Accept
die erste Heavy Metal-Band Deutschlands!

Interview

ACCEPT sind einfach nicht unterzukriegen. Nach dem Wegfall von Ur-Bassist Peter Baltes ist nunmehr Wolf Hoffmann das letzte verbliebene Gründungsmitglied und hält das Schiff auf Kurs. Der Lead Gitarrist und Bandleader holte 2019 Martin Motnik (Bass) und Philip Shouse als dritten (!) Gitarristen in die Stahlschmiede, erstes Ergebnis dieser neuen Konstellation ist das inzwischen 16. Studioalbum „Too Mean To Die“. Und damit bereits das fünfte Album seit dem Einstieg von US-Shouter und Frontmann Mark Tornillo. Wir sprachen im Interview mit Wolf über das neue Album.

Cover Artwork von Accept - "Too Mean To Die"

Cover Artwork von Accept – „Too Mean To Die“

Mit „Too Mean To Die“ veröffentlicht ihr gerade euer inzwischen 16. Studioalbum! Wie fühlt es sich an, ist das eigentlich noch was Besonderes für euch, ein neues Album zu veröffentlichen?

Natürlich, jedes neue Album ist immer etwas Besonderes für uns. Und so muss es ja auch sein. Wir wollen weiter immer Alben herausbringen, die für uns was bedeuten, und auch hoffentlich was für die Fans bedeuten. Na klar!

Ur-Bassist Peter Baltes ist ja leider nicht mehr bei ACCEPT. Wie ist es, ohne ihn weiterzumachen? Habt ihr noch Kontakt, was macht Peter?

Wir haben nur noch wenig Kontakt. Natürlich ist es jetzt anders. Wir waren ja sozusagen jahrzehntelang zusammen und natürlich ist es dann eine Umstellung für mich. Aber im Grunde genommen, muss jetzt der Fan jeweils beurteilen, nach wem er sich gerichtet hat. Was die Band anbelangt war es natürlich eine Umstellung für mich, da ich jetzt nicht mehr die Ideen vom Peter zur Verfügung hatte. Nur war es aber auch in der Vergangenheit bereits so, dass wir nicht jeden Ton gemeinsam erarbeitet hatten, vielmehr war es so, dass jeder für sich Demos gemacht hatte, welche wir uns gegenseitig vorgespielt hatten. Aber es war auch so, dass jeder von uns auch vieles komplett alleine gemacht hatte, von daher hat sich das jetzt natürlich alles verschoben dahingehend, dass ich noch mehr als sonst machen musste. Aber es war jetzt nicht grundsätzlich anders, zumal auch die anderen etwas beigetragen haben. Speziell unser neuer Bassist Martin Motnik. Der kam ganz überraschend mit relativ vielen guten Ideen an, so dass das etwas aufgefangen wurde.

Der Martin hatte auch komplette Songs geschrieben?

Ja, schon. Die werden zumindest zwar immer noch etwas umgearbeitet, aber er hat zumindest komplette Songs angeboten. Davon sind auch zwei oder drei auf dem Album gelandet. Und dann ist es ja auch immer so, dass einer aus der Band Teile von Songs liefert, und wir dann zusammen daran arbeiten. Der war da wirklich ein wichtiger Mitarbeiter.

Mit Philip Shouse als zusätzlichen dritten Gitarristen sind ACCEPT komplett. Wie kam es zu der Idee, einen dritten Gitarristen an Bord zu holen?

Die Idee entstand während unserer Orchestertour im letzten Jahr. Da hatten wir ja mit dem Orchester gespielt und unser regulärer, langjähriger Gitarrist Uwe konnte bei der Tour nicht dabei sein. Daher sprang Philip für die Tour ein und wir stellten fest, was das für ein super Gitarrist ist und wie gut wir miteinander klarkommen, wie gut wir uns auch menschlich verstehen. Daher dachten wir alle in der Band, wie schade es wäre, wenn wir ihn jetzt nie wiedersehen, wenn wir ihn danach nach Hause schicken. So entstand die Idee, dass wir doch eigentlich auch zu dritt spielen können. Dadurch ergeben sich schon andere Möglichkeiten. Der Sound von ACCEPT wird sich dadurch nicht grundsätzlich verändern, aber zumindest erweitern. Man kann dadurch Live natürlich Spuren spielen, die man sonst nur von den Alben kennt, also Overdub-Sequenzen, oder Twin-Gitarren Soli und zusätzlich doch noch eine Rhythmus-Gitarre drunter. Das wird die ganze Sache auflockern und auffrischen.

