Long Distance Calling - Stummfilm (Live from Hamburg)

Review

Galerie mit 12 Bildern: Long Distance Calling - Summer Breeze Open Air 2023

„Ich will hier einfach nur sitzen“ (Loriot -„Feierabend“, 1977)

OPETH haben es getan, SÓLSTAFIR auch und ULVER sowieso. Ruhiger werden? Einen großen stilistischen Wandel seit ihren Anfangstagen hingelegen? Jawoll, das auch – aber das ist hier nicht gemeint. Vielmehr: Vor sitzendem Publikum in einem bestuhlten Saal gespielt. Und dabei die besondere Atmosphäre einer speziellen und ungewöhnlichen Location – die ansonsten eben nicht unbedingt für Metal genutzt wird – nutzen können, um damit der Musik noch mehr Ausdruck zu verleihen.

LONG DISTANCE CALLING – Viel Raum für Kopfkino

Man kann sich als Zuhörer und -schauer in einem solchen Setting ganz auf die Darbietung auf der Bühne konzentrieren und das Gebotene genießen, ohne Gerempel von hinten, ohne das Drücken der Boots, ohne ungewolltes Geschiebe – auch wenn das körperliche Mitgehen im Sitzen doch gehörig eingeschränkt ist. Bequemlichkeit fördert hier die Aufnahmefähigkeit – ist halt kein klassisches Rockkonzert-Feeling. Aber dann muss natürlich auch einiges „On Stage“ geboten werden, damit man nicht wegdämmert.

Wie sehr LONG DISTANCE CALLING geeignet sind so ein attraktives Angebot zu machen, konnte man ja schon immer vermuten, die Herren aus Münster haben in dieser Hinsicht eben einiges anzubieten. Der wuchtige Progressive/ Post-Rock der Band – gestählt in zahlreichen, hochklassigen Gigs – lädt geradezu zum gediegenen Kopfkino-Trip beim entspannten Rumsitzen ein. Und ist interessanterweise live doch auch eine Ganzkörpererfahrung: Stillstehen fällt üblicherweise schwer, da fließt oft Schweiß und auch Energie. Daher: LONG DISTANCE CALLING wagen ein Experiment und rufen in einen bestuhlten Saal. Alles muss sitzen: Ein Risiko, wenn auch ein kalkulierbares. Das Ergebnis: Uneingeschränkt überzeugend – soviel bereits hier.

LONG DISTANCE CALLING (2019)

Damit gehören also auch LONG DISTANCE CALLING zu den gestandenen „Theater-Rock-Bands“. Auf ihrer kleinen, aber feinen „Stummfilm“-Tour 2019 – die mit ausverkauften Shows zu Recht großen Anklang fand – machte man auch in der Kulturkirche in Hamburg Station. Und glücklicherweise wurde eben dieser Auftritt in Bild und Ton festgehalten: „Stummfilm – Live From Hamburg / A Seats & Sounds Show“ ist das Ergebnis. So beginnt die wunderbar zusammengestellte Setlist dieses Auftritts mit dem toughen „Into The Black Wide Open“ und einem startenden Flugzeug auf der Videoleinwand. Knapp zwei Stunden wird die folgende Reise andauern, vollgepackt mit den Klassikern aus dem Katalog der Band über die gesamte Schaffenszeit. Dabei ist die famose Zweitwerk „Avoid The Light“ fast in Gänze (leider ohne „The Nearing Grave“) in die Setlist eingebunden: Das ist anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Albums ein mehr als ein nettes Schmankerl für die Fans und ob der Qualität dieses Werkes ein gut gewählter Schwerpunkt.

Verstärkt um Cello – absoluter Gänsehautfaktor bei „Like A River“ – und Percussions/ elektronische Beats, kommt das Material richtig überzeugend zur Geltung. Der Sound ist satt, insbesondere der Bass von Jan Hoffmann spielt eine tolle Rolle. Ansonsten: Ein einmaliger visueller Aufbau, aufwändige Lichtinstallation, tolle Atmosphäre in dem alten Kirchengebäude. Da bleibt die Band selbst anscheinend nicht unbeeindruckt, lässt sich ordentlich mitreißen und spielt ihre Klasse auf Höchstniveau aus. Oder wie schrieb bereits Kollege Mildner in seinem Livebericht: „So fett wird man “Black Paper Planes“ so schnell nicht wieder erleben“. Vielleicht nicht, aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt, denn LONG DISTANCE CALLING zeigen hier allen, dass sie eingenltich besser live dabei gewesen wären.

Stummfilm: Experiment geglückt!

Bleibt nach all dem Lob für LONG DISTANCE CALLING – und die Danksagung für die Umsetzung des Konzeptes an die Band – auch noch eines für das Publikum: Denn dieses hat letztlich gehörig Disziplin aufgebracht. Nämlich dann doch weitestgehend sitzen zu bleiben und eben doch nicht mit vollem Körpereinsatz mitzugehen.

Freuen wir uns also über den Erfolg der Konzeptes: Denn nach erfolgreicher „A Seats & Sounds Show „-Tour 2019 folgt gleich der Nachschlag mit erweitertem Konzertkalender. Also: Mit „Stummfilm – Live From Hamburg / A Seats & Sounds Show“ aus der Konserve Appetit holen und dann Vorfreuen auf die Konzerte 2020.

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24.10.2019

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

Der metal.de Serviervorschlag

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