Agrypnie, Totalselfhatred, Arroganz und Asphagor
Reflective Dimensions Tour live in Oberhausen und Stuttgart

Konzertbericht

Billing: Agrypnie, TotalSelfHatred, Arroganz und Asphagor
Konzert vom 13.10.2018 | Helvete, Oberhauen

Oberhausen, 13.10.2018 (Richard Mertens)

Dem strahlenden Sonnenschein samt Temperaturen, die so eher im Sommer zu erwarten wären, zum Trotz, öffnet das Helvete in Oberhausen rechtzeitig die Tore. Zusätzlich zu den Bands stehen während der gesamten Tour auch exklusive Künstlerausstellungen im Rampenlicht. Der Club im Ruhrpott bietet aufgrund seiner zahlreichen Räume hierfür zwar optimale Voraussetzungen, allerdings werden die ausgestellten Kunstwerke, zu denen auch die auf Leinwand präsentierten Artworks des neuen AGRYPNIE-Albums „Grenzgænger“ zählen, von vielen Gästen nur beiläufig wahrgenommen. Die große Merch-Auswahl, die edel aufgemachten Tonträger und der Getränkevorrat können da schon mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Impressionen - Reflective Dimensions Tour 2018 - Oberhausen

Impressionen – Reflective Dimensions Tour 2018 – Oberhausen

Spätestens als ASPHAGOR die ersten Takte verlauten lassen, lichten sich allerdings auch Merch-Stand und Bar. Nicht nur optisch erinnern die Österreicher an WATAIN, auch musikalisch lassen sich die Schweden in den wüsten Momenten des Auftritts als Referenz wiederfinden. Ansonsten dominiert Mid-Tempo sowie ein deutlich zu vernehmender Hang zu progressiveren Songstrukturen und Melodien, die sich aber leider nicht vollends im Ohr festsetzen wollen. Am Einsatz der Bandmitglieder liegt dies keinesfalls, insbesondere Frontmann Morgoth zieht auch aufgrund seines mit Knochen verzierten Mikroständers viele Blicke auf sich. Das Quintett schlägt sich als Opener souverän und erntet dafür zum Ende des Sets den entsprechenden Applaus – Betriebstemperatur erreicht.

Galerie mit 5 Bildern: Asphagor – Reflective Dimensions Tour 2018, Oberhausen

ARROGANZ fallen stilistisch bei der Tour-Zusammenstellung sicherlich am ehesten aus dem Rahmen. Abwechslung schadet, wie weithin bekannt, jedoch nur in den seltensten Fällen – so auch am heutigen Abend. Die Cottbuser erfreuen sich bereits zu Beginn des Sets an zahlreich gereckten Fäusten und servieren ihren simpel gehaltenen Death Metal voller Inbrunst. Songs wie „Obliviate“ und „By Glowing Chains“ gewinnen im Livegewand deutlich an Durchschlagskraft. Glücklicherweise legt das Trio die insbesondere mit der aktuellen EP „Erzketzer“ Einzug erhaltende Prollo-Attitüde während des Auftritts nahezu komplett ab, taucht stattdessen in Nebelschwaden ein und lässt die Haare oder wahlweise auch den Bart rotieren. Angeschwärzter Death Metal – pur, intensiv, mitunter aber auch (gewollt) stumpf.

Galerie mit 7 Bildern: Arroganz – Reflective Dimensions Tour 2018, Oberhausen

TOTALSELFHATRED haben keine einfachen Zeiten hinter sich, worauf nicht nur der mehr als eindeutige Bandname schließen lässt. Im Vorfeld des neuen Albums „Solitude“ hat sich Gitarrist/Sänger Corvus verabschiedet, um sein Augenmerk vollends auf seine andere Band KORGONTHURUS zu richten. Da zudem kein Keyboarder auf der aktuellen Tour mit von der Partei ist, treten die Finnen lediglich als Quartett an. Auch wenn die Formkurve nach dem mittelprächtigen „Apocalypse In Your Heart“ mit dem aktuellen Silberling wieder deutlich nach oben zeigt, sind es vor allem die Stücke vom selbstbetitelten Debüt („Enlightment“, „Total Self-Hatred“), die emotional mitreißen. Aufgrund der unfassbaren Hingabe der Musiker schleicht sich dabei auch die ein oder andere Ungenauigkeit ein, was den Auftritt jedoch nur umso fragiler wirken lässt. Die mitunter harschen Stimmungswechsel innerhalb der Songs zeigen zum einen auf, dass sich TOTALSELFHATRED keinen Genre-Konventionen verschreiben, und lassen zum anderen das Wechselbad der Gefühle umso intensiver wirken. Überraschend starker Auftritt, auf den gemessen am Zuspruch und der Personenanzahl anscheinend ein Großteil der Anwesenden hingefiebert hat.

