Nie wieder Metal!
Wenn Musik zum Politikum wird.

Special

Es ist Sonntag, draußen ist es kalt und ich bin schlecht gelaunt. Seit Monaten versuche ich, mich mit positiven Gedanken am Rand der Misere entlangzuhangeln und der Situation damit nur peripheren Zutritt in meine Gefühlswelt zu erlauben. Aber es geht einfach nicht mehr: Der globale Rechtsruck ist durch den aktuellen Wahlkampf endgültig auch in Deutschland angekommen. Menschen in meinem erweiterten Bekanntenkreis bekennen sich zu diskriminierenden und menschenfeindlichen Ansichten, während die Politik auf den Gräbern von Ermordeten tänzelnd um Wählerstimmen wirbt.

Den Sonntag verbringe ich mit einer Wärmflasche, ein paar Tassen Tee und meiner Plattensammlung. Glamrock und NWoBHM bringen keine Linderung, also schweift mein Blick zum Black Metal. Jetzt ist es auch schon egal. Willkürlich ziehe ich „Melinoe“ von AKHLYS aus dem Regal. Düsterer Horrer-Kram kommt mir gerade recht. Als ich wenige Augenblicke später das Cover sehe, komme ich doch ins Grübeln. Bandchef Kyle Spanswick hat doch Dreck am Stecken, oder?

Und ja: Der Mann verdingt sich tatsächlich in einer nicht nur als fragwürdig zu bezeichnenden Combo namens NIGHTBRINGER, die dafür bekannt ist, eine Split-Single mit ACHERONTAS (früher STUTTHOF – ein Name, der mehr als tausend Worte sagt) veröffentlicht und Samples von Julius Evola verwendet zu haben. Letztgenannter ging als Philosoph in die Geschichte ein, der unter anderem dafür plädiert haben soll, dass sowohl der italienische Faschismus als auch der Nationalsozialismus die Hoffnung auf eine Wiederherstellung der „himmlischen arischen Rasse“ darstellt.

Schnell schiebe ich „Melinoe“ zurück an ihren angestammten Platz, irgendwo zwischen ABSU und ASAGRAUM. Verdammt nochmal. Was stimmt mit dem Black Metal nicht? Auch über diese beiden Bands gibt es Unschönes neben toller Musik zu berichten.

Ich lege „Speak English Or Die“ von S.O.D. auf den Plattenteller und nehme die Scheibe schnell wieder herunter. Billy Milano – auch schwierig. Dann, weil ich immer wütender werde, PANTERAs „Vulgar Display Of Power“. Nö, Phil Anselmo muss ich jetzt auch nicht supporten. Auch an W.A.S.P.s „Inside The Electric Circus“ wandert der suchende Zeigefinger schnell vorbei.

Auf Musik habe ich plötzlich keine Lust mehr. Aber es nervt, dass sich Künstler:innen als unpolitisch bezeichnen, sobald sie sich von rassistischen Äußerungen und im Suff getätigten Hitlergrüßen distanzieren. Noch schlimmer: Es gibt immer mehr Typen wie Dan Capp, die gar keinen Hehl aus ihrer politischen Haltung machen. Wo wir gerade dabei sind: Muss ich meine WINTERFYLLETH-Sammlung später mit dem Hausmüll in die braune Tonne werfen? Mein Unwohlsein wird immer erdrückender. Ich fühle mich machtlos, wenn ich meine Lieblingsmusik hören möchte, im Nachhinein aber erfahre, dass die Menschen dahinter einer vollkommen anderen Weltanschauung folgen, als ich es tue.

Und wann wird diese feine Grenze aus „eindeutig“ und „harmlos“ eigentlich überschritten? Nehme ich als Beispiel eine meiner Lieblingsbands OBITUARY, befinde ich mich nach einigem Nachdenken schnell am Rande des Wahnsinns. Immerhin verlassen die Bandmitglieder die Bühne gerne zu „Cat Scratch Fever“ von TED NUGENT, der meiner Ansicht nach mehr ist als ein unterbelichteter Redneck. Muss ich mir ernsthafte Sorgen darüber machen, ob Trevor Peres nicht nur einer meiner liebsten Gitarristen, sondern auch Trump-Wähler ist? Oder sollte mir das alles egal sein?

Extreme Metal muss wehtun und provozieren, klar. Black Metal in seiner ursprünglichsten Form hat das allein durch die schlechten, eindimensionalen Aufnahmen, fünffach kopierten Bandfotos und den dilettantischen Satanismus schon immer getan. Der Durst nach mehr Kontroverse in unserer Konsumgesellschaft, gepaart mit dem subjektiven Drang nach elitärer Andersartigkeit, verlangte aber bald nach weitaus prätentiöserem Marketing. Wer das nicht verstehen kann, wer keinen Zugang dazu findet, darf nicht dem erwählten Kreis der Black-Metal-Allesversteher angehören. Also dient all der frauenverachtende, rassistische und antisemitische Bullshit nur als Vehikel, damit die Musik besser wird? Eine gewagte These.

