Seal The Deal Tour 2017
Ein Konzert für die ganze Familie

Konzertbericht

Billing: Volbeat
Konzert vom 24.08.2017 | Waldbühne, Berlin

Die Waldbühne Berlin beherbergt an diesem Abend VOLBEAT und deren Vorbands AMORPHIS und FLOGGING MOLLY, die ihre Fans mit einem Wirbel aus Sitar, Banjo, Flöte und harten Riffs begeistern. Wer die Bands kennt, wird keine Überraschungen erleben. Es wird gemetalt, gefolkt und hart gerockt!

Konzertfotos von Volbeat auf der Seal The Deal Tour 2017

Volbeat – Seal The Deal Tour 2017

Startschwierigkeiten

Pünktlich beginnen an einem lauen Sommerabend AMORPHIS einen vielfältigen Konzertabend. Die elektronische Sitar schallt das Amphitheater der Waldbühne hinauf und ist ein Vorgeschmack auf das reichhaltige Kaleidoskop der Progressive-Death-Metal-Band. Tomi Joutsen wechselt gutturalen und Klargesang gekonnt ab, ist nach eigener Aussage sehr froh hier zu sein und liefert mit seiner Band einen mannigfaltigen und gut gespielten Auftritt ab. Insgesamt sechs kurze Soundaussetzer irritieren gelegentlich. Was jedoch mehr zum Grübeln bringt, ist, warum die finnischen Veteranen im sich neu Erfinden, einer Menge gegenüberstehen, die hier sind, um das zu sehen, was sie kennen. Das Kalkül bei so vielen Zuschauern rein rechnerisch ein paar mehr Fans zu gewinnen, scheint kaum aufzugehen. Das Publikum wirkt verhalten, müde und nur die Ankündigung des Headliners vermag echte Begeisterung hervorzurufen. Für uns sind die “Formlosen” definitiv die Vorband der Herzen, auch wenn sie vielleicht hier sein könnten, um das Metal-Image von Volbeat aufzupolieren. Nach einem so großartigen Album wie “Under The Red Cloud” wirkt die Entscheidung, hier in diesem Rahmen zu spielen unverständlich.

Galerie mit 20 Bildern: Amorphis - Seal The Deal Tour 2017

Streichholz und Benzinkanister

Als nächste stehen die irischen Folk-Rocker FLOGGING MOLLY samt Akkordeon, Banjo und später auch Fiddle und Querflöte auf der Bühne. Der Frontmann Dave King sieht vielleicht aus wie ein onkelhafter Buchhalter, springt und singt jedoch über die Bühne als wäre er 26 statt 56. Der Auftritt erinnert ein wenig an Big Band und der fast durchgängige Zwei­vier­tel­takt, sowie die zügellose Fiddle von Bridget Regan reißen viele mit. Schnell klatscht mindestens ein Drittel des Publikums. Und wer nicht klatscht, wippt mit dem Fuß, ob man will oder nicht. Die Iren haben sichtlich Spaß und genießen die inzwischen vollkommen besetzte Waldbühne. Der durchschnittliche Besucher ist bei seinem zweiten Bier und es ist sicher nicht notwendig Alkohol zu trinken, um sich für instrumental und stimmlich astreinen irischen Folk zu begeistern. Uns, die wir uns auf ein etwas härteres Musik-Potpourri eingestellt haben, hilft er. Die herzlichen Rocker verwandeln eine verhaltene Menge in ein begeistertes Publikum und haben jetzt sicher einige neue Fans. Als Vorband und Anheizer holen sie 10/10 Punkte.