Und welchen Einfluss hatte er auf das Songwriting von „Too Mean To Die“?

Geschrieben hat er weniger, aber er hatte einige Soli gespielt und hat sich als Gitarrist maßgeblich mit eingebracht, was gut ist. Dadurch, dass wir jetzt drei Gitarristen haben und das auch zum Ausdruck bringen wollten, sind wir natürlich auch das Album entsprechend angegangen, dass in den Songs entsprechende Passagen eingebaut wurden, wo wir uns gegenseitig duellieren. Der Philip ist bei wichtigen Songs mit dabei, spielt Solis und Overdubs, was uns wichtig war, da sein Gitarrenspiel schon eine etwas andere Farbe beibringt, als wie wenn ich jetzt alles alleine spielen würde. Das hätten wir zwar tun können, aber das wollten wir nicht. Wenn wir schon einen dritten Gitarristen haben, wollen wir dem natürlich auch einen gewissen Stellenwert einräumen und Platz machen.

Wieder einmal habt ihr zusammen mit Andy Sneap in Nashville aufgenommen, der euch einen amtlichen Sound verpasst hat. Aber es gab aufgrund der Pandemie Probleme bei den Aufnahmen. Bitte erzähle uns, wie die Produktion von „Too Mean To Die“ ablief!

Die erste Hälfte lief wie geplant. Wir hatten recht früh im Jahr angefangen, da wir ja davon ausgegangen sind, dass wir mit ACCEPT in den Sommermonaten auf Tour sein werden und auf Sommerfestivals spielten. Und Andy als Gitarrist von JUDAS PRIEST hätte auch Live spielen sollen. Da wir nicht wussten, wie wir das alles zeitlich unterkriegen, dachten wir, dass wir lieber früher mit dem anfangen, was wir bis dahin hatten. Zu dem Zeitpunkt hatten wir gerade sechs oder sieben Songs, welche wir einfach anfingen aufzunehmen. Ohne genau zu wissen, wie das dann alles im Sommer ablaufen kann. Das war dann also im März. Der Plan war dann, dass wir uns dann irgendwo zwischen den Touren nochmals treffen, um den Rest fertigzumachen.

Dann kam Corona und es gab keine Touren und plötzlich waren alle zu Hause. Das hatte aber leider auch zur Folge, dass man nicht mehr Reisen konnte. Daher konnte Andy auch nicht mehr zu uns kommen. Wir haben das dann so gelöst, dass er Online bei den Aufnahmen mitgehört und mit uns gesprochen hat. Quasi aus der Ferne produziert, während wir in Nashville alleine aufgenommen hatten, während er virtuell am Laptop daran teilnahm. War etwas merkwürdig aber funktionierte durchaus ganz gut.

Für mich klingt „Too Mean To Die“ etwas düsterer und gleichzeitig etwas melodischer als die letzten Alben. Wie ordnest du selbst das neue Album musikalisch ein?  

Das kann ich nicht. Ich will das auch gar nicht selbst einordnen, das ist nicht meine Intention. Ich versuche immer nur, die bestmögliche Musik zu dem Zeitpunkt abzuliefern. Der Rest ergibt sich dann sowieso. Das müssen die Fans oder der Zuhörer beurteilen. Ich selbst kann das allenfalls mit gehörigem Abstand, nach einigen Jahren. Also rückblickend betrachtet, war das Album so und so. Aber vor und während dem Entstehen oder so kurz danach ist es wahnsinnig schwierig, dass ich etwas halbwegs Objektives dazu sagen kann.

Die Power-Ballade „The Best Is Yet To Come“ sticht etwas heraus, was kannst du uns über das Stück erzählen?