Parallelen finden wir im Jazz. Diese Musik für Nerds und Sachverständige baut kaum Brücken zum Mainstream oder zumindest zu eingängiger Popmusik. Zumindest ist mir nicht bekannt, dass im Jazz ein Niklas Kvarforth und ein Varg Vikernes ihren geistigen Stumpfsinn durch den Äther jagen und leichtgläubige oder schon fehlgeleitete Menschen damit manipulieren können. Jazz allein als musikalische Kunstform ist verrückt genug, nicht jedem gefallen zu können.

Dass sich die Spreu vom Weizen trennt und rechte Gesinnungen, Homophobie und Sexismus auch außerhalb des Subgenres als Randnotiz akzeptiert werden, war nur eine Frage der Zeit. Statt Cancel-Kultur leben wir eine Vergessenskultur. Statt BURZUM von jeder Veranstaltung zu verbannen, finden wir, dass „Filosofem“ eines der bahnbrechendsten Alben der 90er ist. Anstatt Till Lindemann vor leeren Konzertsälen vergammeln zu lassen, finden wir, dass die „Me-Too-Groupies“ doch eigentlich selbst schuld daran sind, wenn sie missbraucht werden. Auch die Tatsache, dass DARKTHRONE einst „True Aryan Black Metal“ veröffentlicht haben, vergessen wir nur allzu gern, wenn sich Fenriz heute beim Schlittschuhfahren fotografieren lässt und als linksliberaler Politiker in Erscheinung tritt. Gleichzeitig hat jeder Mensch eine zweite Chance verdient. Fenriz hat offensichtlich aus seinen frühjugendlichen Fehlern gelernt.

„Separate The Art From The Artist“ kann zwar eine gesunde Distanzierung sein, wird zu hoch dosiert aber Langzeitschäden verursachen. Dann können vermeintliche Heavy-Metal-Fans ihre ekelhaften ABSURD- und SATANIC-WARMASTER-Patches zur Schau tragen und damit ihr Plädoyer zur freien Meinungsäußerung auskleiden.

Je mehr ich darüber nachdenke, welche Linie nicht überschritten werden darf, desto tiefer versinke ich im Dickicht der Unklarheiten. Will man ausschließlich Musik von Musiker:innen mit einem sauberen Familienbaum konsumieren, bleibt – je nach Ausrichtung des moralischen Kompass – vielleicht nicht mehr viel übrig.

Später beschließe ich, ein wenig fernzusehen. Es läuft eine Sondersendung zum geplanten Gesetzesentwurf für eine verschärfte Migrationspolitik. Mein Handy vibriert und ich erhalte eine Nachricht, dass jemand aus meinem Bekanntenkreis einen neuen Post in den sozialen Netzwerken veröffentlicht hat. Ich rufe ihn auf und lese: „Endlich wird sich einiges ändern. Am 23. Februar ist Bundestagswahl!“

03.02.2025

Left Hand Path

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27 Kommentare zu Nie wieder Metal! - Wenn Musik zum Politikum wird.

  1. cavemanrot sagt:

    Was auch immer der Autor mit diesem Geschwurbel mitteilen möchte, Haupsache irgendetwas gegen rächts.

  2. nili68 sagt:

    Der Autor kann das für sich entscheiden wie er möchte und auch mitteilen, sein gutes Recht, aber die rhetorische Frage an ihn selbst, ob einfach keinen Black Metal zu konsumieren nicht einfacher wäre, wenn einen die ständige Recherche nervt, ist durchaus berechtigt.
    Eines sollte jedenfalls klar sein: Entsprechende Bands und Fans werden sich (im Gros) nicht ändern, auch nicht, wenn man sich auf den Boden wirft und mit Armen und Beinen schreiend strampelt. Mahnende Worte im Internet bringen genauso viel.

  3. HarryHirsch sagt:

    Wat für ein sinnloses Geschreibsel. Geh Jazz hören und verschone uns mit deinen geistigen Ergüssen aus dem woken links versifften Universum.

  4. Dragonslayer sagt:

    Wow, selbst hier sind die geistigen Tiefflieger schon unterwegs. 3 Personen die den Artikel offensichtlich nicht verstanden haben. LOL

  5. HarryHirsch sagt:

    @Dragonslayer Momentan sehe ich hier nur einen geistigen Tiefflieger.

  6. herb sagt:

    Du hast vollkommen recht, und die Liste lässt sich leider ewig fortsetzten.
    Never mind the Bollocks von den Sex Pistols ein Klassiker des Punk? Nachdem Sid Viscious öffentlich im Hakenkreuz Shirt rumgelaufen ist? Wohl eher nicht! Und auch die Ärzte sangen „…wir sind Schlagerfuzzies und keine N*g*r“ im Radio Rap, und Elke? Fat-Shaming und Rassismus bei der Besten Band der Welt! Von Lars Ulrich und James Hetfield kursiert ein Foto beim Hitlergruß zeigen. Also besser nie wieder Master of Puppets hören! Erst letztens musste ich entsetzt feststellen, dass Brian Baker von Bad Religion auf der deutschen Wikipedia Seite mit einem Morrissey Shirt zu sehen ist – einem Künstler der auch nicht unumstritten ist. Ist Bad Religion also doch heimlich rechtsoffen?

