Lunar Aurora
Interview mit Aran und Whyrhd zur Rückkehr der Band

Interview

Lunar Aurora

„LUNAR AURORA arbeiten derzeit an ihrem neunten Album, das im Winter 2011/2012 fertiggestellt werden soll.“ So einfach kann die Rückkehr einer der bedeutendsten deutschen Black Metal-Bands überhaupt sich lesen. Nachdem LUNAR AURORA Anfang 2007 bei metal.de ein letztes Interview gaben und seit diesem Zeitpunkt auf Eis lagen, ist die Band jetzt recht überraschend zurück. Viel hat sich nicht verändert: Aran und Whyrhd sind weiterhin auf das Wesentliche fixiert, vielleicht ein bisschen bayerisch-wortkarg, aber angenehm zurückhaltend. Und weil metal.de das letzte Interview geführt hat, haben wir uns natürlich auch in der Pflicht gesehen, das erste zu führen.

Grüß Dich, Aran. Vor ungefähr viereinhalb Jahren haben wir an dieser Stelle das bisher letzte LUNAR AURORA-Interview geführt. Der Anlass war damals, dass Du die Band auf Eis gelegt und Dich auf andere Projekte konzentriert hast. Jetzt sind LUNAR AURORA, wie es immer ihre Art war, heimlich, still und leise wieder zurück. Danke, dass wir auch das erste Interview führen. Berichte doch mal bitte, was Du künstlerisch in den letzten Jahren getrieben hast und wie es dazu kam, die Band zu reaktivieren.

Aran: Wir haben einfach alle eine Auszeit gebraucht. Vor allem, weil bei jedem in der Band sich privat recht viel verändert hat oder zumindest viel Bewegung drin war.

Was sofort auffällt, ist, dass Whyrhd, der am Ende nicht mehr Mitglied der Band war, wieder zurück ist, Ihr aber zu zweit und damit ohne Deinen Bruder Sindar weitermacht. Wieso diese Entscheidung?

Aran: Sindar ist inzwischen Vater geworden und auch sonst dürfte sich bei ihm einiges im Leben verändert haben. Auch musikalisch fand er nicht mehr so recht den Anschluss. Zudem spielt er noch als Session-Mitglied den Bass bei MORTUUS INFRADAEMONI und hat sein eigenes Projekt namens KAMERA OBSKUR.
Whyrhd hatte sich über die letzten Jahre wieder auf die Beine gestellt, und da wir (zumindest im Moment) keine weiteren Mitglieder mehr aufnehmen, spielen wir nun in der ZweierFormation. Witzigerweise hatten wir in dieser Konstellation um 1994 herum begonnen.

In unserem Interview Anfang 2007 sagtest Du, Whyrhd und Du würdet Euch im Laufe des Jahres treffen und schauen, ob Eure Ideen zusammen- und zu LUNAR AURORA passen. Wieso hat das nun doch wesentlich länger gedauert, und stand z.B. auch die Option im Raum, eine neue Band zu gründen?

Aran: Wir haben kurz überlegt, den Bandnamen zu ändern, aber da sich herausgestellt hat, dass sich die zukünftige Musik immer noch nach LUNAR AURORA anhören wird, bestand dafür eigentlich kein Anlass mehr. Wieso das alles länger gedauert hat und warum wir die Auszeit brauchten, habe ich ja vorher umrissen.

Ihr seid jetzt beide für alle Instrumente und den Gesang verantwortlich und werdet im Winter in dieser Konstellation Euer neuntes Album fertigstellen. Das klingt für mich sehr danach, als würdet Ihr noch mehr denn je diese Musik nur für Euch spielen und alles vollständig selbst machen. Werdet Ihr auch wieder selbst produzieren, echtes Schlagzeug einsetzen usw.?

Aran: Ja, wir spielen alle Instrumente selber und machen auch die Aufnahmen und den Mix selber. Gemastert wird das Album evtl. in einem Tonstudio. Insofern hat sich an unserer Arbeitsweise wenig verändert. Alles sehr einfach, überschaubar und auf die Musik konzentriert.