Galerie mit 18 Bildern: Flogging Molly - Seal The Deal Tour 2017

Für die ganze Familie

In der zweiten Umbaupause wartet man auf VOLBEAT und ein paar Fans der ersten Stunde hinter mir freuen sich mit den Worten “Das wird kein Kinderkonzert.” Aber ist das so? Einige junge Mütter rücken den Ohrenschutz ihrer Kinder zurecht und ich laufe an vielen Shirts mit der Aufschrift “Metal even your Mom would like” vorbei. Seit der Bandgründung 2001 ist viel Zeit vergangen. Die Bandmitglieder und auch einige Fans haben mittlerweile Kinder, der Konzertgang wird zum Familienausflug. Ob jetzt VOLBEAT sich mit der Zeit organisch weg aus der Metal-Nische gen Rock-Mainstream entwickelt haben und sich das Marketing nur angepasst hat oder die Musik dem Erfolg hintangestellt wurde, ist im Grunde durch uns weder zu beantworten noch wirklich relevant. Offensichtlich sind Band und Fans zusammen in eine andere Lebensphase eingetreten und das muss verändern. Ob man da mitmacht, ist jedem selbst überlassen.

Galerie mit 24 Bildern: Volbeat - Seal The Deal Tour 2017

Full Access

Der Headliner selbst darf als erstes den gut zehn Meter ins Publikum ragenden Steg benutzen, der in einer vier mal vier Meter großen Kleinbühne endet, die wie ein Boxring zurechtgemacht ist und größer sein dürfte als manche Klubs in denen die Dänen ihre Karriere begonnen haben. Weitere Hingucker sind die drei Videowände, auf denen links und rechts live die Band und in der Mitte Videos passend zu den Stücken gezeigt werden. Nach einem kurzen Voodoo-Dschungel-artigen Intro beginnen VOLBEAT mit “The Devil’s Bleeding Crown” kraftvoll einen viel bejubelten Auftritt. Die Playlist ist dabei bis auf eine gute handvoll Auswechslungen, die gleiche wie 2016 in der ‘Mercedes Benz Arena’. Spätestens bei “Sad Man’s Tongue” stehen alle und singen lauthals mit. Oft ist es mehr Rock, mehr die letzten zwei Alben, als der schnellere, härtere Stil, mit dem sie damals bekannt geworden sind. Das hält die Band und vor allem Gitarrist Rob Caggiano nicht davon ab, ordentlich loszulegen. Wird es dann mit Titeln wie “Slaytan” oder “Evelyn” doch mal rauer, wirken diese eher wie Ausreißer, haben etwas erzwungenes, als gehöre es halt dazu, aber eben auch nicht wirklich. Nicht mehr.

Konzertfotos von Volbeat auf der Seal The Deal Tour 2017

Volbeat – Seal The Deal Tour 2017

Erlaubt ist, was gefällt

Am Anfang war vor allem Michael Poulsen noch alleine vorn, im Laufe des Auftritts finden sich jedoch auch Bassist und Gitarrist nur einen Meter Luftlinie von den rasenden Fans ein. Die Performance ist makellos und VOLBEAT-Fans bekommen alles, was sie an ihrer Band lieben. Ein wenig Pyro-Show, ehrlicher, menschlicher Kontakt mit Frontmann Michael Poulsen, eine verschenkte Gitarre und aus gegebenem Anlass eine Widmung des Songs “Goodbye Forever” an die verstorbenen Freunde Chris Cornell und Chester Bennington. Wobei hier der Chor aus der Dose unangenehm aufstößt. Marc “Groo” Grewe, Frontmann von INSIDIOUS DISEASE, unterstützt wieder bei der Hymne “For Evigt”, bei der es diesmal sogar weißes Konfetti regnet. Die Setlist ist eine ausgewogene Mischung aus den inzwischen mehr als 15 Jahren Bandgeschichte.

Konzertfotos von Volbeat auf der Seal The Deal Tour 2017

Volbeat – Seal The Deal Tour 2017

Fazit

VOLBEAT sind als Serientourer mit viel Freude und Professionalität am Werk und erschließen sich mit der eher rockigeren Richtung seit Jahren ein wachsendes Publikum, dessen Schnittmenge sich mit den Fans der ersten Stunde stetig verkleinert. Es wäre allerdings anmaßend, dies den Musikern ankreiden zu wollen und auch wenn sich die Dänen in ein paar Jahren ganz dem Hard-Rock verschrieben haben sollten: Ihre Konzerte machen nach wie vor viel Spaß.

Text: Tobias Mühlau
Fotos: Andrea Friedrich

31.08.2017

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