Runemagick
Uralt, schwer und gewaltig

Interview

Zurück auf Anfang – RUNEMAGICK stehen am Beginn einer neuen Ära. Nicklas Rudolfsson ist wie in den frühen Anfangstagen komplett auf sich alleine gestellt und hat gerade das 14. Album „Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“ veröffentlicht. Wie es zu dieser drastischen Änderung kam und wo RUNEMAGICK mit dem Album steht, klärten wir im Interview mit Nicklas.

Cover Artwork von RUNEMAGICK - "Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)"

Cover Artwork von RUNEMAGICK – „Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“

Du hast gerade dein neues RUNEMAGICK-Album „Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“ veröffentlicht. Dieses Album markiert den Beginn einer neuen Ära. Wie zu Beginn hast du alle Songs alleine geschrieben und alle Instrumente selbst eingespielt. Wie kam es dazu, dass deine Frau Emma, Schlagzeuger Daniel Moilanen und Gitarrist Jonas Blom nun nicht mehr Teil von RUNEMAGICK sind? Was ist passiert?

Das Leben verändert sich, und manchmal trennen sich die Wege. Wir haben uns ein paar Mal unterhalten, bevor dieses Album Gestalt annahm, aber es hat sich ganz natürlich so ergeben. Emma und ich haben uns nach mehr als zwanzig gemeinsamen Jahren ebenfalls getrennt, und das hat natürlich alles beeinflusst. Der Kreis hat sich also wieder geschlossen – RUNEMAGICK ist wieder ein Soloprojekt, genau wie am Anfang.

Es gibt keine Konflikte oder schlechten Gefühle zwischen uns, aber es ist keine traditionelle Band mehr. Ich glaube auch nicht, dass sie in Zukunft wieder eine werden wird. Alle sind jetzt mit ihrer eigenen Musik beschäftigt, wie KATATONIA, DEATH REICH, VEXMORTEM und anderen… während ich RUNEMAGICK alleine weiterführe. Das ändert jedoch nicht viel am Sound, da ich immer der Hauptsongwriter war und bisher etwa neunundneunzig Prozent von allem geschrieben habe.

Wie fühlt es sich für dich an, alles selbst zu machen? Fühlst du eine tiefere Verbindung zu „Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“ als zu den Alben, die ihr als Band gemacht habt?

Es fühlt sich sehr natürlich an. Ich habe mehr Zeit und Energie in dieses Album gesteckt als in jedes andere RUNEMAGICK-Album. Das ist vielleicht nicht sofort hörbar, aber ich fühle mich dadurch persönlich stärker mit ihm verbunden. Natürlich ist es anders, wenn man keine Bandkollegen hat, mit denen man Ideen austauschen kann, aber ich habe bestimmte Dinge mit ein paar engen Freunden besprochen, sodass ich nicht völlig isoliert war.

Dieses Album ist mir sehr ans Herz gewachsen, nicht nur musikalisch, sondern auch emotional und spirituell. Es spiegelt einen Übergang im Leben wider, das Ende eines Kapitels und den Beginn eines neuen, sowohl persönlich als auch innerhalb von RUNEMAGICK selbst.

Hattest du eine bestimmte Vision im Kopf, als du mit der Arbeit am neuen Album begonnen hast?

Ja, die Vision war von Anfang an klar. Ich wollte, dass sich das Album sowohl wie ein Ende als auch wie eine Wiedergeburt anfühlt, wie das Ende eines Zyklus und der Beginn eines neuen. Die Musik, die Texte und das Konzept folgen alle diesem Weg. Es geht um Verfall und Erneuerung, um Licht, das verblasst und dann in anderer Form zurückkehrt – den ewigen Kreislauf der Dinge sowohl im kosmischen als auch im persönlichen Sinne.

Ich habe einen Sound angestrebt, der sich uralt, schwer und gewaltig anfühlt, aber auch kontemplativ und atmosphärisch ist. Er spiegelt den Rhythmus der Natur wider, in dem Zerstörung und Schöpfung nebeneinander existieren.

„Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“ wurde im Sonic Train Studio in Varberg, Schweden, aufgenommen, richtig? Hattest du jemanden, der dir bei den Aufnahmen geholfen hat, und welche Herausforderungen gab es dabei? Und welchen Einfluss hatte Andy LaRoque auf den Prozess?

