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Interview zum neuen Album "Profan"

Interview

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KAMPFAR gelten seit jeher als eine der einflussreichsten Bands im Black- und Pagan-Metal-Bereich. Seien es Alben wie „Kvass“, „Mellom Skogkledde Aaser“ oder das neue Album „Profan“ – KAMPFAR standen schon immer für Kälte, Härte und gute Musik. Wir nahmen uns die Band anlässlich des Release von „Profan“ zur Brust und sprachen mit ihr über die Black-Metal-Szene, den Werdegang der Band und die Bedeutung von „Profan“.

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Hi KAMPFAR! Auf eurem neuen Album „Profan“ habt ihr euch in meinen Augen eurer Old-School-Black-Metal-Seite gewidmet. War das eine bewusste Entscheidung, oder ergab sich das während des Songwritings?

Ole: Hi! In gewisser Weise war es eine bewusste Entscheidung, ja. Wir hatten alle das Gefühl, dem Pfad, welchen wir 2011 mit „Mare“ eingeschlagen und 2014 mit „Djevelmakt“ fortgesetzt haben, folgen zu wollen. Dieser Pfad ist noch dunkler, tiefgreifender und dreckiger geworden, sodass wir ihm folgen mussten. Das Songwriting und die Vision hinter dem Album greifen ineinander – das eine folgt dem anderen. Wenn du eine generelle Idee hast, weißt du auch genau, wann die Musik passt. Wenn der Song langsam Kontur annimmt, kann man diese Idee ausbauen und in etwas Konkretes verwanden. Ich denke, unsere grundsätzlichen Ideen, die wir am Anfang des Songwritings zu „Profan“ hatten, gleichen sich größtenteils mit dem Endresultat.

Worum dreht sich „Profan“?

Ole: „Profan“ dreht sich hauptsächlich um den Kampf mit dem inneren Selbst in einer düsteren und verdrehten Realität. Es geht um das Suchen und Graben nach einem Weg, beziehungsweise einem Pfad, auf dem man am Ende dennoch nichts findet. Nur mehr Schmutz und endlose Dunkelheit. Diese Thematik kann in vielen Varianten interpretiert werden. Sie kann eine Reflexion deines alltäglichen Lebens oder ein Wink auf antike Geschichten und Folklore sein. Angenehm ist sie allerdings nie.

Was sagt der Albumtitel aus?

Ole: „Profan“ bedeutet das Gegenteil von allem was heilig, sakral, religiös oder bewährt ist – wie auch immer man es nun nennen möchte. Es ist die Missachtung von allem was dir von denen aufgezwungen wird, die sich für die Quelle der Moral halten.

Die Cover-Artworks eurer älteren Alben, „Kvass“, „Heimgang“ und „Mellom Skogkledde Aaser“ beispielsweise, zeigen Szenen aus der Natur. Im Verlauf der letzten Alben sind eure Artworks allerdings immer düsterer und mystischer geworden und hatten meist eine unheilvolle Gestalt im Mittelpunkt. Wieso?

Ole: Das kommt daher, da die Themen der letzten drei Alben dunkler und persönlicher waren. „Mare“ begab sich thematisch in die Welt der Hexen der Gegenwart und der Vergangenheit, während „Djevelmakt“ eine konzeptionelle Reise in die Unterwelt, gespickt mit Kreaturen, Ratten und verlorenen Seelen war. „Profan“ folgt dieser Thematik, ist dabei aber düsterer, kälter und einsamer. Und selbst in all dieser Trostlosigkeit gibt es Dinge, die noch falscher und verstörender sind. Das Cover-Artwork ist voll von diesen kleinen Clues und Symbolen. Die Figur in der Mitte strahlt diese gewisse Präsenz aus. Im Endeffekt ist es allerdings dem Hörer überlassen, dies in seiner oder ihrer ganz eigenen Weise zu interpretieren.

Die erwähnte Gestalt ist in Gewänder gehüllt und hat eine kleine Kreatur auf dem Schoß sitzen. Wer ist diese Gestalt und wofür steht sie?

