Der Rote Milan - Schlund

Review

DER ROTE MILAN scheinen sich nach ihrem zweiten Album „Moritat“, das nun auch schon fünf Jahre auf dem Buckel hat, bis auf Weiteres aufs Kurzformat verlegt zu haben. Nach „Sinis“ aus dem Jahr 2020 folgt mit „Schlund“ nun nach langer Durststrecke erneut eine EP, wenngleich diese mit vier Songs plus Intro etwas üppiger ausfällt als der Vorgänger und so etwa auf die doppelte Spielzeit kommt.

DER ROTE MILAN fliegt nach langer Durststrecke wieder

Und auch wenn die Ausbeute für diesen vergleichsweise langen Zeitraum trotzdem etwas mager erscheinen mag, so haben DER ROTE MILAN doch offenkundig nicht auf der faulen Haut gelegen. Denn schon „Erloschen“ setzt zwar auf die von den Trierern bekannte Mischung aus melancholischer Stimmung und Tremolo-gespickter Raserei, ist dabei im Vergleich zu ihrem bisherigen Schaffen aber dynamischer geraten und flechtet neben treibenden Headbang-Parts auch ein paar griffige Schweden-Melodien ein.

„Der Keiler“ brettert zwar zunächst wie das namensgebende Wildschwein durchs Gehölz, vergisst dabei aber nicht, im Sinne der Abwechslung auch mal ab und zu vom Gas zu gehen, um Raum für Nackentraining oder träumerische Leads zu lassen. Und „Schwarze Winde“ wehten der Legende nach nicht nur unserer Crew beim diesjährigen Summer Breeze vom Dixi entgegen, bei DER ROTE MILAN gestalten sie sich zudem auch überaus atmosphärisch und raumgreifend. Da kann man schon mal ein wenig Gänsehaut kriegen, hier zum Glück aus den richtigen Gründen.

Den Abschluss macht „Der Herr der Schaben“, mit knapp sieben Minuten das längste und auch vielseitigste Stück der EP. Der Song beginnt treibend, angriffslustig und mit ein paar pfiffigen Breaks gespickt, lässt das Tempo aber zur Mitte hin in einen pechschwarzen Schlund absacken, bevor man sich langsam zu einem epischen Finale hochschraubt.

„Schlund“ zeigt eine positive Entwicklung

Die Raubvögel aus Rheinland-Pfalz erfinden sich freilich nicht komplett neu, begrüßenswert ist der Zugewinn an Abwechslungsreichtum und Dynamik aber allemal. Auch der Gesang gestaltet sich etwas kerniger und variabler als zuvor, zumindest im Black-Metal-Kontext. Insgesamt schlägt „Schlund“ also durchaus mit einer positiven Entwicklung zu Buche.

Und wer jetzt angefixt ist, kann sich freuen, denn einen Nachfolger hat die Band wohl schon in trockenen Tüchern. Ob es sich dabei allerdings um eine weitere EP oder gar doch um einen neuen Langspieler handelt, ist noch nicht bekannt. Fest steht: DER ROTE MILAN fliegt in die richtige Richtung.

22.11.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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