    Nicht falsch verstehen. Es ist wichtig auf Sexismus und Rassismus in der Szene hinzuweisen und auch den Finger in die Wunde zu legen. ABER: Wie die Beispiele zeigen – wer sucht, der findet. Niemand würde wohl ernsthaft auf die Idee kommen, Bad Religion oder den Ärzten so etwas vorzuwerfen (wobei gerade die Ärzte durchaus sexistische Songs haben, die auch heute noch überall erhältlich sind – Distanzierung geht anders, ist aber ein anderes Thema…)

    Man muss unterscheiden, was Provokation, was aus einer gewissen Naivität oder Dummheit heraus (vielleicht auch unter Einfluss berauschender Mittelchen) geschieht und was wirklich ernst gemeint ist. Ist zugegebenermaßen nicht immer einfach.

    Ich juble Phil Anselmo nicht zu, weil er zugedröhnt den Hitlergruß gezeigt hat. Ich juble ihm auch nicht zu, weil er vielleicht Trump gewählt hat. Was übrigens die Hälfte aller Amerikaner gemacht hat, also stehen amerikanische Bands mit zwei oder mehr Mitgliedern sowieso unter Generalverdacht. Ich juble ihm als Musiker zu wenn er eine gute Show abliefert. Und weil ich ihm eben doch abnehmen, dass er trotz des Hitlergrußes kein strammer Nazi ist.

    Und „Separate The Art From The Artist“ trifft gerade bei deinen Beispielen, Absurd und Satanic Warmaster nicht zu, da hier eben die Kunst (wenn man das denn so nennen will) selber die rassistischen Inhalte transportiert.
    Wenn ich aber jeden Künstler aussieben will, der nicht ziemlich genau meiner Meinung ist, kann ich das natürlich tun, aber dann bleibt halt nicht mehr viel übrig.

    Kurz gesagt, es muss jeder für sich selbst entscheiden, wo seine Grenzen liegen. Wenn jemand ein Problem damit hat, Musik von einem verurteilten Mörder zu hören soll er es lassen, wer kein Problem damit hat soll sie eben anhören.
    JEDER hat das Recht Musik, Bücher, Filme usw. zu veröffentlichen, solange der Inhalt nicht gegen irgendwelche Gesetzte verstößt. Und das ist gut so, eine Demokratie muss das aushalten und es fördert auch Diskussionen und Dialoge.

    Es sollte NIEMAND versuchen einem anderen zu erzählen was für Musik / Medien / Konzerte in Ordnung sind und was nicht. Das muss jeder selbst wissen und das ist gut so!

  7. der holgi sagt:

    Danke Oliver für deinen Artikel.

    Auch wenn ich in einigen deiner Gedanken nicht zuhause bin, genieße ich es mit dir und anderen darüber reden/schreiben zu können, etwas, was 2025 keine Selbstverständlichkeit mehr scheint, schlimm genug.

    Vorweg: Auch Metal ist Teil/Spiegel einer Gesellschaft und des jeweiligen Zeitgeistes, je nach Epoche provoziert er mal hier/dort effektiver als zuvor/danach, und er muss das auch, ohne Provokation nun einmal keine extreme Musik, das war Ende der 60er mit Black Sabbath schon so, Mitte/Ende der 70er dann mit dem Punkrock, und dann im Metal eben auch.

    Und wenn man es ganz genau nimmt haben bereits die ersten Rock N Roll Aufschläge in den 50ern die Moralisten/Rassisten/Traditionalisten/Homophoben auf die Palme gebracht. Auch eine Tatsache ist; bereits der Jazz hat den Nazis in den 30ern/40ern so ganz und gar nicht gefallen, in den Staaten nur in Kreisen der Schwarzen wirklich etabliert hat er selbst im Mutterland lange als Schmuddelkind gegolten.

    Was hat Anfang der 90er Black Metal in Skandinavien so erfolgreich gemacht? Also Bands wie Dark Throne, Burzum etc pp? Zu einem Gutteil „Schuld“ daran trägt die dortige Gesellschaft welche sich außerordentlich fair und gerecht gab, Musterländer der Sozialdemokratie waren es und DAS hat diese revoltierenden Kids dort provoziert, und als pubertierender Wochenend-Rebell rebelliert man eben gegen jene Obrigkeit, die vorhanden ist.

    Im Gegensatz zu den USA, hatte Skandinavien zwar ebenso wie in den Staaten auch intakte christliche Gemeinschaften gegen die es zu wettern lohnte, diese waren aber nicht derart „allgegenwärtig“ und „durchkommerzialisiert“, „unbarmherzig Bibel-treu“ und „fundamentalistisch“ wie in Nordamerika, daher lohnte es nicht wirklich dauerhaft Holzkirchen abzufackeln und damit die Christen zu provozieren, waren diese doch nicht „radikal“ genug wie in den USA, im Gegenteil, die skandinavischen Christen waren/sind eigentlich sehr tolerante und nette Zeitgenossen.

