Marduk - Those Of The Unlight

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Als MARDUK Anfang Oktober 1993 ihr zweites Studioalbum „Those Of The Unlight“ veröffentlichten, lag hinter der Band eine intensive Zeit: Vom Line-Up, das im vorangegangenen Jahr das Debüt „Dark Endless“ aufgenommen hatte, mussten Bassist Rickard Kalm und Sänger Andreas „Dread“ Axelsson gehen – für ersteren sprang B. War ein, für letzteren übernahm Drummer Joakim Göthberg (damals unter seinem Bühnennamen „av Gravf“) einfach zusätzlich das Mikrofon. Eine Leistung, die man nicht hoch genug würdigen kann, wenn man bedenkt, dass er in diesem Jahr gerade 19 Jahre alt geworden war. Zum Gesang später noch mehr.

Eine intensive Zeit für MARDUK

Intensiv war das Jahr aber vor allem in der Hinsicht, dass MARDUK auf der Suche nach ihrem ganz eigenen Sound immer tiefer im schwarzmetallischen Sumpf stocherten. War das Debüt nämlich noch hauptsächlich Death Metal mit schnellem Tempo und extremerem Gesang, schlugen die Gitarristen Devo Andersson und Morgan Håkansson auf „Those Of The Unlight“ die Gitarren deutlich schneller und schwarzmetallischer an. Dazu zeigte das Albumcover mit den grob und etwas undeutlich umgesetzten Reitern der Apokalypse wirklich eine gelungene Adaption des Albumtitels: Das sind wirklich jene des Unlichts. (Nur schade, dass bei der CD-Version das Logo wirklich ungeschickt über dem Kopf des vordersten Reiters platziert ist…)

Jedenfalls macht der Opener „Darkness Breeds Immortality“ sofort klar, dass im Hause MARDUK der Black Metal eingezogen ist: Das ist dünnes Tremolopicking der Gitarristen, unter dem ein wieselflinker Beat knattert, während der manische Gesang von Jocke av Gravf ordentlich mit Reverb verhallt ist. Durch die zahlreichen Wendungen und die immer wieder auf den Gitarren eingeflochtenen Harmonien ist der Song bereits einer der besten auf dem Album.

Manischer Gesang mit ordentlich Hall

In die gleiche Kerbe schlägt der folgende Titeltrack, bei dem ordentlich Dramatik eingebaut wird, während der junge Stimmakrobat ein Vokalmassaker anrichtet. Anschließend wechselt der Track in ein komplett anderes Riff, das stetig wiederholt wird, wobei nur der Drummer seine Fills wechselt – das weckt dezente Erinnerungen an Songs wie „The End Complete“ oder „Wake Up Dead“ und ist äußerst stimmungsvoll.

Und es geht abwechslungsreich weiter, wenn „Wolves“ mit seinen eher rockig angeschlagenen Gitarren erstmals in schleppendes Tempo wechselt. Dagegen zieht „On Darkened Wings“ wieder das Tempo an und verlagert das Hauptriff immer wieder geschickt zum Bass, während die Gitarristen sogar ein passendes Solo beisteuern. Richtige Gassenhauerqualität erreicht „Burn My Coffin“, mit dem die zweite Albumhälfte eingeläutet wird: Das Tremolopicking ist effektiv, und die Gitarrenharmonien werden sogar ein wenig in Richtung DISSECTION variiert – während Sänger Jocke ein unmenschliches Kreischen ablässt. Das ist in seiner Extremität unberechenbar und schön.

Gitarrenharmonien und Gassenhauerqualität

Dagegen gerät das Riffing in „A Sculpture Of The Night“ fast schon hoffnungsvoll, während die beiden Gitarristen ihre Läufe schön zweistimmig aufteilen. Dass MARDUK das anschließende Instrumental „Echoes From The Past“ allerdings gleich auf sieben Minuten Spielzeit aufblasen, tut dem Flow der Scheibe nicht sonderlich gut. Zwar setzen die gezupften Gitarren des Rausschmeißers „Stone Stands Ist Silent Vigil“ geschickt an, aber wenn das Tempo dann wieder angezogen wird, ist der Faden einigermaßen verloren.

