Alcest
Live in Nanjing

Konzertbericht

Billing: Alcest
Konzert vom 2011-11-06 | 61 House, Nanjing, China

 

Alcest

Schauplatz ist diesmal das 61 House, wie die Castle Bar eine gemütliche Kellerkneipe, allerdings nicht so heruntergekommen und mit einer richtigen Bühne ausgestattet. Als ich um kurz nach sieben ankomme, sind ALCEST mit dem Soundcheck beschäftigt, also widme ich mich erstmal dem Angebot der Bar. Nach ausgiebigem Einstellen vor allem der Monitore dann eine kurze Pause und ein paar Minuten für die „Presse“, bevor ALCEST gegen acht loslegen. Geboten wird ein Querschnitt durch alle bisherigen Veröffentlichungen, nur die ganz alten BM-Sachen lässt man außen vor. Stattdessen gibt’s einen Vorgeschmack auf das neue Album „Les voyages de l’âme“, welches bereits fertig ist und im Januar erscheinen soll. Nach zwei Monaten on the road kann die Band ihren Set sicher im Schlaf spielen, macht allerdings nicht den Eindruck, vom eigenen Kram bereits gelangweilt zu sein. Nun möchte ich nicht von Elan sprechen, denn das würde so gar nicht zum introvertierten Eindruck passen, den ALCEST machen, aber die Musiker fühlen sich auf der Bühne durchaus wohl. Eine große Show wird nicht geboten, es gibt nur kurze Ansagen und knappe Thankyous. Vielmehr scheint die Band in ihrer Musik zu versinken und lädt die Zuschauer ein, für die Dauer des Auftritts das Reich von ALCEST zu besuchen. Zum zurückhaltenden Charakter von ALCESTs Auftritt passt die monochromatische Licht“show“. Die Franzosen versuchen es nicht mit Reizüberflutung, sondern lassen die Musik ganz für sich sprechen.

Alcest

Das funktioniert ziemlich gut und gefällt mir persönlich besser als ALCEST aus der Konserve. Wahrscheinlich deshalb, weil die Musik live roher und bissiger wirkt, was mir auf Platte mitunter etwas abgeht. Auch das Publikum kann der Darbietung der Truppe durchaus etwas abgewinnen, obwohl (oder gerade weil?) der in sich gekehrte Ansatz von Neige und seinen Mitstreitern in krassem Gegensatz zur lauten und mitunter durchaus kindischen Oberflächlichkeit moderner chinesischer Popkultur steht. Doch letztendlich ist es natürlich kein Wunder, dass sich unter 8 Millionen Einwohnern 100 Fans finden, die ALCEST nicht nur etwas abgewöhnen können, sondern jedes Lied während der ersten fünf Sekunden erkennen. Diesen wurde sicher ein gelungener Abend geboten, der für chinesische Verhältnisse mit 70-80 Minuten recht lang war, für wahre Anhänger und (überraschenderweise) auch den Autor dieser Zeilen aber ruhig hätte länger sein dürfen.

Alcest

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10.11.2011

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2 Kommentare zu Alcest - Live in Nanjing

  1. Schnitz sagt:

    China, metalfreie Zone? Es gibt in Peking Wochenendenden da kann man auf mehr als ein Festival mit einer Metal Buehne. Keine Plattenlaeden? Es gibt gerade fuer alternative Musik mehr als einen Plattenladen in Peking. Natuerlich ist die Szene, gemessen an der Zahl der Einwohner, sehr klein. Sie existiert aber, und metalfrei ist China sicher nicht. Es gibt sehr viele lokale Bands, darunter auch bekanntere wie Yaksa oder Ego Fall, die regelmaessig mehrere hundert Leute ziehen. Es gibt hier in Peking Black Metal Abende, Hair Metal Naechte, bunt gemischte Abende, usw. Die lokalen Bands und Clubs verkaufen alle CDs, T-Shirts und Aufkleber. Es gibt auch in Peking und Shanghai deutlich mehr als einen Club fuer haertere alternative Musik. Es ist jetzt auch nicht so, dass Alcest die erste europaeische Band in China waehren. Dark Tranquillity, Edguy, The Ocean, Heaven Shall Burn, Helloween, Stratovarius und viele mehr waren hier schon fuer mehrere Shows.

  2. Anonymous sagt:

    naja, viel oder wenig ist ja immer ansichtssache. wenn in peking bei 200facher einwohnerzahl so viel los ist wie in einer finnischen provinzstadt, dann ist das halt für meinen geschmack ziemlich metalfrei. mal ganz davon abgesehen, dass peking, shanghai und hongkong für china alles andere als typisch sind. woanders ist’s noch weniger.