Ja, ein Teil davon wurde in Andy LaRoques Sonic Train Studio in Varberg aufgenommen und ein Teil in meinem eigenen Dachstudio in Ljungskile, dem Necrotic Noise Studio. Andy hat das Album im Sonic Train gemischt und gemastert. Abgesehen von den Gastmusikern haben nur Andy und ich daran gearbeitet.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich wollte einen klaren Mix, bei dem alles zu hören ist und alle Ebenen ihren Platz haben. Andy hat mir sehr bei der Gitarrenklangfarbe und der Gesamtbalance geholfen. Seine Erfahrung und sein Gespür für Details haben einen großen Unterschied gemacht, um die Tiefe des Sounds herauszuarbeiten.

Du hast mit den Gastmusikern Dísa Draugurinn, Lussidotter und Louvrianne Roux zusammengearbeitet. Wie sind diese Ideen entstanden, wie groß war ihr Einfluss auf die Songs?

Ich wollte ein paar Elemente hinzufügen, um die Reise zu erweitern und das Album dynamischer zu gestalten. Weibliche Gesangsstimmen und gesprochene Parts verleihen ihm eine breitere und atmosphärischere Dimension, die in manchen Momenten fast filmisch wirkt.

Lussidotter’s Stimme verlieh den Songs „Old Bones“, „The Runestone’s Lament“ und „Ashen Realms“ sowohl ätherische als auch ursprüngliche Qualitäten. Louvrianne Roux’s Dulcimer in „Ashen Realms“ schuf eine eindringliche, wunderschöne Textur, die den Track von den härteren Songs abhebt. Und Dísa Draugurinns tranceartige Stimme in „The Hollow Chant Of The Seer“ verlieh dem Song genau die rituelle Atmosphäre, die ich mir gewünscht hatte.

Ich gab ihnen allen viel Freiheit innerhalb bestimmter Parts, die ich ausgewählt hatte, und jede von ihnen brachte ihre eigene einzigartige Energie in das Album ein.

Das neue Album ist wieder sehr düsterer, apokalyptischer Death Doom Metal, innerhalb der Klangwelt von RUNEMAGICK. Einige Teile sind weniger aggressiv und zeigen eine eher meditative Interpretation des Death Doom Metal. Ich finde, dass „Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms) “ eine ganz eigene Herangehensweise hat. Wie empfindest du die Musik auf deinem neuen Album und wie beurteilst du deine musikalische Entwicklung und die Evolution von RUNEMAGICK?

Es gibt immer einen starken Kern in RUNEMAGICK, der erkennbar bleibt, aber jedes Album erkundet neue Richtungen. Ich möchte mich nicht wiederholen – ich möchte, dass es sich natürlich entwickelt. Es wäre langweilig, jahrzehntelang genau gleich zu klingen.

Dieses Album hat immer noch die Schwere und Dunkelheit, aber auch eine ruhigere, meditativere Energie. Es fühlt sich breiter und tiefer an. Dennoch denke ich, dass jeder, der RUNEMAGICK kennt, die Essenz sofort erkennen wird. Es ist eher eine Weiterentwicklung als eine Veränderung der Identität.

Deine Musik wird oft als Ancient Death Doom Metal beschrieben. Kannst du uns etwas über die Einflüsse erzählen, die deinen Sound im Laufe der Jahre geprägt haben?

Genre-Bezeichnungen sind mir nicht so wichtig, aber wenn ich es beschreiben müsste, würde ich sagen: Midtempo-Death-Doom mit einem rituellen und archaischen Gefühl. Meine Einflüsse kommen aus vielen Bereichen. Natürlich hatten die frühen Klassiker wie CANDLEMASS, AUTOPSY, BOLT THROWER, MORBID ANGEL, HELLHAMMER, CELTIC FROST, CORONER und SLAYER einen großen Einfluss. Aber auch Dark Ambient und rituelle Musik wie RAISON D’ÊTRE. Ich habe mich schon immer zu Musik hingezogen gefühlt, die Atmosphäre und Trance erzeugt, bei der man das Zeitgefühl verliert, anstatt nur eine Sammlung von Riffs zu hören.

RUNEMAGICK ist bekannt für diesen langsamen, schweren Sound und die tiefen, intensiven Growls. Wie erzielst du diesen Sound im Studio und welche Ausrüstung verwendest du, um diesen charakteristischen Klang zu erzielen?

Bei den Drums bevorzuge ich größere Kits mit vier oder fünf Toms und vielen Becken, um Raum für Dynamik zu schaffen. Die Bassausrüstung variiert, aber für die Gitarren habe ich hauptsächlich meine Hagström Viking Baritone(s) verwendet. Der Verstärker war ein Zuta, eine schwedische Marke, die einen erstaunlichen Klang und Punch hat. Ich habe nur den eingebauten Drive des Verstärkers verwendet, keine Verzerrerpedale.