Gibt es über das kommende Album schon Details zu berichten? Wird es stilistisch eher an die letzten beiden Platten angelehnt sein, sich wieder mehr an den Alben der Neunziger orientieren oder ganz anders klingen als alles Bisherige?

Aran: Das neue Album hat noch keinen Titel und auch keine Texte, aber stilistisch wird es weniger an die letzten beiden Alben anschließen. Eher an die Zeit um „Elixir of Sorrow“ und „Zyklus“. Also wieder etwas schmutziger. Nach unserer längeren Pause kommt jetzt also kein progressives „wir haben uns entwickelt“-Album, sondern wir bleiben in der Spur. Allerdings wird das neue Album mehr im Mid-Tempo-Bereich liegen. Kein Geknüppel, eher etwas rhythmischer und derber.

In den letzten Jahren hat man sowohl von Dir als auch von Whyrhd in musikalischer Sicht nicht viel gehört. Du hast mit TRIST 2009 ein drittes Album veröffentlicht und bist mit Sperber Illustrationen im Grafikbereich erfolgreich. Whyrhd ist mit seinem Label Cold Dimensions aktiv und als Sänger von NOCTERNITY schon vor einiger Zeit ausgestiegen. Habt Ihr Euch beide vom Musikmachen, speziell vom Black Metal, in den letzten Jahren zunehmend entfernt?

Aran: Obwohl wir selber diese Stilrichtung namens Black-Metal spielen, haben wir darüber hinaus wenig Kontakt und Bezug zu dem Außenrum. Wir können uns also nicht wirklich annähern oder entfernen.

Lunar Aurora

Neben Euch kehren in diesem Jahr mehrere alte Bands zurück, die in den letzten Jahren nicht aktiv gewesen sind – NOCTE OBDUCTA, KOROVAKILL und vielleicht die GRABNEBELFÜRSTEN. Wie ist dieser Wunsch zu erklären, mit einer Band sehr still zu werden und dann doch irgendwann zurückzukehren? Das scheint etwas zu sein, das vor allem viele Hörer nicht nachvollziehen können.

Aran: Ich denke, es ist ehrlicher, sich mal etwas zurück zu ziehen, als sich über eine Zeitspanne der Umwälzung mit behelfsmäßigen Alben zu hangeln. Mit sowas versaut man sich einiges mehr.
Das kommende Album ist unser neuntes! Rechnet man die ersten beiden Demos noch dazu, ist es sogar daself1te Album. So eine lange Zeit verläuft nicht wie am Schnürchen. Das Leben ist kein Wunschkonzert und unsere Hörer werden wieder da sein. Und neue hinzukommen…

Whyrhd: Außerdem halte ich es für wichtig, dann und wann einen Schritt zurückzutreten, innezuhalten und zu reflektieren, gerade wenn man wie wir eine Band über einen so langen Zeitraum betreibt. Andernfalls wird man betriebsblind, macht nur noch stumpf seinen Stiefel weiter. Für uns selbst wäre das nicht gut und unsere Hörer würden das auch schnell merken. Also ehrliche Pause, jetzt wieder ehrlich aktiv. Ich denke die meisten können das gut nachvollziehen.

2007 hast Du als einen der Gründe angegeben, nicht mehr mit LUNAR AURORA aktiv sein zu wollen, dass Ihr eine Entwicklung innerhalb der Black Metal-Szene erreicht habt, die Dir nicht mehr entspricht. Du sagtest auch, dass es Dich natürlich ärgert, was „draußen“ passiert. Wie ist das heute, viereinhalb Jahre später? Wie habt Ihr Euch „in Euch“ entwickelt und wie beurteilt Ihr die Entwicklung „draußen“? Was ist passiert, dass beides jetzt wieder zusammenpasst?

