sind meine derzeitigen Favoriten.
Kommen wir langsam zu einem Ende. Was mich noch interessieren würde, ist die Frage, ob du lieber noch einmal einen einzelnen Riesenhit wie „The Final Countdown“ schreiben würdest oder ob du dich nun eher auf kompakte, durchwegs gelungene Alben konzentrierst?
Das ist schwer zu sagen. Wir gehen einfach mit den Ideen, die wir zu diesem Zeitpunkt haben, ins Studio. „The Final Countdown“ war damals ein stinknormaler Albumtrack für uns. Wir haben damals nicht gewusst, dass der Song so viele Leute ansprechen würde. Du musst einfach das tun, was direkt aus deinem Herz fließt und früher oder später wird es sich auszahlen.
Das heißt also, dass der EUROPE-Tross gerade das macht, was ihm gefällt?
Genau! Es geht uns derzeit nur um den Spaß. Wir sind so froh, wieder in diesem Ausmaß zurück zu sein.
Darüber sind auch wir froh! Joey, möchtest du an dieser Stelle noch etwas loswerden?
Natürlich! Vielen Dank, dass ihr uns treu geblieben seid. Das wollen wir euch nun mit großartigen Live-Shows zurückgeben. Ich freue mich auf euch, wir sehen uns!
Joey, danke für deine Zeit.
Danke dir.
Galerie mit 26 Bildern: Europe live in Köln November 2016Interessante Alben finden
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