Imperial Triumphant
Dystopisch und retrofuturistisch

Interview

Mehr oder weniger über Zufall bin ich auf den Facebook-Post von dir gestoßen, wo du dich für eine Top-5-Liste von Bands im Revolver-Magazin entschuldigt hast, die mittlerweile nicht mehr einsehbar ist. Das Problem scheint die rechte Gesinnung einiger Bandmitglieder der angesprochenen Bands gewesen zu sein. Nun seid ihr alles andere als rechts, aber diese Distanzierung bzw. die Forderung nach Distanzierung liest und sieht man immer häufiger bei Künstlern, die etwa ihre musikalischen Vorlieben von sich geben. Manche Künstler in ihrer Funktion als Bandsprachrohr, aber auch als Privatperson trennen dann für sich Künstler und Kunst bei anderen Bands und hören die trotz fragwürdigem Hintergrund, aber als in der Öffentlichkeit stehende Person ist das schwieriger, auf solche Vorwürfe nicht zu reagieren. Manche ignorieren es, andere wollen sich erklären und schreiben eine Entschuldigung, so wie du. Wie hältst du es damit? Wo ziehst du persönlich für dich die Linie?

Ich denke, es ist eine delikate Balance. Zum einen würde ich mit dir überein stimmen, dass man ja sonst gut zwischen Künstler und Kunst trennen kann, auf der anderen Seite sollte es so Dinge wie NSBM natürlich gar nicht erst geben. Black Metal muss nicht so sein, um gut zu sein. Ich würde sagen, im Allgemeinen ist eine solche Situation einfach nur frustrierend. Ich denke, die Leute die sich darüber aufregen wollen heimlich die Band mögen, weil sie die Musik toll finden, aber nicht die Leute dahinter, deswegen kommt es zu einem innerlichen Konflikt.

Diese Frage zwischen der Trennung zwischen Kunst und Künstler stellt sich ja auch bei anderen Musikgenres, aber auch etwa im Film: Darf man immer noch Michael Jackson hören, kann ich mir noch Kevin Spacey-Filme anschauen und so weiter.

Ja, es wird eine ziemliche Gratwanderung, wenn man Kunst mag, die von Leuten produziert wurde, die einfach nur böse Menschen sind. Ich denke es ist einfach eine subjektive Entscheidung jedes einzelnen. Was er tun möchte oder auch nicht. Ich bin niemand, der anderen Leuten nun vorschreiben wollen würde, was sie hören können und was nicht. Ich wünschte nur, dass es nicht so ein großes Problem wäre, was man privat gerne hört. Ich denke in anderen Genres wo andere Künstler vielleicht auch Inspiration von anderen problematischen Individuen haben sieht man diese Aufregung nicht so häufig wie im Metal.

Ich denke, es ist immer schwer, die Einstellung von Menschen anhand solcher Vorlieben einzuschätzen, da man immer aus seiner eigenen Blase heraus schaut. Ich kenne ein paar sehr links eingestellte Menschen, die trotzdem manche relativ rechts verortete Bands gern hören. Das spielt sich dann aber in einer sehr privaten Blase ab. Wenn keiner das weiß und man das für sich behält, gäbe das kein großes Problem. Als Künstler selbst ist das natürlich schwerer, da man in der Öffentlichkeit steht, einen gewissen Einfluss hat, auch Verantwortung. Wenn Leute dann eine öffentliche Rechtfertigung für gewisse private Vorlieben etwa fordern, kann man das nur entweder ignorieren oder probieren sich zu erklären. Was du ja getan hast. Besonders interessant wird es in Hinblick auf DEATHSPELL OMEGA, die ja auch im Interview von dir genannt wurden und mit ihrer dissonanten und avantgardistischen Musik definitiv einen künstlerischen Einfluss im europäischen Black Metal hinterlassen haben. Musikalisch gesprochen finde ich, dass ihr etwas Ähnliches in Amerika mit IMPERIAL TRIUMPHANT versucht. Nicht als Derivat, sondern in neuer Weise, eben auch mit New York als Einfluss.

Absolut. Wir wollen ähnlich wie DSO probieren, in neue Nischen zu stoßen und neue Sounds in die Musik der Szene zu bringen. Ich denke, niemand  hat etwas derartiges wie „Alphaville“ schon gehört. Ich bin sehr aufgeregt, es final mit allen teilen zu können.

Es gibt viele Metalbands, die Dissonanz und unharmonische Musik spielen und auch Einflüsse aus dem Jazz nehmen, wie etwa GORGUTS. Aber das ist meist nur in sehr kleinen Dosen und nicht als Haupteinfluss wie bei euch. Das ist finde ich die Ausnahme, die euch ins Spotlight stellt. Würdest du das auch so sehen?

Danke sehr, das ist ein nettes Kompliment, das bedeutet mir viel.

Ist das eure Anspruchshaltung, der Grund warum ihr morgens aufsteht und anfangt Musik zu komponieren? Also dieses Hervorstoßen in neue, unbekannte Territorien?

Wir probieren ganz natürlich an neue Musik heranzugehen und zwingen uns zu nichts.  Und ich glaube, diese Herangehensweise lässt uns herausstechen. Denn heutzutage gibt es viele dissonante Death- und Black-Metal-Bands, die auch ein wenig Jazzeinflüsse inkorprieren und das meiste davon fühlt sich viel zu gezwungen und gewollt an. Wir probieren nicht zu sehr den Fokus auf das eine oder andere zu legen. Es muss einfach ein natürlicher Mix aus allen Einflüssen sein.

Galerie mit 19 Bildern: Imperial Triumphant - Europe 2023 in Hamburg

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Quelle: Century Media, Zachary Ilya Ezrin
25.07.2020

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