Deflore - Human Indu[B]strial

Review

Wenn man aus dem eigenwilligen Albumtitel von DEFLOREs 2005er Album das Gesamtkonzept ableiten sollte, läge „menschlicher Dub“ gar nicht mal fern – und kommt der tatsächlichen Erscheinung schon sehr nahe.

Das italienische Duo wartet mit einem zweigesichtigen Album auf: Einerseits wirkt es kalt und steril, dann aber auch wieder sehr organisch. DEFLORE spielen eine sehr subtile Art des Industrial Metals, in dem sie viele Effekte sehr dezent und untermalend einsetzen. Schon der erste Song wirkt wie eine grundlegende Analyse dessen, was danach folgt: Nach einem eher heftigen gitarrenorientierten Start wandelt sich der Song zur Dub-Beat-lastigen, vom Bass dominierten Nummer. Die ersten fünf Songs konzentrieren sich ohnehin auf die Gitarrenarbeit, die mit simplen aber effektiven Riffs den Rhythmus vorgibt. Dazu das Schlagzeug, welches fast unbemerkt mit verschiedenen Raumecho-Effekten belegt wird – mal trocken, fast völlig ohne Verfremdung und mal mit monumentalem Hall unterlegt. Kombiniert wird dies mit gesampelten Beats, die entweder unisono mit dem menschlichen Schlagwerk erklingen, oder es zeitweise völlig ablösen.
Mit dem sechsten Song geht der Weg dann eindeutig Richtung Dub: Langsame, getragene Rhythmen, Songs mit schwermütigem und monumentalem Charakter, hypnotisierende Basslinien, die zeitweise an MASSIVE ATTACKs Über-Album „Mezzanine“ erinnern. In den monumentalen Passagen erinnern wiederum die Gitarren, das schwerfällige Schlagzeug und die behutsam eingesetzten Synth-Flächen an die norwegischen Industrial-Veteranen RED HARVEST in ihrer „HyBreed“-Phase.
Eine Besonderheit des Albums ist sein instrumentaler Charakter, denn bis auf ein paar vereinzelt eingestreute Sprachsamples verzichtet man gänzlich auf einen Sänger. Die Betonung liegt also vollkommen auf der Musik, die ohne Texte auf den Hörer wirken soll.
Ebenso faszinierend ist die Produktion des Albums, die (gewollt oder nicht) das Flair und die Atmosphäre des frühen Industrial Metals Anfang der 90er verbreitet – die Zeit, in der Bands wie TREPONEM PAL und MINISTRY den Ton angaben.

Fazit: Wer RED HARVESTs „HyBreed“ mag, und sich auf das Experiment einlässt, elektronische Klangstrukturen auf „menschliche“ Instrumentalisierung zu übertragen, ist bei DEFLORE sehr gut aufgehoben.

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05.11.2006

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