Metallspürhunde - Moloch

Review

„Moloch“ ist meine erste richtige Begegnung mit den METALLSPÜRHUNDEN, und das scheinbar nach einer ziemlichen Radikalkur. Was früher sofort mit Industrial gelabelt und auch in die Nähe zur NDH gerückt wurde, nennt sich laut Band nun ‚retro independent pop‘. Radikalkur ist dann allerdings übertrieben, aber der Verweis auf Pop gibt die Richtung vor: Die Schweizer haben sich neu ausgerichtet und präsentieren auf ihrem mittlerweile sechsten Album eine sehr vielseitige Mischung aus Industrial Rock, Electro und Synth Pop, mit der die Band trotzdem ihren Wurzeln treu bleibt. Nichtsdestrotrotz: Für viele alte Fans wird „Moloch“ sicherlich eine kleine Überraschung.

Zwei Dinge fallen mir auf „Moloch“ sofort auf: Das ist zum einen die extreme Clubtauglichkeit der rhythmusbetonten Stücke – hier sind die Schweizer eindeutig mehr Electro denn Metal; gerade ein Track wie das mitreißend retro-electro-poppige „Synästhetische Magie“ gehört auf den Dancefloor. Der zweite Hinhörer sind die Texte zur Musik, in denen man sich nicht mit Plattitüden oder oberflächlichem Ego-Geplänkel zufriedengibt.
Mir persönlich ging vor allem „Es wird gestorben“ ins Ohr, ein Song mit einem mächtigen Riff, starken Beats und dann einem der besten Refrains, die ich seit langem in deutscher Sprache hören durfte: „Die Zeiten ändern sich / es ist soweit / es wird wieder gestorben für dieses Land“. Hinzu kommen solche Verse: „Es ist kein Krieg / es ist nur kriegsähnlich / ist dann der Tod auch nur todähnlich?“ (In eine ähnliche Kerbe schlägt auch „Kränze“, statt Zitat einfach eine klare Hörempfehlung!)

Das ist keine platte Kritik, die ihr Fähnchen in den Wind hält, sondern eine Aussage mit Tiefgang, die ein besonderes Licht auf die Zeiten wirft, in denen gelfrisierte Möchtegern-Doktoren und Blenderpolitiker aus einem Kriegsgebiet eine Fernsehshow machen. Eine klare Ansage, die nicht in eine spezielle Richtung zielen muss, denn auch die Schweizer sind im Rahmen der ISAF-Mission in Afghanistan aktiv.

Gleich das erste Stück „Alarm“ hat leider auch dramatische Aktualität gewonnen: „Achtung!, Achtung ! Störfall / die Zeit rennt dir davon / das ist die Ausnahme von der Regel / der unwahrscheinliche Fall…“,  und auch auf andere Wunden wie kirchlich sanktionierten Kindesmissbrauch legen die METALLSPÜRHUNDE ihren Finger: „Sie erzählen uns vom Himmel / doch der Himmel ist weit weg von hier / Und sie drohen mit der Hölle / doch die Hölle ist schon lange hier“ („L’Enfer“).

Die Schweizer finden klare Worte und ebenso klare, instrumentale Arrangements für Aussagen, die sich nicht hinter unnötiger Komplexität verstecken brauchen. „Moloch“ wird dadurch zu einer äußert unterhaltsamen Platte, die durch ihre Eingängigkeit besticht und gleichzeitig mit ihren treffend formulierten Versen zum tieferen Nachdenken anregt. So eine Kombination funktioniert nicht immer, doch den Schweizern gelingt es mit Bravour.

Übrigens: Die limitierte Erstauflage erscheint als edles Digipak mit einer Bonus CD, auf der sich zahlreiche Künstler der Szene an älteren Stücken quer durch die Diskographie der METALLSPÜRHUNDE versucht haben. Eine schöne Ergänzung zum Retrocharakter des gesamten Albums!

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04.04.2011

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