    Nein, der potente Feind der Kids damals in Norwegen, Schweden, Finnland usw sass in den Parlamenten, die Politik die sich Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben hat war Sinnbild einer elterlichen Erzieher- und Behüterschaft, die Umarmung der Wohlmeinenden die den Heranwachsenden unangenehm werden kann galt es zu bekämpfen, und deshalb kamen ihnen die Ideen der Demokratie grössten Gegner gerade recht; Satanismus/Nationalsozialismus/Stalinismus/Krieg.

    Endlich nahm man die Kids wahr, desto wüster/bekloppter sie schwadronierten um so sicherer das Medienecho, ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie sich quasi wöchentlich irgendwo ein Satanist/Nationalsozialist mit Schminke und Nagelkeule ablichten liess, oder ungefragt aufs mediale Tableau gezogen wurde. Auch wenn es heute heisst das diese Medien Präsenz nicht erwünscht war, so glaube ich, das es ohne diese Präsenz schnell vorbei gewesen wäre und somit gerne in Kauf genommen wurde.

    Die Methode „Schock“ im Metal wurde quasi inhaltlich völlig neu erdacht, die Kids die bis dato eigentlich verlässlich gegen Ungerechtigkeit/Armut/Not/Religion zu Felde zogen, und das in jeder Epoche/Subkultur (bis auf die Popper natürlich die einfach nur den Konsum anstrebten) wurde endgültig zum Fundament einer extrem harten/wüsten/provozierenden Metal-Subkultur; dem Black Metal der 2. Generation.

    Ohne diese Fundament würden wir heute weder Dark Throne noch Mayhem noch Emperor noch Immortal usw usf kennen, und auch wenn all diese Bands damals aus sehr jungen und teils sehr verwirrten Musikern bestanden, so war dieser Mikrokosmus authentisch genug, um zu bestehen. Vor allem hat es die Musiker zu ihrer Musik ermächtigt, nichts von damals würde klingen wie es klingt ohne dieses Fundament.

    Was diesem ideologischen Fundament zugrunde lag war die faustische Idee, die da sagt; „ich bin der Geist der stets verneint“, oder salopper ausgedrückt; „versuche mal nen Pudding an die Wand zu nageln“. Bar jeder Vernunft wurde alles negiert, was eine gerechte demokratische Gesellschaft ausmacht. Auf den Plan traten; Schwulenhass, Judenhass, Frauenhass, Mordphantasien usw usf, nichts wurde ausgelassen.

    Black Metal ist die Verneinung, und ohne diese wirren Kids von damals gäbe es nicht einmal heute jene Spielart des Genres, in welcher Dani operettenhaft inszeniert hochfrequent ins Mic quietscht und dabei von Vampiren und lüsternen Untoten fantasiert.

    Die Ursuppe quasi ist die Negation, das Fundament auf dem alles ruht. Wären die skandinavischen Gesellschaften damals von Erzkonservativen und nicht von Sozialdemokraten regiert worden, wir redeten heute über eine völlig andere Situation.

    Wenn wir also heute in 2025 Black Metal Künstler ins Visier nehmen, nachhalten was diese so unter der Woche sagen/machen/unterlassen, ihre Texte und Cover sezieren, finden wir immer auch etwas von dieser Negation aus Skandinavien Anfang der 90er, hier mehr, dort weniger, und wir müssen uns die Frage stellen die da lautet; kann ich als vernunftbegabtes empathisches Wesen vorbehaltlos mithören/mitmachen?

    Wollten wir diese Frage ethisch beantworten lautet die Antwort ganz klar: nein. Aber bereits zur Geburtsstunde der zweiten Generation des Black Metal lautete die Antwort eigentlich nein, und wird in jeder anderen noch kommenden Epoche verlässlich ebenso nein lauten.

    Und alleine dadurch, das wir uns diese Frage stellen ermächtigt Bewegungen der Negation zu beginnen und/oder fortzufahren, im übrigen lässt sich hier generell „Goethes-Faust“ als Denkanstoß empfehlen.

    Nein, Geister der Negation müssen nicht klug, analytisch, nachvollziehbar, zielgerichtet nach Plan agieren, GG Allin zB konnte nichts von alledem, war aber ein solcher Geist durch und durch, es sind diese fleischgewordenen Dämonen die uns lebendig machen.

    Womit ich bei all dem Nazi-Kram bin, den der Autor sehr zu Recht besorgt ins Visier genommen hat; jede extremistische Idee speist sich aus Geistern der Negation, Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot, Idi Amin usw waren allesamt Mörder und Widerlinge per excellence, und will ich heute die demokratische Mitte provozieren, taugen diese alle dazu, und/oder deren Ideen, aber eben auch wichtig; der wohlmeinende Anwurf der Erzieher/Politiker an die Kids doch Vernunft walten zu lassen ist ein wesentlicher Grund für diese Revolte, die da ausbricht, und ohne Revolte nun einmal keine extreme Kunst.

    Eine im Rahmen abgesteckte, gesellschaftlich anerkannte Revolte hat sich kastriert, sie ist bereits vorbei.