Das darf man aber als nebensächlich verbuchen, denn trotz dieses kleineren Makels katapultieren sich MARDUK mit „Those Of The Unlight“ in die erste Reihe der Black-Metal-Szene. Immerhin waren zu dieser Zeit noch kein „De Mysteriis Dom Sathanas“ oder „In The Nightside Eclipe“ veröffentlicht. Die Schweden jedenfalls haben ihren Weg zu mehr Schwärze mit vergleichsweise bodenständigen Mitteln weiter vorangetrieben. Geholfen hat hier eine ordentlich verhallte Unisound-Produktion von Meister Dan Swanö, aber auch die Einsicht, dass Gitarren anders angeschlagen und der Gesang noch extremer eingesetzt werden können. Nicht zuletzt ist es die Eingängigkeit von Songs wie „Darkness Breeds Immortality“, „Those Of The Unlight“ oder „Burn My Coffin“, die dem Album gut zu Gesicht stehen.

„Those Of The Unlight“ was just the beginning …

Mit einem Achtungserfolg gaben sich die Schweden allerdings nicht zufrieden, denn dass es noch extremer und schwärzer geht, bewiesen sie bereits im Jahr darauf mit ihrem „Opus Nocturne“. Dem widmen wir uns zu gegebener Zeit in einer weiteren Folge von „Blast From The Past“ – haltet also die Augen auf für weitere „Untrodden Paths“ aus dem Hause MARDUK.

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31.05.2023

- Dreaming in Red -

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4 Kommentare zu Marduk - Those Of The Unlight

  1. Kazanian sagt:

    Ein bockstarkes Album!
    Ich finde diese Frühphase von Marduk sehr interessant. Was noch im Review erwähnt werden hätte können ist das prägnante Bassspiel auf der Platte. Speziell bei „On darkened wings“.
    Hier klingen Marduk für mich wirklich schwarz und atmosphärisch.
    „Echoes from the past“ finde ich persönlich auch nicjt zu langgezogen, da das Album auf sonstige Intros, Outros und Interludes verzichtet.

    9/10
  2. ultra.silvam sagt:

    Nach wie vor das beste Marduk Album. Atmosphäre, Sound, Aufmachung. Perfekter 90er Black Metal.

    10/10
  3. Gabbagandalf sagt:

    Hammergeiles Album, welches immer mal wieder den Weg in den CD Player findet. Auch geschichtlich interressant, da es eines der ersten Alben der 2. Welle ist (Burzum, Darkthrone+Immortal hatten schon fertige Alben, der Rest nur Demos-soweit ich das in Erinnerung habe) und in der Geschichte Marduks auch eher untypisch, da es noch recht „melodiös“ ist und einfach diesen 90er vibe herrlich wiedergibt. So richtig rasend schnell wurde es ja erst mit Opus Nocturne, ebenfalls ein Wahnsinnsding, von daher wirklich ein sehr eigenständiges Mardukwerk.
    Die Rezension trifft wahrlich den Nagel auf´n Kopp und ist gut geschrieben, aber bisl klugscheißen muss ich doch, denn auf dem Cover sind nicht die Reiter der Apokalypse, sondern die Nazgul (siehe Text zum Song Those of the Unlights), warum man auf dem Cover nicht 9 sondern nur 6 verewigt hat, bleibt Marduks Geheimnis…

    9/10
  4. Vlad_the_Impala sagt:

    Ok, hier mein Outing:
    Ich habe dieses Album (ebenso wie alle anderen Marduk-Alben) zuvor noch nie gehört, aber dieses Review und eure Meinungen haben mein Interesse geweckt. 🙂
    Also… Ich schätze, ich mag’s. 🙂
    Dieser Drum-Sound erinnert mich irgendwie voll an Dissection’s „Somberlain“. Geht ähnlich gut ins Ohr, wenn auch in etwas stromlinienförmigerer Ausführung.

    Macht schon Laune, und irgendwie assoziiere ich damit auch nicht zwangsläufig „Black Metal“. Erinnert mich an meine frühe Metal-Jugend, als die Genre-Grenzen (gefühlt) noch nicht so strikt waren.

    Unterm Strich: Ich werde mal noch ein wenig mehr in andere Marduk-Geschichten reinhören. Würde gern mitreden können. 😀

    8/10