Das war ein Song, der sozusagen auf der „Vielleicht“-Liste stand. Es gibt immer Songs oder Demos, die man hört und denkt, ok super, kommt auf Album, gar keine Frage. Dann gibt es aber auch so Songs, wo man erst einmal ausprobieren möchte, ob das auch passen würde. Das war so ein Stück.

Musikalisch hat uns der Song als Demo allen gut gefallen. Wenn man sich so Demos anhört ist natürlich immer irgendeine Art von Gesangideen drauf, damit man ungefähr weiß, wie der Chorus ungefähr wird. Der Gesang kommt dann meist von mir oder manchmal jemand anderes, früher war das als auch der Peter. Das ist dann natürlich mehr schlecht als recht, aber dient auch nur dazu, damit man sich das ungefähr vorstellen kann. In dem Fall war das so ein Song, wo wir dachten, den hören wir dann mal, wenn der Mark ihn singt und wenn der endgültige Text fertig ist. Lass uns einfach mal machen und schauen, ob er uns dann gefällt. Und siehe da, das Stück ist Hammer geworden! Das liegt sicherlich größtenteils daran, dass der Mark auch richtig darauf eingestiegen ist und den richtig geil rübergebracht hat. Natürlich muss der Song von der Struktur richtig gut sein. Aber der lebt eigentlich nur davon, dass der Sänger das überzeugend rüberbringt. Und der Mark hat ja durchaus die Fähigkeiten, nicht nur zu schreien, sondern auch ruhig und melodisch zu singen. Und das auch richtig gut. Das wussten wir zwar, aber in dem Fall kam es eben einfach nochmal besonders zum Vorschein.

Ich finde auch, dass der Mark ein großer Gewinn für ACCEPT ist!

Ja, finde ich auch, klar! Ohne den Mark würden wir die ganz Aktion ohnehin nicht machen. Wir hatten ja nicht nach Sängern gesucht und gesagt, wir nehmen jetzt den Besten. Sondern er ist uns ja quasi damals vor zehn Jahren mehr oder weniger zufällig über den Weg gelaufen. Und wir dachten, der passt so gut zu ACCEPT, das muss irgendwie funktionieren. Und siehe da, es funktioniert ja auch! Wir haben ja wirklich jetzt fünf Alben in zehn Jahren gemacht, die auch alle irgendwie super gelaufen sind. Teilweise sogar Nummer 1 in Deutschland. Das ist alles wirklich besser gelaufen, als man je hätte denken können. Ich habe auch das Gefühl, dass das neue Album wieder gut laufen wird.

Wie betrachtest du im Nachhinein eure Symphonic Terror Tournee mit Orchester? Bist du mit dem Verlauf zufrieden und habt ihr vielleicht so etwas noch einmal vor?

Das war eine super Erfahrung. Es war ja eher ein Spaßprojekt zwischendurch. Ich hatte sowas schon immer mal vor und hatte ja zwischendurch meine Soloalben gemacht. Diese darauf enthaltenen Songs wollte ich schon immer mal Live präsentieren. Dann hat sich halt irgendwann ACCEPT dazu gesellt. Dadurch wurde das Ganze dann so eine Art Kombination, mit der einen Hälfte ACCEPT Songs und der anderen Hälfte Instrumental. Das war mal etwas Anderes, was uns einen riesigen Spaß gemacht hat, aber auch den Zuhörern. Es war eben mal nicht die typische Metalshow mit Kopfschütteln. Gut, das auch, aber es hatte doch mehr Konzertcharakter und war eher zum Zuhören. Das lag auch an den besonderen Venues, an welchen wir spielten, wie in einem römischen Amphitheater, in Opernhäusern, da kommen wir normalerweise mit einer Metalshow nie rein. Das war wirklich eine fantastische Erfahrung, aber jetzt kommt wieder endlich das normale Metalprogramm für die nächsten Jahre. Vielleicht machen wir sowas mal wieder, aber in naher Zukunft erst einmal nicht. Das ist auch viel zu aufwendig. Kann man machen, aber nicht ständig.

