
Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.



„MARDUK gehen auf Nummer sicher“, heißt es in unserem Diskografie-Check bezüglich des vierten Albums „Heaven Shall Burn… When We Are Gathered”. Eine Einschätzung, die vielleicht verwundert, nimmt man das geschäftige Treiben der Band im Vorfeld zum Maßstab. Rein vom künstlerischen Aspekt teilt der Autor dieser Zeilen seine Einschätzung vergangener Tage allerdings nach wie vor.
Geschäftiges Treiben bei MARDUK
Der pechschwarze Düsterbatzen „Opus Nocturne“ erschien im Dezember 1994 und markierte eine beeindruckende musikalische Entwicklung – MARDUK hatten experimentiert, ihre Spielweise (nicht nur durch die Hinzunahme von Drummer Fredrik Andersson) weiter verschärft und die Songs noch weiter in Richtung Black Metal getrimmt – mit noch schnelleren Blastbeats, wieseligeren Tremoloriffs und fieseren Vocals. Danach tourte die Band ausgiebig durch Europa und landete sogar in Mexiko.
Allerdings kam MARDUK mit Jocke Göthberg (a.k.a. av Gravf) die markante Stimme abhanden – der Mann wurde schließlich durch Erik Hagstedt ersetzt, der unter seinem nom de guerre Legion bereits bei OPHTHALAMIA überzeugte. Außerdem sollte er eine selbstbewusstere Rolle innerhalb der Band einnehmen, obwohl er bei den Aufnahmen zu „Heaven Shall Burn… When We Are Gathered” gerade einmal 20 Lenze jung war.
Grundsätzliche Entscheidungen
Bevor aber die Aufnahmen zu ebenjenem Album anstanden, gab es weitere grundsätzliche Entscheidungen: Morgan Håkansson und seinem Gefolge gefiel nämlich der Sound des zweiten Albums „Those Of The Unlight“ im Nachhinein gar nicht mehr; das wollten sie im aufstrebenden Abyss Studio unter den wachsamen Augenringen von Peter Tägtgren remixen lassen. Damit stand für MARDUK die Studiowahl für künftige Aufnahmen fest – und damit auch der Charakter des kommenden Albums: Denn wenn „Opus Nocturne“ ein hinterhältiges Echo aus den dunkelsten Tiefen der Dunkelheit war, ist „Heaven Shall Burn… When We Are Gathered” eine mechanische Breitseite mit der Präzision einer Maschinenpistole.
Das sind, zugegeben, alles Attribute, die auf MARDUKs spätere Phasen zutreffen, aber ob es hier so passend ist? Immerhin schraubte das „violette Steinzeit-Cover mit dem strunzdoofen Kampfork-Motiv“ die Erwartungen eh schon nach unten. Aber auch von den acht Songs (wobei Track Nummer eins eh nur ein verhaltenes Intro ist) wollen nicht alle die letzte Begeisterung entfachen.
„Heaven Shall Burn… When We Are Gathered” beginnt schmissig
„Heaven Shall Burn… When We Are Gathered” klingt zunächst jedoch äußerst schmissig: Der Opener „Beyond The Grace Of God“ kommt zackig auf den Punkt und die Riffwechsel sind effektiv und stimmig. Der Titel hätte sich gut auf dem Vorgängerwerk „Opus Nocturne“ gemacht, genauso wie „Infernal Eternal“. Übertrieben operettenhaft wirkt dann aber der Beginn von „Glorification Of The Black God“, was nicht weiter verwundert: Das Stück ist in seiner Gesamtheit eine Adaption des Stücks „Night On Bald Mountain“ des russischen klassischen Komponisten Modest Mussorgski, hier nur in der Black-Metal-Version.
In der Folge sind MARDUK dann ein wenig die Ideen ausgegangen: „Darkness It Shall Be“ ist die Sorte Black-Metal-Mottosong, die DARKTHRONE schon mit „Unholy Black Metal“ aus dem Hut gezaubert hatten (und im Übrigen etwas stumpf daherkommt). „The Black Tormentor Of Satan“ ist dagegen eher ungeschickt, weil statisch aufgebaut: Alle Riffs werden mindestens viermal wiederholt, wodurch das wirklich schöne DISSECTION-Style-Riff zum Ende hin etwas untergeht.
Delle im Spannungsbogen
Waren bis hierhin alle Songs mit dem Überschall-Arschtritt von Blastbeat-Drummer Fredrik Andersson versehen, nehmen MARDUK bei „Dracul Va Domni Din Nou In Transilvania“ das erste (und einzige) Mal das Tempo raus – und der Song kann mit seiner teuflischen Atmosphäre wieder überzeugen. Das abschließende „Legion“ hält zudem im zweiten Teil eins der besten MARDUK-Riffs überhaupt bereit.
Somit schließt das Album also versöhnlich; dass es aber bei seiner eh schon überschaubaren Spielzeit von 35 Minuten eine Delle im Spannungsbogen hat, ist leider nicht zu überhören. Neben dem mechanischen Sound und dem beknackten Cover gibt es allerdings noch einen Negativfaktor: Sänger Legion mag technisch gut sein, aber seine immergleiche Betonung bei immergleichen Reimschemata zehrt bisweilen an den Nerven: Einmal gehört, wird man immer wieder darauf achten. Wenn es die Intention war, den Himmel durch einen Zermürbungskampf zum Brennen zu bekommen, dann passt das allerdings auch.
Zermürbungskampf im Himmel
Unterm Strich ist „Heaven Shall Burn… When We Are Gathered” ein etwas zwiespältiges Album: Ein guter Teil der Songs geht schon in Ordnung, aber auf Strecke löst es nicht die Begeisterung aus wie sein Vorgänger. Auch bleibt die Intention hinter dem Sound, der Texte und der Optik verborgen: Soll der Himmel mittels Panzeroffensive, Ork-Angriff oder Massenhinrichtungen von Vlad Dracul in Flammen aufgehen?
Bleibt die Eingangsthese: Egal ob bei der Wahl des Sängers oder der Kompositionen an sich – MARDUK sind auf Nummer sicher gegangen. Die Band wollte sich vermutlich hinsichtlich des Livesounds konsolidieren und auch im Studio nur an bestimmten Stellschrauben drehen. Das ist legitim, hätte aber mitreißender klingen können.
Dass MARDUK aber große Pläne für zukünftige Alben geschmiedet hatten, zeigt das Backcover: Dort ist eine detaillierte Liste anstehender Veröffentlichungen abgedruckt, die bis zu „Panzer Division Marduk“ (erschien erst drei Jahre später) reicht.

Marduk - Heaven Shall Burn...When We Are Gathered
Eckart Maronde






























Für 7 Punkte ist das aber ein ehr schlechtes Review…
Hätte das nicht wenigstens Kollege Werner reviewen können? Dann wäre der Verriss wenigstens konsistent gewesen.