    Schluss: ich bin überzeugt davon, das Band XYZ aus Dingenskirchen nicht die Macht hat, die Wohlmeinenden auszumerzen, die widerlichen Ideen die diese Band uU transportiert, sind nimmer auf deren Mist gewachsen und enden nicht mit ihr, als extreme Subkultur benötigt diese Band stete Empörung, zu denken, das man im Kampf gegen Bands/Musiker/Künstler das Übel am Schopfe packt ist all zu weit hergeholt, man tötet einfach nicht den Überbringer der schlechten Nachricht.

    Und weil dies alles eben auch Spiegel des Jetzt ist, die gesellschaftlichen Fronten sich stetig verhärten, die politischen Verantwortlichen durch die Bank ihre Wurzeln ignorieren, die diskursiven Räume verengt werden, intellektuelle/kulturelle/aktivistische/politische/internationalistische/ökonomische Kreise über mehr Macht denn je verfügen, erhebt sich die extremistische Negation kontroverser denn je, Kunststück wenn immer weniger als „normal“ gilt was zuvor „normal“ war, man muss sich hierbei nicht einmal positionieren, alleine der Blick von aussen auf das Geschehen hilft immens zu verstehen, warum Empörung wächst, ebenso wie die Provokation, beides bedingt einander. War es vor 30 Jahren noch nötig Schwule zu hassen um zu provozieren, genügt es heute an zwei biologische Geschlechter zu glauben, und zugleich unzählige gesellschaftliche Geschlechter einzuräumen, genau das, also letzteres ist mir zB passiert.

    Fazit; alle gesellschaftlichen Kräfte arbeiten bewusst an der Verschärfung des Diskurses und das aus guten Gründen idR, und alles was daraus dann folgt lässt sich dann damit auch erklären, so auch die Sicht auf die extreme Metal-Szene und deren stetes Gebaren.

    Das eigentliche Problem scheint mir, das Black Metal seit den frühen 90ern in der selben Ursuppe der Provokation kleben geblieben ist, die einen mehr, die anderen weniger. An neuen Tabus mangelt es gewiss nicht, vielleicht liegt ja hier die Zukunft der Kontroverse in der extremen Musik.

    Es bleibt spannend.

  8. Peawe sagt:

    Ich habe schon vor 40 Jahren gedacht das ich die meisten Musiker nicht sprechen hören will, sowohl die „Toten Hosen“ als auch die „Böhsen Onkelz“ haben mich in dieser Erkenntnis gestärkt. Gleichzeitig habe ich gegrübelt ob ich einen chronisch gegenüber seiner Frau gewalttätigen „Axel Rose“ besser finde als einen „Rick Parfitt“ dessen Kleinkind im Pool ertrank während er seine Frau betrogen hat. Wie denke ich über „Ted Nugent“ dessen geistige Ergüsse nur noch zum Augen verdrehen reichen, der aber ein begnadetes Live-Album gemacht hat. Wenn wir die Superstars der Ras-Musik sehen denen ihr Weltbild gerade richtig auf die Füße fällt, sollte man einfach keine Erwartungen haben, hör dir die Musik an oder lass es, sonst wirst du nicht mehr glücklich.

  9. KeulenKalle sagt:

    Na da kann der Autor sich gleich mal vom Metal verabschieden und sich der klassischen Musik hingeben, sofern Klarinette oder Cello dem Autor und dessen Ansichten nicht zu aufmüpfig erscheinen.

  10. metal-maniac sagt:

    Guter Tip. Am besten Richard Wagner oder?

  11. derStefan sagt:

    Moin Oliver,

    erstmal danke für deinen Text hier.
    Auch ich bin zeitweise frustriert, wenn man so mitbekommt was für Weltanschauungen die einen oder anderen Künstler haben. Auch hier in den Kommentaren kann man es leider finden.
    Aber es gibt genügend Bands, auch im Black Metal, die nicht so drauf sind. Auch scheint es im Netz nur von rechten Spinnern zu wimmeln. Dem ist aber nicht so.
    Artikel wie deiner zeigen mir, ich bin nicht allein.
    Danke dafür.

  12. nili68 sagt:

    Das lediglich als jugendliche, ungestüme Anti-Haltung zu sehen, ist mMn etwas zu kurz gedacht. Manche meinen das schon genau so, wie das Auftreten suggeriert. Der Zeitgeist ändert sich und die Gründe können vielfältig sein. Auch das Phänomen selber existiert in Abstufungen und beschreibt kein Kollektiv.

  13. der holgi sagt:

    @nili68

    du schreibst:
    „Das lediglich als jugendliche, ungestüme Anti-Haltung zu sehen, ist mMn etwas zu kurz gedacht. Manche meinen das schon genau so, wie das Auftreten suggeriert. Der Zeitgeist ändert sich und die Gründe können vielfältig sein. Auch das Phänomen selber existiert in Abstufungen und beschreibt kein Kollektiv.“

    ich denke du hast auf meinen Beitrag reagiert, hier meine Antwort: Ich habe das so nicht gemeint, also das es lediglich jugendliches Ungestüm etc war/ist, es ist ein Fundament welches für ungestüme Jugendliche taugt, aber eben nicht nur für diese

    und es benötigt keine Logik, es benötigt auch keine schlüssige Ideologie, es benötigt immer und zu jeder Zeit ausschliesslich eine nach Gerechtigkeit strebende Gesellschaft, eine Form der Gerechtigkeit, die von vielen nicht angestrebt wird

    mag sein in Zukunft wird man auf unsere Epoche mild lächelnd zurückblicken und sich denken; „was für ehrbare Ideen für eine ganz und gar ehrlose Welt die doch hatten“

    mMn bricht sich in extremer Kunst jeder Widerspruch bahn, und so wie Mephisto zum Menschen gehört, selbst wenn Mensch/Mephisto unterschiedliches wollen so bedingen sie immer einander, so gehört extreme Kunst zur Vernunft

