Saint Vitus - Die Healing

Review

Galerie mit 20 Bildern: Saint Vitus - Dudefest 2019 Part III

Wenngleich „Born Too Late“ beinahe einvernehmlich als SAINT VITUS‘ größte Stunde gehandelt wird, nimmt auch die dieser Tage von Season Of Mist wiederveröffentlichte 1995er-Scheibe „Die Healing“ einen besonderen Platz in der Diskographie der US-amerikanischen Doom-Giganten ein: Zum einen markiert diese siebte Platte die Rückkehr des nach dem Zweitwerk „Hallow’s Victim“ durch Scott „Wino“ Weinrich ersetzten Ur-Sängers Scott Reagers, zum anderen stellte sie bis zur kürzlichen Rückkehr der Kalifornier mit „Lillie: F-65“ für 17 Jahre deren Schwanengesang dar. Und es gibt sogar noch ein drittes Pro für eine besondere Stellung: Sie ist alles andere als schwach.

Leider sah man wie so oft bei Neuveröffentlichungen älterer Werke auch hier nicht vom Remastern des Materials ab, enthält damit Interessierten das ursprünglich-unverfälschte Klangerlebnis vor. Ein immer wiederkehrendes echtes Ärgernis – aber weiter geht’s, nachdem sich der Unmut ein wenig gelegt hat: Große stilistische Experimente hat es bei SAINT VITUS nie gegeben und so bietet auch „Die Healing“ klassischen Doom Metal, genährt von beinahe besessener BLACK SABBATH-Verehrung. Im Detail zeigt sich die Langrille jedoch einen Tick trockener, drückender und tatsächlich dunkler als zuvor, weniger drogengeschwängert und mit dezent klareren Soli als zur Wino-Ära. Scott Reagers, der nicht nur die Höhen trifft, als wäre es 1984, sondern im gleichen Atemzug auch mit tieferen, erstaunlich rauen Phrasierungen („In The Asylum“) überzeugt, setzt mit einer tadellos vielfältigen Darbietung die saftig-dunkelrote Kirsche auf die Torte.

So gelingt es Flitzefinger Chandler, Tieftöner Adams und dem bereits 2010 an einem Hirntumor verstorbenen Trommler Acosta unter der Führung von Prediger Reagers, das gute Material auch recht abwechslungsreich auszuformen – und das obwohl die Genrekonventionen nicht mehr Platz zum Spielen lassen, als der örtliche Friedhof. „Let The End Begin“ und das von Chandler gesungene „Just Another Notch“ ziehen zur Auflockerung mal das Tempo an, das lange, wuchtige „Sloth“ fesselt mit seinem eingängig-zarten Chorus und bei „Return Of The Zombie“ – offensichtlich jener Untote, der schon auf dem Debüt hungrig war – wird Reagers beseeltes Heulen mit gespenstischen Umwehungen unterlegt.

„Die Healing“ ist ein starkes Argument für die Fraktion, die Scott Reagers für den besseren, da ein breiteres Spektrum abdeckenden SAINT VITUS-Sänger hält. Schön, dass man sich hier nicht auf eine Seite schlagen muss. Fest steht jedoch, dass Reagers und seinen drei Mitstreitern hier relativ spät in ihrer – damals ungerechtfertigter Weise verebbenden und ab 1996 für eine halbe Ewigkeit ruhenden – Karriere eines ihrer konzentriertesten, kraftvollsten Werke glückt, das zugleich ungewöhnlich düster erscheint. Das Einzige, was man bemängeln kann, ist das Fehlen einer alles überstrahlenden Hymne wie „Born Too Late“ – aber die glückt auch solchen Meistern ihres Fachs kaum ein zweites Mal.

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07.08.2013

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