Marduk
Interview mit Morgan Steinmeyer Håkansson zu "Plague Angel"

Interview

Mit „Plague Angel“ legen Marduk ihr insgesamt neuntes vollwertiges Full Length Album vor, diesmal jedoch unter veränderten Vorzeichen: die langjährigen Mitglieder B.War (Bass) und Legion (Gesang) haben die Band für den einen mehr, für den anderen weniger überraschend verlassen, sodass „Plague Angel“ das erste Album seit „Opus Nocturne“ (1994) ohne die beiden ist. Zur Line-Up Frage und natürlich zum aktuellen Longplayer stand mir Mastermind und letzte Konstante Morgan Rede und Antwort. Der Gute scheint dem Credo „practice what you preach“ zu folgen, denn die Geschwindigkeit, die er mit Alben wie „Panzer Division Marduk“ an den Tag legt, pflegt er auch im gesprochenen Wort. Kompakt und zackig, dabei aber nicht unfreundlich sind die Antworten, sodass das gesamte Interview gerade einmal zehn Minuten gedauert hat. Was das für seine Rede(licht)geschwindigkeit bedeutet, könnt ihr euch selber ausrechnen!

Marduk

Hi Morgan, wie geht’s dir, du bist ja ganz schön früh dran! Ich dachte wir wären um 18:30 dran.

Hi, danke mir geht’s gut. Auf meinem Zettel hier steht 17:30.

Vielleicht will Wolf [Marduk-Promoter, Anm. d. Red.]uns ja ein bisschen schicken…

Ja, mal sehn ob er damit davon kommt, haha!

Haha! Dann lass uns mal anfangen: magst du mir erst einmal etwas über euer neues Album erzählen?

Ja klar! Das Album heißt „Plague Angel“ und ist ein hübsches Full Length Album, allerdings kein Konzeptalbum diesmal. Trotzdem gibt es einen roten Faden, der sich durch alle Songs zieht und praktisch alle Formen der „Pest“ behandelt. Es handelt also von Tod durch Epidemien, Tod durch Krieg und vielem anderem nettem Zeug. Es ist ein typisches Marduk-Album: schnell, aggressiv, kombiniert mit ganz schöner Heaviness.

Diesmal also kein Konzeptalbum…

… nein, alles basiert auf einem bestimmten Thema, aber es ist kein Konzeptalbum.

Also nicht wie ihr es z.B. auf „Panzer Division“ hattet…

… genau, damals war es ein Konzept, allerdings in einer anderen Richtung. Es handelte sich um ein Kriegskonzept bzw. um ein Todeskonzept. Diesmal ist es eine Kombination aus allem.

Wo siehst du also die Unterschiede zum Vorgänger „World Funeral“?

„Plague Angel“ ist schneller, härter, dunkler und heavier. Ich denke auch, dass es einen großen Unterschied im gesamten Sound des Albums gibt. Er ist einfach aggressiver. Nach sechs Jahren im selben Studio haben wir uns dazu entschlossen, in einem anderen aufzunehmen. Außerdem denke ich, dass das neue Line-Up einen immensen Einfluss hatte.

Nachdem ihr die Trilogie mit „La Grande Danse Macabre“ beendet habt, denkst du dass „Plague Angel“ so was wie eine Zäsur vor dem nächsten „großen“ Werk darstellt?

Nicht wirklich. Es ist einfach „Plague Angel“ und wir wollten es so rausbringen. Es ist schwer zu beschreiben. Für mich ist es einfach „Plague Angel“ und ich sehe keine großen Unterschiede, außer dass es Marduk einen weiteren Schritt nach vorn bringt.

Marduk haben ja mit dieser Trilogie aus „Nightwing“, „Panzer Division Marduk“ und „La Grande Danse Macabre“ ihr großes Meisterwerk bereits veröffentlicht…

Ja genau, die drei Alben. Es war das Blood-Fire-Death-Konzept. Alles in allem gesehen würde ich sagen, dass das ein Konzept ist, das auf jedem unserer Alben zu finden ist.

Den nächsten Punkt hast du schon erwähnt, nämlich das neue Line-Up. Wie kam es, dass B.War und Legion die Band verlassen haben?