ACCEPT gibt es ja jetzt auch schon seit weit über 40 Jahren! Was für eine lange Zeit! Wie fühlst du dich, schon so lange in der Musikszene zu sein und eine Band zu haben, die den Heavy Metal so stark beeinflusst hat?

Puh, das ist einem natürlich auch nicht in jeder Sekunde so bewusst. Je länger die Zeit so vergeht, wird einem das ab und zu bewusst, aber im Grunde denke ich darüber sehr selten oder nie nach. Ich weiß auch nicht, wir gehen einfach unsere Wege und dann denkt man über sowas eigentlich nicht nach. Aber wenn man mal sich darüber bewusst wird, waren wir damals wirklich die erste Heavy Metal-Band in Deutschland, würde ich mal behaupten. Bevor die ganze Szene überhaupt anfing, Heavy Metal zu heißen, waren wir ja schon mit dabei. Wahnsinn, haha!

Du hast mit deinem Gitarrenspiel und mit ACCEPT zigtausende Bands beeinflusst, junge Leute dazu gebracht, Gitarre zu lernen, Bands zu gründen. Was waren denn damals in deiner Kindheit und Jugend prägende Musiker und Bands, die dich dazu brachten, Gitarre zu lernen und in einer Band zu spielen?

Ja das waren so die Gitarrenhelden der Siebziger! Ganz vorne war Ritchie Blackmore immer ein großer Einfluss, dann entdeckte ich irgendwann AC/DC und fand Angus Young super. Dieser bluesige, simple Rock’n’Roll hat mir sehr gut gefallen. Uli Roth war für mich immer der Gitarrengott schlechthin. Es gab aber auch andere, ich hatte damals viel URIAH HEEP gehört und QUEEN, STATUS QUO. Das war damals nicht wirklich Metal, aber es galt in den Siebzigern als hart. SLADE, alles meist aus England. LED ZEPPELIN Fan war ich merkwürdigerweise nie so wirklich. Und natürlich waren DEEP PURPLE und RAINBOW riesige Einflüsse für mich.

Wie hart hat euch die Coronakrise betroffen? Wie sind die Auswirkungen für dich persönlich und für ACCEPT und wie ist die aktuelle Situation in deiner Region? Was glaubst du, wie diese Pandemie unser Leben, die Musikszene und die Gesellschaft verändern wird?

Puh!  Hier in den USA sind ja die Zahlen immer sehr hoch, was man so hört, aber irgendwie nimmt man das hier nicht so richtig wahr. In Deutschland ist ja viel intensiver diskutiert und rigoroser durchgesetzt worden. Es gibt zig Vorschriften, wie viele Familienmitglieder man treffen darf, die Ausnahmen über Weihnachten. Das verwirrt die Leute teilweise sogar. Es gibt viele Gedanken und Vorschriften dazu. Hier in den USA hat man den Eindruck, dass das alles eher so peripher läuft. Ich bin jetzt gerade zwar in Florida auf einer Insel, da ist sowieso alles etwas anders. Die Geschäfte sind alle auf, die Leute haben größtenteils zwar Masken an, aber es scheint längst nicht so ernst genommen zu werden. Das tägliche Leben hat sich nur am Rande verändert, es geht eigentlich relativ normal weiter. Es gibt natürlich sehr viele Arbeitslose. Aber im täglichen Leben bei uns merke ich nicht so viel. Man muss jetzt sehen, falls sich das im Laufe der Zeit jemals wieder normalisiert, ob das alles dann auch wieder zurückgefahren wird. Vielleicht wird ein Teil davon immer zurückbleiben. So ähnlich, wie es die Zeit vor dem 11. September 2001 gab und die Zeit danach. Wenn mal irgendwelche Sicherheitsbedenken oder Einschränkungen in Kraft getreten sind, dass die aus lauter Angst nie wieder ganz zurückgenommen werden. Wenn man durch die Tür mal durchgegangen ist, gibt es vielleicht keinen Weg zurück mehr. Vielleicht wird man jetzt immer irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen bei Konzerten haben. Oder die Leute auch freiwillig mehr Mundschutz tragen. Ich weiß es nicht.

Galerie mit 26 Bildern: Accept - Knock Out Festival 2023 in Karlsruhe
05.01.2021

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