    Jugendliche bedienen sich dieser extremen Kunst wohl vor allem instinktiv, die Älteren dann bewusster

  14. edgester8 sagt:

    Hi Leute, hab mich dazu entschlossen, mich endlich anzumelden!

    Zum Thema:
    Varg Vikernes ist ein verurteilten Mörder, man kennt ihn, seine Weltanschauung und er ist wohl ein Soziolopath.
    Ob ein, oder mehrere Mitglieder einer US-Band auch Trumpwähler sind, die Ärzte chauvinistische Songs in ihrer Vergangenheit veröffentlicht haben, oder jemand einen Autounfall verursacht hat, sind schon mehrere Paar Schuhe.
    Jeder muss für sich selbst entscheiden, will ich Musik hören die mir gefällt, auch wenn manche Musiker eine negative Persönlichkeit haben?
    Wenn man recherchiert, kann alles mögliche rausfinden, soll ich danach meine Plattensammlung komplett auflösen?
    Metalmusiker sind Menschen mit Stärken und Schwächen, wie jeder von uns. Mein Anspruch liegt nicht darin, ob ich mit einem Musiker ein Bier trinken und über Gott und die Welt plaudern möchte, sondern ob mir Musik und Texte gefallen. PC war nie meine Priorität, wer was wählt, oder ob er/sie Angst vor Chemtrails hat, ist mir ziemlich egal.
    Btw: rechte Bands, mit einschlägigen Lyrics höre ich trotzdem nicht!

  15. nili68 sagt:

    @der Holgi: Ja das war auf deinen Kommentar bezogen. 😉
    Das ist nicht verkehrt was du schreibst, aber ich denke, dass das mehr für die Anfänge extremer Kunst, in diesem Falle
    Metal, gilt. Die Dynamik und Perspektive können sich verändern. Ich würde da nichts zeitlos Gültiges drin sehen.

  16. nili68 sagt:

    Eine Ursache ist auch, dass man heutzutage immer den gesamten Lebenslauf von Künstlern über die sozialen Medien automatisch mit geliefert bekommt. Das ändert nichts an den Inhalten, dem Grundproblem (wenn man es denn so sehen will), aber macht die Sache verbissener als sie eigentlich sein müsste.

  17. nili68 sagt:

    Nochmal @ der holgi 😀

    Ich habe deinen Kommentar zu flüchtig gelesen und stimme dir zu. Kann man ja auch mal zugeben, wenn man sich geirrt hat @ myself. Peace! 😉

  18. der holgi sagt:

    @ Nili68

    alles gut, ich trink nen Caipi 😀

  19. herb sagt:

    @edgester8
    Du bringst es ziemlich gut auf den Punkt, ich höre Musik nicht wegen der Persönlichkeiten der einzelnen Mitglieder sondern wegen der Musik selber.

    Burzum z.B. höre ich mit aus den von dir genannten Gründen auch nicht an, da ich diesen Typen dadurch nicht auch noch unterstützen möchte. Die Musik selber transportiert aber trotzdem kein rechtes Gedankengut. Deshalb sollte meiner Meinung nach auch keiner an den Pranger gestellt werden, wenn er die Musik gut findet.

    Bei einschlägig rechten Inhalten sehe ich das Anders. Hier muss sich der Hörer schon den Vorwurf gefallen lassen, rechtes Gedankengut zumindest zu tolerieren, zu fördern oder sogar gut zu heißen.

  20. Urugschwanz sagt:

    Das wird aber schwierig für den Herren*innen Autorens. Denn egal in welche Musikrichtung er schaut, wird es Extremisten, Perverse, Gewalttäter, Fanatiker und Mörder geben. Aber man kann sich sein Leben ja selbst schwieriger machen, als es ist. Ich höre was mir musikalisch gefällt und nicht ob es rechts oder links ist. Eben auch Burzum und danach Nirvana. Ich muss nicht alle Texte und Meinungen der Musiker teilen. Das wäre krank und man kann dann eigentlich gar nichts mehr hören. Und die Essenz des Black Metal ist eben nunmal Hass und Gewalt. Ob jemand das auslebt ist etwas anderes, das sind eher die wenigsten. Politisch korrekter Kommi-Schmuse Black Metal ist doch belanglos, lahm und zahm. Und NSBM geht auch gar nicht, das steht ja nicht für die Freiheit des Individuums.