B.War war zwölf Jahre lang Teil der Band und Legion acht ein halb. Menschen verändern sich. Manche wollen Familie haben, die sie dann mit der Arbeit in der Band unter einen Hut kriegen müssen. Dann muss man eben eine Entscheidung im Leben treffen. Die anderen in der Band arbeiten hart, sind wirklich loyal und fleißig. Und wenn du diese Voraussetzungen nicht mehr erfüllen kannst, musst du eben gehen.

Also waren es persönliche Gründe?

Nein, keine persönlichen Gründe, eher Zeitliche. Du musst eben sehr konzentriert und fokussiert sein, wenn du in dieser Band sein willst. Wenn du das nicht kannst, gehst du besser.

Legion war ja ein ziemlich einzigartiger Frontmann. Denkst du, Mortuus ist ein guter Ersatz für ihn?

Ich denke Mortuus ist besser als Frontmann. Legion war für meinen Geschmack etwas zu aktiv auf der Bühne. Ich will eher jemanden, der tödlicher ist und eine kältere Präsenz darstellt. Und ich denke, unser neuer Sänger tut das!

Damit könntest du recht haben, denn Marduk waren für mich immer eine Art „Punk“-Black Metal. Legion war wirklich sehr aktiv auf der Bühne.

Mortuus ist natürlich auch aktiv, aber eben anders. Mortuus passt in allen Aspekten einfach besser zu uns. Er ist eine weitaus düsterere Person und er bringt ein neues Stimmspektrum in die Band. Die Art und Weise, wie er seine Stimme einsetzt, passt einfach besser zur Band.

Das bringt mich auf eine andere Frage, über die ich schon einige male nachgedacht habe. Wo siehst du persönlich die Unterschiede zwischen norwegischem und schwedischem Black Metal? Wenn ich z.B. Marduk oder Dark Funeral mit Mayhem oder Gorgoroth vergleiche, scheint es mir immer so, als hätten die Norweger eine kältere Atmosphäre, die sie umgibt.

Da stimme ich nicht zu. Denn ich denke, die meisten norwegischen Bands sind scheiße. Ich mag ein paar wenige davon, aber generell denke ich, dass sie zu „true“ sind. Ich mag nur eine handvoll norwegischer Bands.

Ich denke, norwegische Bands leben zu einem Großteil von der Atmosphäre und den Legenden, die sie umgeben.

Wir haben dieselben Legenden in Schweden!

Nein, ich denke eher an die Bandgeschichten, gerade z.B. die alte Burzum/Mayhem Geschichte…

Die Band, mit der alles angefangen hat, war Bathory! Wenn es sie nicht gegeben hätte, gäbe es auch keinen norwegischen Black Metal, von Vikingbands ganz zu schweigen! Niemand schlägt Bathory!

Worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass es mir vorkommt, wie wenn schwedische Bands härter für ihren Erfolg arbeiten müssten.

Die Welt ist immer so beeindruckt vom Begriff „Norwegischer Black Metal“, dabei sind es gerade einmal eine handvoll Bands, die das ganze nach vorne gebracht haben. Mir ist das aber ziemlich egal, in meinen Augen ist das alles nicht wichtig. Ich kümmere mich nicht darum, was andere Leute tun.

Nächstes Jahr feiert ihr ja euer 15-jähriges Bestehen. Habt ihr dafür was Besonderes in Planung?

Nein, eigentlich nicht. Ich meine, wir haben gerade das neue Album rausgebracht, werden dann auf Tour gehen und mit dem neuen Line-Up hauptsächlich die neuen Songs spielen. Danach werden wir zu Hause an neuem Material arbeiten. Mit der Tour werden wir wahrscheinlich wieder einen Haufen Orte bedienen, das werden wir aber noch sehen. Danach machen wir uns eben an das nächste Album. Das ist der momentane Plan. Wir haben aber nicht vor, irgendeine große Feier zu veranstalten oder so was.

Wenn du jetzt die letzten 15 Jahre Revue passieren lässt, welches Resümee würdest du ziehen?