Ole: In meinen Augen repräsentiert diese Figur das wahre Selbst. Die kleine Kreatur stellt im Gegensatz dazu die kleineren Teile von uns, die Unsicherheiten und die Dämonen, welche wir unser Leben lang bis ins Grab mit uns herumtragen, dar. Was mir an diesem Cover am besten gefällt, ist, dass es jeder anders interpretieren kann und es jedesmal, wenn ich es betrachte, neue Fragen aufwirft. Wenn die Figur dein wahres Selbst darstellt – schaut sie weg? Oder hat sie überhaupt kein Gesicht? Oder schaut sie sich den Mond, das letzte verbleibende Licht der Welt, an, wie er sich langsam verdunkelt? Es ist sehr mystisch. Manche Leute könnten die Figur als ein Symbol der angepassten Gesellschaft sehen, ein gesichtsloser König mit unzähligen gespenstischen Händen, etwas Abstraktes und trotzdem real. Ich vermag nicht zu urteilen, was die richtige oder falsche Interpretation ist, und ich denke nicht, dass der Künstler (Zdzis?aw Beksi?ski) wollte, dass man eine klare Antwort darauf finden kann.

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Wie seht ihr eure Entwicklung von „Djevelmakt“ zu „Profan“? Welche Schritte habt ihr seit „Djevelmakt“ gemacht?

Ole: Ich denke, dass wir als Band fokussierter und selbstbewusster geworden sind. Wir haben uns klare Ziele gesetzt und gehen diese an, ohne zurückzublicken. Ein gutes Beispiel dafür ist der Song „Daimon“. Als wir mit unseren ganzen Vorproduktionen ins Studio gegangen sind, war „Daimon“ ein Stück, bei dem wir nicht wussten, was wir damit machen sollten – wir wussten nicht einmal, ob es überhaupt in irgendeiner Weise gelungen ist. Also haben wir Ideen über Bord geworfen und haben versucht, den Nerv des Songs zu finden und ihn zum Leben zu erwecken. Wie wir das geschafft haben? Wir haben uns einen Schamanen namens Geir Torgersen besorgt (im Ernst!), um ein Didgeridoo und Kehlkopfgesang einzuspielen. Wir haben clean Vocals gedoppelt, welche unterschiedliche Texte singen, die aber ineinander greifen, um eine konkrete Bedeutung zu erreichen. Im Endeffekt sind wir in Polen gelandet, wo wir nach einer passenden Produktionsfirma gesucht haben, um ein Musikvideo aufzunehmen – etwas, dass wir nie zuvor gemacht haben. Das ist die Entschlossenheit und Furchtlosigkeit, die momentan in der Band herrscht. Ich denke, dass diese sich im kompletten Prozess von „Djevelmakt“ bis zum heutigen Tag entwickelt hat.

Ihr bearbeitet auf jedem Album intensive Thematiken. „Mare“ drehte sich, wie du bereits erwähnt hast, um die Hexen der Gegenwart und Vergangenheit. Was gibt euch den Denkanstoß zu solchen Themen und wie recherchiert ihr sie?

Ole: Wir spielen intensive und ernste Musik und diese Intensität bestimmt uns auch als Band, sodass die Themen und Texte dies repräsentieren müssen. Wenn wir uns an ein neues Album wagen, möchten wir etwas kreieren, das gleichermaßen interessant und einzigartig ist. Und dabei kommt es bei einem Album auf weit mehr als die Riffs und Melodien an. Wir stecken viel Mühe in das Werk als Ganzes. Wie dir aufgefallen ist, steckt ja auch das Cover-Artwork von „Profan“ voller Fragen, also sollen auch die Texte faszinierend und fesselnd sein. Dolk hat seit jeher ein Interesse an alten Sagen, Folklore, Geschichten der Vergangenheit und was diese für die Leute damals bedeutet haben und was sie heute Aussagen, in unserem modernen Leben. Wir recherchieren viel in alten Büchern, Geschichten und über Figuren, die vielleicht in Vergessenheit geraten sind.

Dolk, du hast euren Bandnamen auf dem Bauch tätowiert. Was hat dich dazu veranlasst und was bedeutet dieses Tattoo für dich?

Dolk: Um es kurz zu machen: Ich habe mir das KAMPFAR-Tattoo stechen lassen, als wir unser 10-jähriges Jubiläum hatten. Es repräsentiert mich und mein Lebenswerk.

Eure Live-Shows sind sehr direkt und kompromisslos. Man merkt, dass ihr alles gebt und KAMPFAR mit Leib und Seele lebt. Auch auf der Bühne. Wie fühlt ihr euch während der Auftritte? Was geht euch durch den Kopf?

