Dark Fortress
"Ich kann nicht mehr!"

Interview

DARK FORTRESS: A Band of Brothers

Du hast es gerade schon angesprochen: An dir blieb nicht nur die Organisation hängen, sondern auch das meiste Songwriting und die Produktionen hast du … [Victor unterbricht mich, leitet dann aber von selbst in meine eigentliche Frage über]

Naja gut, das Songwriting habe ich nicht so als Belastung emfpunden. Ich bin ja auch kein Gründungsmitglied. Ein Album, “Tales From Eternal Dusk” ist noch ohne unsere Beteiligung entstanden. Danach sind erst Seraph, unser Bassist Draug und ich dazugestoßen. Auf “Profane Genocidal Creations” war ich noch nicht Hauptsongwriter, das ging erst mit “Stab Wounds” los. Aber Asvargr hat zum Beispiel auch immer Songs beigesteuert, ebenso hatten Seraph und unser zweiter Sänger Morean Ideen. Das Produzieren habe ich ebenfalls nicht als Belastung empfunden, denn es gab ja auch einen Grund dafür, dass das mein Berufswunsch war. So konnte ich dafür sorgen, dass die Platten so klingen, wie wir das wollten. Aber ich habe halt einfach keinen Bock auf Business [lacht].

Man hat euch aber in erster Linie als Band aus Freunden wahrgenommen …

[Energisch] Ja, ja!

… deswegen war es vermutlich nie eine Option, ein Mitglied gleich zu ersetzen, nur weil es beispielsweise in die Niederlande gezogen ist.

Genau so ist es. Wir hätten vielleicht erfolgreicher sein können, wenn wir in so einem Fall Bandmitglieder ersetzt hätten. Das wollten wir aber nicht tun. Wir haben uns gegenüber eine gewisse Loyalität. Wir haben früh angefangen, das zusammen machen und wollten als Gruppe zusammen bleiben.

Gemessen an den Sängern, kann man die Bandgeschichte in zwei Kapitel unterteilen. Die Phase mit Azathoth bis 2007, die vier Alben abwarf und mit Morean, die ebenfalls vier Alben produzierte. Was hat sich deiner Meinung nach damals am meisten mit Moreans Einstieg verändert?

Rein vom instrumentalen Songwriting her hatte es keinen wahnsinnig großen Effekt. Natürlich ist ein Sänger das Gesicht der Band. Azathoth war ein fantastischer Sänger, ein guter Frontman, er hat tolle Texte geschrieben, vor allem auf “Séance” gefallen sie mir sehr gut – aber es war zwischenmenschlich schwieriger. Es gab Reibereien, die letztlich dazu geführt haben, dass wir uns getrennt haben. Als er raus war, haben wir bestimmt zehn Jahre nicht miteinander geredet, aber mittlerweile haben wir unseren Frieden geschlossen und das ist auch gut so.

Morean kenne ich tatsächlich schon, seit ich neun Jahre alt und er ein Teeanager war. Er war ein Freund meiner älteren Schwester. Er ist einer meiner besten Freunde und ein wahnsinnig guter Musiker. Es ist sehr, sehr geil, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist ja eigentlich klassischer Komponist und ein super Gitarrist und hat ein ganz eigenes Musikverständnis. Auch als Persönlichkeit ist er eher ein Gitarrist als ein Lead-Sänger [lacht]. Ein Super-Frontmann mit einer tollen Ausstrahlung, der ebenfalls fantastische Texte schreibt.

Dadurch, dass Morean auch auf Azathoths großartigem GRÀB-Album mitwirkte, hatte ich eh angenommen, dass sich die Wogen etwas geglättet hätten.

Ja, genau. Das fand ich übrigens auch sehr cool.

Ihr wart nun insgesamt 29 Jahre aktiv. Ich weiß, die Frage ist ein bisschen platt, aber welche denkwürdigen Highlights und Anekdoten fallen dir dazu spontan ein?