Grundsätzlich mache ich meine musikalische Aktivität nicht von äußeren Umständen oder „Szene“ abhängig. Ich beobachte lediglich. Was außen passiert, kann ich gutheißen oder den Kopf schütteln, aber wichtiger war in den letzten Jahren, was in mir passiert ist und was sich in meinem Leben verändert hat.
Außerdem hast Du wohl etwas missverstanden. Genau genommen habe ich 2007 gesagt:
„Ich habe zu keinem Zeitpunkt nach außen geblickt und mir gesagt, wir haben an diesem Zeitpunkt eine musikalische Entwicklung in der Szene erreicht, die mir nicht mehr entspricht. Diese Entscheidung hatte keine äußerlichen Gründe.“
Es war mir also schon damals egal, was um die Band herum passiert und wie die Band in der „Szene“ gesehen wird. Mir ist im Großen und Ganzen auch eine musikalische Entwicklung in der „Szene“ egal.

Damals hattest Du keine Lust, mit den damaligen Mitgliedern und unter den damaligen Umständen noch einmal auf einer Bühne zu stehen. Hat sich auch das mit den Jahren geändert? Wird man LUNAR AURORA irgendwann noch einmal, vielleicht schon 2012, live hören können? Falls ja, wer wird mit Euch dann auf der Bühne stehen?

Aran: Wir planen für absehbare Zeit keine Konzerte und für absehbare Zeit habe ich ebenfalls keine Lust und keine Zeit und keine Nerven, mich mit einer Live-Besetzung herum zu schlagen.

Inwiefern wird man die letzten viereinhalb Jahre und ihre Veränderungen auf dem nächsten Album und in der weiteren Bandaktivität spüren können? Werdet Ihr diese Chance für eine Art Neuanfang nutzen und Dinge anders angehen als damals?

Aran: Man wird vielleicht schon den ein oder anderen neuen „Klang“ spüren, aber im Prinzip bleibt alles beim Alten.

Ist das kommende Album eine mehr oder minder einmalige Sache, oder bedeutet das eine dauerhafte Rückkehr mit regelmäßigen Veröffentlichungen?

Aran: Wir arbeiten jetzt erstmal am neuen Album und dann sehen wir weiter. Zumindest sprechen wir hier und da schon über Ideen zu einem weiteren Album. Aber jetzt erstmal der Reihe nach…

Eine Idee, die Du damals hattest, war, einmal ein Album als Film zu komponieren, was ich immer noch für eine ausgezeichnete Idee halte. Werdet Ihr solche Innovationen anstreben oder einfach weiterhin, wie Ihr es damals getan habt, „die Schnauze halten und geilen Black Metal machen“, wie es Whyrhd ausgedrückt hat?

Aran: Ich konnte bisher die Idee mit dem Visuellen nicht weiter verfolgen, aber ich halte es nach wie vor nicht für unwahrscheinlich. Allerdings glaube ich nicht, dass einmal ein komplettes Album in Filmmaterial umgemünzt wird. Zumindest nicht von mir. Ein klassisches Musikvideo wäre da schon eher möglich. Aber geplant ist nichts.

Whyrhd: Meine Aussage bezog sich weniger auf Innovationen als auf Menschen, die Musik immer zu Tode reden oder am Nörgeln sind. Ich halte die Idee immer noch für absolut cool. Die Schwierigkeit daran ist, dass ein derartiges Projekt bestimmt 2-3 Jahre (Vollzeit) in Anspruch nehmen würde und das muss man erst einmal planen und finanzieren. Zumal ja nicht gewährleistet ist, dass am Ende was Zufriedenstellendes raus kommt. Es wäre ein Versuch/Abenteuer, mal sehen ob wir uns eines Tages darauf einlassen können.

Weil ich gerne noch viele Gesprächsthemen für die Zeit nach der Veröffentlichung des kommenden Albums aufsparen möchte, soll’s das für heute gewesen sein. Ich freue mich, dass LUNAR AURORA zurück sind und danke Euch für die Zeit. Viel Erfolg für die nächste Zeit!

Danke und servus!

Quelle: Lunar Aurora
17.08.2011

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1 Kommentar zu Lunar Aurora - Interview mit Aran und Whyrhd zur Rückkehr der Band

  1. Pavel sagt:

    This is great…

    My best band are arise :DDD…i cant belive…
    LONG LIVE LUNAR AURORA!!!