Galerie mit 10 Bildern: Totalselfhatred – Reflective Dimensions Tour 2018, Oberhausen

Aufgrund der hohen Temperaturen und der äußerst stickigen Luft vor der Bühne verlassen viele Besucher zwischen den Auftritten den Konzertbereich. So kommt es, dass AGRYPNIE ihren traditionellen Opener „Der Tote Trakt“ noch vor äußerst spärlich besetzen Reihen anstimmen, ehe sich der Raum wieder füllt. Hinzukommend ist Frontmann Torsten anfangs noch mit dem Bühnensound äußerst unzufrieden, was unmissverständlich kundgetan wird. Beim anschließenden „Erwachen“ scheinen sich die Probleme zu legen. Vor der Bühne zeigt sich der Sound von AGRYPNIE ohnehin so differenziert, wie vorher kaum jemals erlebt. Insbesondere auch der Gesang von Torsten kommt weniger krächzend, sondern vielmehr ausbalanciert druckvoll daher. Über die vergangenen Jahre hatte die Live-Besetzung zahlreiche Wechsel zu verkraften, zuletzt gingen die beiden Gitarristen Dave und Martin von Bord. Mit Marrok (u.a. ANOMALIE und HARAKIRI FOR THE SKY) und Marc (u.a. THE COLD ROOM) wurde entsprechender Ersatz gefunden, der auch live überzeugt. Torsten selbst nutzt die Zeit zwischen den Songs für kleine Anekdoten zum neuen Album, greift bei einigen Songs aber auch selbst zur Gitarre, wie z.B. beim neuen Titel „Zu Grabe“, der im Doppelschlag mit dem ebenfalls neuen „Die längste Nacht“ dargeboten wird. Mit „Und Führet Mich Nicht In Versuchung“ ist sogar ein Stück von dem ruppigen Debüt (2006) in der Setlist vertreten, die mit dem grandiosen „Zivilisation“ von „Exit“ (2008), der Zugabe „Schlaf“ von „16[485]“ (2010) und „Zurück“ von „Aetas Cineris“ (2013) einen eindrucksvollen Ausflug durch die gesamte Schaffensphase von AGRYPNIE bietet. Die Zugabe wird ohne große Umschweife direkt an das reguläre Set angeschlossen, da die Bühne keinen Rückzugsort für die Musiker bietet und Rockstar-Allüren ohnehin fehl am Platz gewesen wären – ein Indiz mehr für einen äußerst authentischen Konzertabend eines abwechslungsreichen Tourpakets in Oberhausen.

Galerie mit 8 Bildern: Agrypnie – Reflective Dimensions Tour 2018, Oberhausen

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26.10.2018

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Agrypnie und Asphagor auf Tour

31.05. - 01.06.24Rage against Racism Open Air Festival 2024 (Festival)Freedom Call, Décembre Noir, Abbie Falls, Asphagor, Lacrimas Profundere, Silenzer, Darker Half, Galactic Superlords, Motorowl und Musikcorps HohenbudbergJZ Die Mühle, Duisburg
02.08. - 03.08.24metal.de präsentiertZappenDuster Open Air 2024 (Festival)...And Oceans, Empyrium, Uada, Unto Others, Asagraum, The Spirit, Cloak, Sunken, Sun Of The Sleepless, Perchta, Chapel Of Disease, Agrypnie, Nornír, Theotoxin, Praise The Plague und MorvigorSputnikhalle, Münster
20.09. - 21.09.24metal.de präsentiertParty.San Metal Open Air - Herbstoffensive V (Festival)Naglfar, The Committee, Groza, Whiskey Ritual, Temple Of Dread, Schafott, Kanonenfieber, Vomitory, Cytotoxin, Deathrite, Boötes Void und AsphagorUhrenwerk, Weimar
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