Ich weiß nicht, denn ich setze mich nicht hin und denke viel über die Vergangenheit nach. Ich arbeite immer an neuen Ideen und denke immer vorwärts. Außerdem gäbe es da so viel! Wir haben so viel und so lang gearbeitet, so viel Blut, Schweiß und Energie in die Sache gesteckt. Das bedeutet mir natürlich viel!

Gibt es denn keine besonderen Momente oder Ereignisse, von denen du sagen würdest, dass sie extrem wichtig für die Band waren?

Für mich sind alle Dinge wichtig. Natürlich macht man auch eine Menge Fehler, auf der anderen Seite ist jedes Album ein Schritt nach vorne, man sieht das immer als Bandmitglied. Wenn du die Arbeit an einem Album abschließt, bist du immer sehr zufrieden. Besonders auch das neue Album macht mich sehr zufrieden und inspiriert mich, die nächsten Schritte nach vorn zu machen!

Wie geht es eigentlich deinem Label „Blooddawn“?

Dem geht es sehr gut! Der Hauptgrund, warum ich es gegründet habe war ja, weil ich die ganze Scheiße mit den Plattenfirmen satt hatte. Deshalb habe ich mein eigenes gegründet, wobei ich die Platten über Regain Records vermarkten lasse. Es läuft alles sehr gut.

Wie denkst du als Labelboss eigentlich über diese ganze mp3-Diskussion?

Ich denke, dass man es einfach nicht stoppen kann. Es regt mich nicht allzu sehr auf, wenn sich Leute das Zeug aus dem Internet downloaden, weil ich nicht weiß, inwiefern es das Musikbusiness wirklich beeinflusst. Das ärgerlichste an der Sache ist jedoch, wenn du ein Album aufnimmst und es durch die Promo-CDs schon vor dem offiziellen Release aus dem Netz ziehen kannst. Das bringt mich zu der Folgerung, dass wir für das nächste Album keine Promos oder sonst irgendwas verteilen werden, bevor das Album draußen ist! Ich will, dass es für die ganze Welt am selben Tag erhältlich ist und nicht, dass es es einen Monat vorher schon zum Herunterladen gibt.

Denkst du, diese Art Listening Session, wie ihr sie in Hamburg hattet, ist eine gute Alternative?

Auf eine bestimmte Art schon! Für das nächste Album könnte ich mir schon denken, es nur den Journalisten vorzustellen, denen ich vertraue. Leider ist das der einzige Weg, das durchzuziehen. Ich werde mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Wir werden sehen.

Hast du neben Marduk und Blooddawn eigentlich noch einen anderen Job oder betreibst du das fulltime und kannst davon leben?

Nein, das hab ich nicht, ich kann davon leben.

Freut ihr euch schon auf die X-Mass Festivals, die ihr dieses Jahr wieder bestreiten werdet?

Ja, klar! Wir freuen uns darauf, das neue Line-Up zu präsentieren und unsere Message durch unsere Musik dem Publikum nahe zu bringen. Ich freu mich wirklich schon, wieder da raus zu gehen.

Wie denkst du werden die Reaktionen des Publikums bezüglich des neuen Sängers und Bassisten ausfallen?

Ich habe keine Ahnung, wie die Reaktionen sein werden. Wir sind Marduk und werden es auch immer sein. Wir gehen da raus und blasen unseren verdammten Stoff in die Menge!

Marduk erschienen mir immer wie eine Familie, da das Line-Up ja über Jahre stabil war. Ich denke, dass das für viele Fans eine Umstellung bedeuten wird.

Ich sehe darin kein großes Problem, denn für mich ist es ein gutes neues Line-Up und ich kenne die Macht, die in ihm steckt.

Das werden wir ja dann bei den Shows sehen…

Jap…

So, damit bin ich schon durch mit meinen Fragen. Das war ein ganz schön fixes Interview! Hast du einige letzte Worte an eure Fans?

Ja, haha, wirklich schnell! Wir werden bald eine Tour für unsere deutschen Fans machen. Wir sehen euch, wenn wir wiederkommen! Ich hoffe, euch gefällt das neue Album!

Galerie mit 19 Bildern: Marduk - Summer Breeze Open Air 2023
11.11.2004

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