Puh …! Also ein erstes Highlight war natürlich unser erster Plattenvertrag. Unser Drummer war noch am Gymnasium, ich war gerade raus. Wir haben uns mit Champagner, Kaviar und Lachs auf die Bühne der Aula gesetzt und das entsprechend zelebriert. Keiner hat was gesagt [lacht]. Total überzogen, aber witzig.

„Wir haben unseren Plattenvertrag mit Champagner, Kaviar und Lachs in der Schulaula zelebriert.“

Auch unser Vertrag mit Century Media war ein Meilenstein. Bei der Show gestern waren Philipp und Melanie von Century Media da, Melanie war dort von Beginn unsere A&R. Ohne Philipp, der jetzt dort quasi Chef ist, wären wir nie bei Century Media gelandet. Denn eine denkwürdige Anekdote ist auch, wie wir von Black Attakk, einem Label, das zurecht nicht den besten Ruf hat, weggekommen sind. Sorry, Karsten, wenn du das liest. Wir sind aus dem Vertrag rausgekommen, weil er die Optionsverlängerung eine Woche zu spät gezogen hatte. Er war Century Media noch wochenlang eine Unterschrift schuldig, bis unser alter Sänger und ich zu seinem Büro gefahren sind. Wir haben es jedenfalls geschafft, die Unterschrift zu bekommen, sonst wäre alles anders gekommen.

Die Tour, die wir 2009 mit SATYRICON und SHINING gemacht haben, war sehr intensiv. Mit SHINING haben wir uns sehr gut verstanden, muss man vielleicht auch, wenn man Support von SATYRICON ist. Wobei unser Keyboarder dann später auch bei SATYRICON gelandet ist.

Gibt es etwas, das ihr mit DARK FORTRESS gern noch erlebt hättet?

Ja, eine US-Tour hätte ich gerne noch gespielt. Wenigstens haben wir beim California Deathfest und dem Maryland Deathfest 2022 doch noch in den Staaten gespielt. Ich finde es ebenso tragisch, dass wir nie in Lateinamerika gespielt haben. Ich bin mir sicher, dass es da super funktioniert hätte. Wir haben laut Statistik die meisten Follower in Mexico City. Das ist wirklich schade.

Manches bereue ich. Als wir bei Century Media unterschrieben haben, kamen viele geile Anfragen rein, die wir ausschlagen mussten. Wenn du immer nur absagst, kommt dann irgendwann auch nichts mehr rein. Ich bin immer noch der Meinung, mit der Band und mit den Songs wäre mehr drin gewesen. Ich bin aber auch dankbar, dass ich mit TRIPTYKON inzwischen auf dem Level Musik machen kann, das ich mir immer erträumt habe.

Meine letzte Frage wäre: Könntest du dir, in welcher Konstellation auch immer, vorstellen, mit einem der anderen nochmal gemeinsam Musik zu machen?

Es wäre extrem schade, wenn ich nie wieder etwas mit Morean machen könnte. Auch mit Seraph könnte ich mir das vorstellen. Mit Hannes spiele ich ja sowieso bei TRIPTYKON zusammen. Mit unserem langjährigen Bassisten Draug bin ich noch sehr gut befreundet, aber ich glaube, der ist ausgestiegen, weil er einfach nicht mehr in einer Band sein will. Aber es wäre schon … ein bisschen komisch, wenn ich nie wieder etwas mit Morean gemeinsam machen würde [lacht].

Vielen Dank!

Galerie mit 14 Bildern: Dark Fortress - Wave Gotik Treffen 2016

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Quelle: V. Santura
12.06.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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1 Kommentar zu Dark Fortress - "Ich kann nicht mehr!"

  1. Kazanian sagt:

    Danke fürs Interview!

    Machts gut Dark Fortress. Ihr seid für mich eine Band mit einem eigenen Sound und Ausdruck gewesen. „Stab Wounds“, „Seance“, „Eidolon“, alles tolle Platten und definitv auch das Debür „Tales from eternal Dusk“, auch wenns noch mehr gewöhnlicher Melo Black war, nur halt mit sehr guten Songs.