    PS: Auch Klassik wird schwierig. Viele alte weiße Männer, Rassisten oder Frauenschläger… 😉

  21. onlythewindremembers sagt:

    „Politisch korrekter Kommi-Schmuse Black Metal ist doch belanglos, lahm und zahm.“

    Also politisch korrekt = Kommi?
    Gibt außerdem genug Bands, die das ordentlich machen. Man muss nur eben richtig danach suchen.

  22. Lysolium 68 sagt:

    Ich finde wenn man Black Metal hört sollte man sich immer die Regeln des Fight Club vor Augen halten und das ganze Gelaber darüber zerstört den dunklen Zauber der dieser immer noch sehr mächtigen Musik innewohnen kann. Und darauf hol ich mir jetzt erst mal einen runter.

  23. motley_gue sagt:

    Natürlich sind Künstler ein eigenes soziales Biotop, aber im Großen und Ganzen muss man davon ausgehen, dass diese gesinnungsmäßig auch einen repräsentativen Querschnitt durch die Gesamtbevölkerung darstellen. Da ist aktuell eben eine schwache Hälfte +/- rechtskonservativ, ein rechter Rand mit Tendenz zum Wachsen, ein linker Rand, und dazwischen eine eher schrumpfende Menge an Leuten, denen die ganze Aufgeregtheit und Polarisierung hauptsächlich auf die Nerven geht. Und vor ein paar Jahren waren diese Verhältnisse zwar vielleicht anders, aber dennoch trifft das mit dem repräsentativen Querschnitt auch auf damals zu.
    Nachdem kaum eine Band aus fünf tibetischen Mönchen mit ausgeprägtem Pazifismus-Dogma besteht, muss man davon ausgehen, dass in jeder Band einzelne Mitglieder mit einzelnen zumindest hinterfragenswerten Einzel-Episoden im Lebenslauf stehen haben, dass einige durchaus gewisse seltsame Angewohnheiten haben, und dass einzelne wirklich dauerhaft hinterfragenswerte Ideologien vertreten oder Traditionen pflegen. Das ist aber bei Bäckern, Krankenschwestern, Postbeamten oder Bürgermeistern auch so.
    Musikkonsum ist eine ständige Kaufentscheidung. Die kann ich nicht rückwirkend ungeschehen machen, aber für jedes nächste Mal neu treffen. Und wenn ich jemanden nicht (mehr) unterstützen will, dann lass ich es.
    Jeder darf selbst entscheiden, wen er als unsympathisch, unethisch oder widerlich sieht. Und das Strafrecht sollte zusätzlich ein gewisses objektives Kriterium bieten, das vielleicht auch Relevanz haben darf.

  24. edgester8 sagt:

    @ herb

    Ja, das sehen wir wohl beide gleich!
    Metal ist meine Leidenschaft, da möchte ich keine Identitätspolitik reinbringen, obwohl es in den letzten Jahren immer mehr passiert.
    Da tauchten dann auch Begriffe wie „Elitist“ und „Gatekeeper“ auf und Diskussionen über: ist dieses und jenes überhaupt Metal…
    Ja, Metal zieht in gewissen Genres, auch in den Mainstream ein, dort verbindet man Künstler und Privatperson etwas mehr. Es geht um Reputation und Vorbildfunktion.
    Ob Musiker XY jetzt vegan lebt, raucht, Chauvinist ist, konservative Familienbilder hochhält, an eine Alien-Verschwörung glaubt, gibt für mich nicht den musikalischen Ausschlag.
    Davon nehme ich weitgehendst Abstand, ist einfach nicht mein Ding!

  25. PeFi sagt:

    Danke für diesen Artikel, du bist nicht alleine mit deiner Niedergeschlagenheit, Oli!
    Und nimm dir diese ganzen Anti-Kommentare nicht zu Herzen, wie immer nutzen viele die Anonymität des Internets um sich aufzuspielen anstatt einfach wegzuklicken was ihnen nicht gefällt..

  26. sardine sagt:

    Ich muss auch mal hier was schreiben denn mir geht es genau so wie dem Artikel Ersteller.
    Ich bin aber so weit dass ich tatsächlich aussiebe und eben doch die Musik mit den Menschen dahinter in Verbindung bringe und dann eben für mich beschließe was ich höre und welche Bands/Musiker ich dann eben nicht unterstützen möchte. Und genau darum geht es mit nämlich, ob die Musik nun explizit die Botschaften verbrietet oder wie im Falle von Burzum der Typ dahinter einen Schaden hat kann und möchte ich nicht trennen. Es geht mir um die Unterstützung die ich durch das hören der Musik geben würde und eben die Bühne die dann den Typen bereitet wird und das möchte ich einfach nicht. Ich umgebe mich im Privaten auch nicht mit zwielichtigen Menschen und das möchte ich dann in der Musik eben auch nicht.
    Ich gehe da auch soweit und verkaufe auch Platten wieder weiter die ich mal gekauft hatte und bei denen dann erst später Dinge bekannt werden oder meine Recherchen im Vorfeld nicht genau genug waren. Da finde ich dann den Verkauf legitim da dann zumindest nicht erneut Geld an die Typen geht wenn sich da ein „Fan“ eine neue Platte bestellt, soll er lieber die von mit bekommen so wird dann zumindest nicht doppelt unterstützt, und ja, ich geb die Platten dann auch gerne zu günstigen Konditionen weiter.
    Klar, es macht das Musik genießen deutlich komplexer denn ich muss mit dieser Haltung immer im Vorfeld erst recherchieren wenn ich Bands neu entdecke, aber hey, damit kann ich leben.
    Und wenn am Ende eigentlich gute Musik durch irgendwelche Hirngespinste oder Dummheiten der Musiker für mich eben raus fallen dann ist das so, es bleibt immer noch genug gutes Zeug übrig.
    Und auch im BM gibt es viel gute Bands die sich da entweder komplett raus halten oder sich auch ganz klar positionieren. Und ja es geht mir da vorrangig um den ganze NS bzw. NSBM Kram, aber auch andere Dinge die gegen meinem moralischen Kompass gehen (ich sage bewusst meinen, denn ich denke das muss tatsächlich jeder für sich selbst beurteilen wie er damit umgehen möchte).
    Und klar, es ist immer auch schwer eine Linie zu ziehen wo man da dann für sich den Schlussstrich macht. Ist es schon zu viel wenn Band A irgendwann mal auf einem Festival gespielt hat wo auch die für mich nicht akzeptable Band B gespielt hat? War der Musiker aus Band X irgendwann vor 20 Jahren mal in der falschen Band als Live Musiker aktiv? ….
    Da kann man dann treffend streiten.
    Wenn aber eine Band z.B. Alben auf den bekannten Labels veröffentlich die entweder ganz offen auch NSBM vertreiben oder von bekannten Nazis betrieben werden ist ganz klar wie mit denen umgegangen wird.
    Ich möchte und werde eben wie oben erwähnt diesen Labels/Leuten keine Unterstützung geben.

    Dies gilt aber auch bei jeder anderen Musik bei mir, so haben sich zuletzt z.B. auch die eigentlich komplett klar positionierten Polit Punks von Anti-Flag ins Aus geschossen bei mir nachdem recht klar belegt wurde dass dort im Bandumlauf auch Frauen zum Opfer von sexueller Gewalt wurden.
    Das Beispiel zeigt aber eben auch dass selbst bei den offensichtlich klarsten Bands immer zweimal hingeschaut werden muss, denn wurde hier ja schon oft erwähnt – Menschen sind eben immer Menschen und diese sind eben manchmal einfach bescheuert.

  27. Se Wissard sagt:

    Bei uns kommt der Haus- respektive Restmüll in die graue Tonne. Die braune ist für den Biomüll.

    Zum Thema? Puh, ich lass das diskutieren bleiben, ich behalte für mich, was ich höre und was nicht, ich ziehe für mich Grenzen, bei strafrechtlich relevanten Sachen ist es natürlich sofort vorbei. Aber ich missioniere nicht, ich rede niemanden ins Gewissen und ich habe zum Glück auch keine „Freunde“, die das wirklich interessieren würde.

    Die großen Themen Politik, Sexualität, Xenophobie sind auch viel zu komplex um sie über Musik und deren Hersteller zu definieren.
    Man kann und darf natürlich alles boykottieren, die Grenze zieht jeder selbst. Ich werde niemanden da reinreden, aber wenn einer jetzt anfängt sich Hakenkreuze auf den Bauch zu pinseln und arische Sauflieder zum besten gibt, dann bin ich da raus und weg und derjenige wird ignoriert/isoliert. Zumindest von mir. Auf Diskussion hab ich keine Lust, für mich ist Musik Eskapismus, ich hab gar nichts gegen reine Fantasy-Themen (aber selbst Tolkien wurde politisiert und das vermutlich auch zurecht, wenn man bedenkt, dass seine Geschichten seine Erlebnisse des 1. Weltkriegs verarbeiten).

    Ich hab aber auch keine Lust mich ständig damit auseinanderzusetzen, zum Glück finde ich weder Nightbringer noch Akhlys so toll, dass es für mich von Belang ist. Wo zieht man die Grenze? Dissection wäre auch eine Band, die raus wäre, immerhin hat John (und das wird scheinbar gerne vergessen) ja auch eine gewisse Geschichte hinter sich.

    Was will ich damit sagen? Eigentlich nichts, ich verstehe irgendwo, dass finnische Bands auch aufgrund ihrer Geschichte nicht ganz koscher sein können, aber auch hier: wo ist die Grenze?
    NS-Dreck wie Goatmoon passt in die braune Tonne, Vargrav dagegen ist inhaltlich unauffällig, aber da zockt halt der SW-Knaller mit… letztendlich geht es keinen was an, weswegen ich so an sich meine Meinung auch nicht ins Internet blasen müsste.
    Hier hab ich es getan, aber eigentlich auch nur, um auf das Problem mit den Mülltonnen hinzuweisen. Letztlich vielleicht auch ein Zeichen einer gewissen aktuellen Ohnmacht, weil plötzlich viele mit Meinungen ums Eck kommen, die ich als westlich lebender und denkender Menschen für äußerst befremdlich halte.

    Ein neues Totenmond-Album wäre übrigens eine tolle Sache!