Nae'blis - Sketches Of Reality

Review

Und schon wieder ist eine Promo aus dem Hause Northern Silence in meine Hände gefallen, langsam wird es verdächtig! Nicht, dass ich mich beschweren wollte – im Gegenteil, schließlich wurde ich bisher alles andere als enttäuscht und dementsprechend sind auch die Erwartungen an die neue Langrille des schwedischen Ein-Mann-Projekts NAE’BLIS durchaus groß. Magnus Wohlfart, seines Zeichen musikalischer Alleinunterhalter und Kopf der Band, zeigt sich auf dem zweiten Album von einer noch persönlicheren und tiefsinnigeren Seite, was bereits ein kurzer Blick ins Booklet von „Sketches Of Reality“ offenbart.

Mag die infantile Handschrift, in der die Texte abgedruckt sind, auf den ersten Blick befremdlich und unangebracht wirken, unterstützt sie doch bei genauerem Hinsehen die von Selbstzweifeln und Sinnfragen durchtränkten Texte, die die Relevanz der (eigenen) menschlichen Existenz in höchstem Maße in Frage stellen.
Ähnlich schwermütig wie die Texte ist auch das musikalische Schaffen von NAE’BLIS, das sich mal wieder am ehesten der Sparte des „Depressive Black Metal“ zuordnen lässt. Vier opulente Songs mit einer jeweiligen Spielzeit von 11 bis 15 Minuten wurden auf das Polycarbonatscheibchen gepresst, die sich vor allem durch ihren hypnotischen, stetig anwachsenden Aufbau und die fortwährend aufgegriffenen Melodien und klanglichen Leitmotive auszeichnen.

Eröffnet wird „Sketches Of Reality“ von dem viertelstündigen Songgiganten „Distorted Mind“, der nach einem kurzen raschelnd-rauschendem Intro mit einem akustischen Thema angebrochen wird, das dann im Laufe des schleppend getragenen Liedes immer wieder aufgeklaubt und leicht abgewandelt verschärft wird. Der fast schon dramaturgische Spannungsbogen führt das Motiv letztlich zum Zenit, nur um kurze Zeit später den jähen Absturz und somit das Ende des Aktes einzuleiten. Schade ist jedoch, dass sich diese Struktur nicht nur im ersten, sondern mehr oder weniger in jedem der vier Songs wiederfindet. Typische Muster, wie zum Beispiel der Einsatz eines Pianos und das Einflechten ruhigerer Parts treten immer wieder auf und wirken mithin etwas uninspiriert. Auch der verwendete Drumcomputer zeigt (vorwiegend bei den schnelleren Passagen) seine Schwächen und klingt eintönig und unausgereift – vielleicht wäre ein echter Mann an den Trommeln für die nächsten Platten die bessere Wahl.

Letztlich ist „Sketches Of Reality“ ein solides Werk des „Suicidal Black Metal“-Departements – typisch schleppende, dissonante Gitarrenläufe, genregängiger Kreischgesang, traurigtriste Melodien und ein eher schmuckloses, aber zweckmäßiges Schlagwerk. Das alles ist zwar durchaus nett anzuhören, kann mich aber auch nach mehreren Hördurchläufen nicht wirklich vom Hocker reißen, da einfach noch das Salz in der sprichwörtlichen Suppe fehlt.
Wer jedoch ein Herz für tristen, melancholischen Black Metal hat und sich auch vor monotonen Songgefügen und programmierten Drums nicht fürchtet, kann ohne größere Bedenken zugreifen oder sich mittels der Hörproben auf der Northern-Silence-Webseite ein eigenes Bild machen.

22.04.2007

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