Ole: Du hast vollkommen Recht. Wir geben alles auf der Bühne und jede Show bedeutet uns sehr viel. Wir sind keine Band, die alles für selbstverständlich nimmt und wir sind sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit haben, zu touren und auf Festivals zu spielen. Dabei macht es für uns keinen Unterschied, ob wir vor 25.000 oder vor 300 Leuten spielen. Für jede Person im Publikum hat die Show eine große Bedeutung, also sollte es für uns als Band ebenso bedeutsam sein. Ich hasse es, wenn ich Bands sehe, die auf der Bühne keine 100 Prozent geben, nur weil sie einen schlechten Tag haben oder wenige Leute da sind – es sollte keinen Unterschied machen. Nicht viele Bands schaffen es, jede Nacht ihr volles Potential auf der Bühne auszuschöpfen, aber wir sind eine davon. Die besten Auftritte sind die, bei denen ich nicht denke, den Kopf ausschalte und alles mühelos ineinander fließt – ich meine Energie auf das Publikum übertragen kann.

KAMPFAR war selbst nie eine satanische Band, doch was haltet ihr von Bühnenkonzepten von Bands wie WATAIN oder BELPHEGOR, die schwarze Messen während ihrer Shows abhalten?

Ole: Ich finde es großartig. Dieser Aufzählung könntest du natürlich auch BEHEMOTH hinzufügen. Jede Band, die es wagt, einen Schritt weiter zugehen, etwas anderes zu machen und auch mit ganzem Herzen dahintersteht, bekommt bei mir einen dicken Pluspunkt. Viele Bands und Künstler haben Angst davor, eine Grenze zu überschreiten und die Mühe zu geben, die es braucht, um zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Ich denke, dass auch wir in der Vergangenheit manchmal in diese Falle getappt sind, aber diese Zeit ist lange vorbei. Wir widmen heutzutage dem Gesamtpaket mehr Aufmerksamkeit und das beinhaltet auch, Atmosphäre auf der Bühne zu schaffen, welche die Show so gut es geht bereichert.

Wer sind in euren Augen die ehrlichsten Bands im Black- und Pagan-Metal-Bereich?

Ole: Wir natürlich! Nein, im Ernst: Ich denke, dass es viele ehrliche, hart arbeitende Bands da draußen gibt. Wir haben auf Touren und Festivals einige Bands kennengelernt und viele von ihnen bestehen aus Leuten, die durch ein gewisses Feuer, eine Sehnsucht, angetrieben werden, um ihr Ding durchzuziehen, so wie auch wir. Ich denke, es wäre unfair, bestimmte Bands hervorzuheben, also belasse ich es dabei.

Habt ihr ein Lieblingsalbum unter euren Werken? Wenn ja, welches und warum?

Ole: Momentan natürlich „Profan“. Es wäre auch komisch, wenn das anders wäre. Wenn das aktuelle Album nicht der Favorit ist, was wäre dann der Sinn dahinter es zu veröffentlichen? Wir sind keine Band, die einen Zeitplan verfolgt, um Album für Album zu veröffentlichen. Wenn wir nicht das Gefühl hätten, uns weiterentwickelt zu haben, würden wir auch nichts veröffentlichen. Wenn ich mir jetzt einen Favoriten aus älteren Werken, sagen wir, den ersten vier, heraussuchen müsste, wäre es wohl „Fra Underverdenen“, aufgrund seiner rohen und tiefgreifenden Dunkelheit. Es gibt diese gewisse Note Verzweiflung in dem Album, die mir wirklich gut gefällt und das spiegelt sich auch auf „Profan“ wieder.

Was haltet ihr vom modernen Genre des Post-Black-Metal, wie ihn Bands wie AGRYPNIE, HARAKIRI FOR THE SKY oder THRÄNENKIND spielen?

Ole: Ehrlich gesagt interessiere ich mich nicht allzu sehr dafür, was in dem Genre als Ganzes abgeht. Das ist nicht, weil ich arrogant bin – ich habe einfach nicht die Zeit dafür. Wie auch der Rest der Band führe ich ein vielbeschäftigtes Leben und den Großteil meiner freien Zeit stecke ich selbstredend in KAMPFAR, MISTUR und andere Projekte, in die ich involviert bin. Persönlich interessiere ich mich natürlich für Bands, mit denen wir zusammen touren oder die wir auf Festivals treffen. Deutsche Bands, die mir sehr gut gefallen sind zum Beispiel HELRUNAR und SECRETS OF THE MOON.

Danke für das Interview! Möchtest du zum Schluss noch etwas loswerden?

Ole: Deutschland! Ihr wart immer ein wichtiger Teil von KAMPFAR und wir spielen jedesmal sehr gerne bei euch! Genießt „Profan“ für den Moment und macht euch auf einige exklusive Deutschland-Shows im Dezember gefasst! Prost!

Galerie mit 22 Bildern: Kampfar - Rockharz Open Air 2016
23.11.2015

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