Saga
Mitreißendes Konzert der Progressive Rocker auf ihrer Abschiedstournee
Konzertbericht
Das Ende der kanadischen Neo-Progger SAGA naht, aber glücklicherweise nutzt die Band das gesamte Jahr 2017 für eine ausgedehnte Abschiedstournee. Im Rahmen der „4.0 Anniversary & The Final Chapter Tour 2017“ kommt das Quintett jetzt sogar ein zweites Mal in die Kantine in Köln. Wir waren für Euch auch diesmal dabei.
Nach dem Stelldichein im April gastieren die kanadischen Neoprogger SAGA ein zweites Mal in der Kantine in Köln, und diesmal ist noch gerammelter voll als vor ein paar Monaten. Klar: Die Band macht nach 40 Jahren Tourgeschäft demnächst Schluss, und vorher möchte jeder sich noch einmal von den vorhandenen Live-Qualitäten der mittlerweile gestandenen Herren um Sänger Michael Sadler überzeugen. Allerdings ist die Kantine etwas zu voll: Nicht einmal vor den Theken und den Merchtischen ist genügend Platz, um zu stehen, weswegen viele der zumeist angegrauten Fans gleich in den Eingangsbereich ausweichen. Dort erlebt man allerdings Konkurrenzbeschallung aus dem Nachbarsaal. Kurz: das ist suboptimal.
SAGA supporten sich selbst
Anders als im April haben SAGA diesmal eine Vorband dabei – nämlich sich selbst. Das Quintett spielt dabei in einer Bibliotheksatmosphäre einige ihrer Klassiker als Akustikversion. Was sich nach einem schaumgebremsten Vergnügen anhört, ist aber in Wirklichkeit richtig gut. Nicht nur, dass die Bandmitglieder an ihren Instrumenten überzeugen und die Klassiker in mitreißenden Versionen spielen; Sänger Michael Sadler gibt Keyboarder Jim Gilmour auch ein wenig Deutschunterricht, und die beiden witzeln über ihren Status als „Vorgruppe“ für SAGA. Es ist einfach großartig, die Band so losgelöst zu erleben.
Setlist:
Images (Chapter 1)
Time to Go
The Perfectionist
Footsteps in the Hall / You Were Right / On the Other Side
No Regrets (Chapter 5)
The Security of Illusion
Nach einer längeren Umbaupause steht dann das normale Set an: Und da machen SAGA nahtlos weiter, wo sie im April aufgehört haben. Anders als vor ein paar Monaten gibt es diesmal aber ein Multimedia-Backdrop, wo Albumcover, Bandfotos, Videos von den großen Konzerten Anfang der Achtziger und Footage vom Tourleben eingespielt werden. Das ergibt beispielsweise den tollen Vergleich bei „On The Loose“, wo der eigene Auftritt von 1985 synchron mitläuft. Fazit: SAGA sind nach wie vor in bester Verfassung. Oder wie es Michael Sadler formuliert: „1977 – 2017 – still standing“.
1977 – 2017 – still standing
Unter diesen Voraussetzungen bedeutet es natürlich nur gutes, wenn es heißt: Kaum Veränderungen zum April. Die Setlist ist moderat überarbeitet, das war’s. Was bleibt, ist die hervorragende Verfassung der Band und die gute Stimmung im Publikum. Wie immer hat Sadler die Menge im Griff, fragt nach Songs, die die Band spielen soll, und macht Mitklatsch- und Mitsingspielchen. Insgesamt ist es von Anfang an sehr laut in der Halle. Frenetischer Jubel.
Galerie mit 20 Bildern: Saga – live in Köln, 03.11.2017Und auf der Bühne ist jede Menge Bewegung: Beispielsweise als Keyboarder Jim Gilmour mit einem tragbaren Minikeyboard nach vorne stürmt, um sich ein Solo-Duell mit Gitarrist Ian Chrichton zu liefern. Und Michael Sadler wechselt munter zwischen Mikrophon, Keyboard und Bass. Als er sich den Tieftöner umbindet, weiß das Publikum natürlich schon längst Bescheid: Zeit für „Humble Stance“ einen der ältesten Hits der Band. Schlagzeuger Mike Thorne wiederum darf, wie es Tradition bei SAGA ist, ein Solo spielen (nachdem er bereits beim Akustikset an der Gitarre geglänzt hat).
Als nach (selbstverständlich viel zu kurzen) 16 Songs das erste Mal Schluss ist, weiß das Publikum schon: Da kommt noch was. Ohne „The Flyer“ und „Wind Him Up“ geht kein SAGA-Konzert zu Ende. Zum Abschluss spielt die Gruppe noch „Compromise“, und da ist den Anwesenden längst klar: Wenn es das jetzt also gewesen sein sollte, so haben sich SAGA würdig, ja sogar in Top-Form vom Publikum verabschiedet.
Und so geht ein toller Abend zu Ende. Was bleibt, ist ein seltsamer Mix aus Freude und Wehmut. Ja, es war verdammt toll, noch einmal dabei gewesen zu sein und die Lieblingsband noch einmal in toller Form erlebt zu haben. Und ja, es ist verdammt schade! Aber wer weiß, was da alles noch kommen mag… in dieser Verfassung muss noch niemand der Bandmitglieder so ganz ans Aufhören denken.
Setlist:
Take a Chance
How Long
On the Loose
The 13th Generation
The Learning Tree
Careful Where You Step
Time’s Up
Someone Should
On the Air
Mouse in a Maze
Book of Lies
Drum Solo
Humble Stance
Scratching the Surface
You’re Not Alone
Don’t Be Late (Chapter 2)
—
The Flyer
Wind Him Up
—
Compromise
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