Edguy - Age Of The Joker

Review

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Seit fast zwei Dekaden zählen EDGUY nun schon zu den festen Instanzen der deutschen Metal-Szene. Zurecht, wenn man bedenkt, dass das Quintett aus Fulda seit seiner Gründung 1992 kontinuierlich sehr gute Alben veröffentlicht hat, auf unzähligen Bühnen der Welt aufspielen durfte und sich nie eine Pause gegönnt hat. Mehr als nur einmal habe ich mich gefragt, ob Tobias Sammet und Co. nicht doch irgendwann die Ideen ausgehen, doch jedes neue Album der Band belehrte mich eines besseren – auch wenn ich nicht jede Veröffentlichung so hoch loben kann, wie meine werten Kollegen, die bisher noch kein EDGUY-Album mit weniger als acht Punkten bewerteten. Doch wie sieht es mit dem neuen Album der Power Metal-Urgesteine “Age Of The Joker” aus?

Zunächst sollte ich wohl erwähnen, dass dieses Werk eigentlich gar kein typisches Power Metal-Album aus dem Hause EDGUY ist. Zwar verfolgen die Musiker aus Fulda konsequent ihren eingeschlagenen Pfad und alle typischen Trademarks der Band sind natürlich zu hören, doch zum einen fühlt sich “Age Of The Joker” an vielen stellen viel eher im traditionellen Heavy Metal als im Power Metal zu Hause und zum anderen verlassen EDGUY auch ansonsten nicht selten die ausgetretenen Pfade, wagen sich in neues Terrain und loten dort ihre Möglichkeiten aus. An sich klingt es vielversprechend, wenn Bands auch nach 20 Jahren noch Experimente wagen, doch im Falle EDGUY ist leider nicht alles Gold, was glänzt. Denn das Quintett versucht schlichtweg auf so vielen Pfaden gleichzeitig zu wandeln und so viele Ideen unter zu bringen wie nur möglich, sodass das Gesamtwerk häufig unstimmig und durcheinander wirkt.

Das zeigt sich schon beim Opener “Robin Hood”, der als eingängig-rockiges Stück mit markanter Hammond Orgel beginnt, urplötzlich in einen theatralisch gesprochenen, mit Chören unterlegten Part nach MANOWAR-Manier mündet, daraufhin einen Abstecher in den 80er Heavy Metal, deutlich an DIO orientiert, macht, dass man gar nicht glauben kann, noch dasselbe Album im Player zu haben. Das folgende straighte Heavy Rock-Stück “Nobody’s Hero”, das ebenso an DIO erinnert, punktet da schon deutlich mehr, doch schon bei “Rock Of Cashel” verstricken sich EDGUY erneut in ihren eigenen Ideen, so wird der mitreißende Titel völlig unerwartet von einem schwungvollen Zwischenpart durchbrochen, der ein wenig an BLIND GUARDIAN mit Mittelalter-Rock-Schlagseite denken lässt. “Pandora’s Box” versucht anschließend zunächst mit LED ZEPPELIN-Anleihen und kurz danach mit Country-, Blues- und Southern-Rock-Elementen aufzuwarten, der Refrain wiederum klingt erstmals typisch EDGUY, wirkt im Zusammenspiel mit den anderen Parts jedoch fast schon befremdlich.

Bis hierhin also ungewohnte, teils sogar schwere Kost, doch EDGUY sind sich ihrer bisherigen Stärken durchaus bewusst und haben sich nicht von ihrem typischen Sound verabschiedet. “Breathe”, “Two Out Of Seven”, “The Arcane Guild” oder “Fire On The Downline” haben alles zu bieten, was man von den Hessen erwartet: Flottes, prägnantes Riffing, Mitsingrefrain, kitschige Plastik-Keyboards (positiv gemeint!) und eine Melodie, die man so schnell nicht vergisst. Ein Highlight des Albums ist ohne Frage der vorletzte Titel des Albums “Behind The Gates To Midnight World”, der mit seinen ausladenden Parts, dem theatralischen Aufbau, der an eine Art Rockoper denken lässt, und den Piano-Arrangements SAVATAGE-Fans die Herzen höher schlagen lassen wird. Natürlich darf auch eine Ballade, hier “Every Night Without You”, auf einem EDGUY-Album nicht fehlen und damit können die Musiker aus Fulda in jeden Falle punkten.

Alles in allem können EDGUY sich also fett auf die Fahnen schreiben, dass ihnen auch nach 20 Jahren die Ideen nicht ausgehen und dass sie sehr großen Wert auf Abwechslung und Weiterentwicklung legen. Ich bin allerdings der Meinung, dass die fünf Hessen zu viel auf einmal wollten und es ihnen nicht gänzlich gelungen ist, alles unter einen Hut zu kriegen und zu einem homogenen Ganzen verschmelzen zu lassen. Desweiteren sind einige Parts meiner Meinung nach einfach überflüssig und wirken künstlich in die Länge gezogen, hier hätte man locker 15 Minuten kürzen können, das Album wäre dann noch immer verhältnismäßig lang gewesen.
Trotzdem ist “The Age Of The Joker” eine ziemlich gute Scheibe, die EDGUY-Fans nicht enttäuschen wird. Abstriche müssen allerdings gemacht werden, deshalb diesmal nur sieben Punkte.

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09.08.2011

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1 Kommentar zu Edguy - Age Of The Joker

  1. Anonymous sagt:

    Katha, bitte wegsehen 😉 Nun ja EDGUYs Neue habe ich letztens ertragen müssen in einem Club. Was ich mich immer frage: Wer hört sowas? Solch wirklich völlig uninspirierten, NUR auf rosa Süße getrimmte, von allerschrägestem, typisch deutschem Gesang sattsam veredelter Schlagerrock? Man könnte den Rock hier auch ganz weglassen… (ist eh meist besser :D) Es ist Pop unterhalb der Bohlen-Liga, sozusagen aus dem Prekariat des Prekariats. Wenn der Toby seinen Kram selber hört, muss er dann nicht sofort würgen? Wenn nicht, hat ers geschafft, er sollte Arbeitsminister werden oder Bundespräsident oder Boris Becker.

    1/10