Ich habe bei bestimmten Parts Reverb, Delay und Flanger hinzugefügt, um Atmosphäre zu schaffen. Die Idee ist immer, die Instrumente lebendig klingen zu lassen, heavy, aber organisch, nicht überbearbeitet oder steril.

„Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“ ist natürlich ein perfekter Titel für ein RUNEMAGICK-Album. Bitte beschreibe die Bedeutung des Titels, den Zusammenhang mit den Texten und gib uns einen tieferen Einblick in die Texte!

Der Titel steht sowohl für ein Ende als auch für einen neuen Anfang. Die sterbende Sonne ist der Zusammenbruch dessen, was einmal war, und die „Ashen Realms“ sind das, was übrig bleibt – und was wieder auferstehen könnte. Es geht um den Kreislauf der Verwandlung: Das Alte verblasst, damit etwas Neues entstehen kann.

Jeder Song spiegelt eine Etappe dieser Reise wider. „Wyrd Unwoven“ handelt vom Entwirren des Schicksals. „Old Bones“ wandelt zwischen vergessenen Vorfahren. „The Hollow Chant Of The Seer“ spricht von Prophezeiung und Blindheit. „The Runestone’s Lament“ handelt von Erinnerung und der Last der Zeit. „Womb Of The Veiled Sun“ birgt die Schöpfung, verborgen in der Dunkelheit, und „Ashen Realms“ beendet sie in den Ruinen dessen, was einmal war, jedoch mit einem schwachen Schimmer der Erneuerung.

Die limitierte CD-Edition setzt dieses Konzept mit Stücken fort, die sich wie Brücken zu etwas darüber hinaus anfühlen, nicht wie ein Ende, sondern wie ein Übergang. Es ist keine religiöse Geschichte, sondern eine Reflexion über die Existenz und die natürlichen Zyklen von Tod, Verfall und Wiedergeburt.

Was inspiriert dich zu deinen Texten, zu den Themen, über die du singst? Hat die heutige Weltlage einen Einfluss auf deine Themen?

Die Inspiration kommt hauptsächlich aus dem Leben selbst. Aus Reflexion, Veränderung und alter Weisheit. Ich interessiere mich für Zeit, Schicksal und die Muster, die sich im Laufe des Daseins wiederholen. Einige Texte sind wie mythische oder symbolische Geschichten geschrieben, die auf viele Arten gelesen werden können.

Die moderne Welt beeinflusst mich nicht besonders. Ich meide Politik und Medien, da sie sich zu sehr auf Gier und Lärm konzentrieren. Mein Fokus liegt auf dem Zeitlosen und Unsichtbaren, den Dingen, die immer jenseits von Trends und Chaos bleiben.

Auf der Vinyl-Version fehlen vier Songs. Besonders schade finde ich, dass die beiden Teile von „Embers Of The Unwritten Dawn“ nicht auf der Vinyl zu finden sind, die vier Songs sind digital und auf CD erhältlich. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Das lag hauptsächlich an der Länge. Die sechs Haupttracks füllten bereits die gesamte Vinyl aus, und ich wollte keine Abstriche bei der Klangqualität machen. Diese sechs bilden den Hauptbogen der Geschichte.

Die zusätzlichen Songs – „Spires Of The Drowned Horizon“, „Embers Of The Unwritten Dawn“ Teil 1 und 2 sowie „Beneath The Solar Embers“ (Demoversion) – erweitern die Welt des Albums. Sie stehen in Verbindung mit dem Hauptkonzept, fungieren aber auch als Zwischenspiel zwischen den Zyklen. Die Vinyl-Version fängt die wesentliche Reise ein, während die CD- und Digital-Editionen die vollständige, erweiterte Vision bieten.

In der Vergangenheit und auch heute bist du in vielen Bands und Musikprojekten aktiv, DOMEDAG, GRAVFRAKTAL, THE FUNERAL ORCHESTRA, NECROCURSE, DEATHWITCH, SACRAMENTUM, um nur einige zu nennen. Seit etwa 35 Jahren machst du Musik, aber du hast dich immer auf Bands und Projekte in der Szene konzentriert, keine großen Namen, keine Trends. Du bleibst gerne in der echten Szene, musst nicht „groß und berühmt“ sein, richtig? Welche deiner aktuellen und früheren Bands bedeuten dir am meisten und warum?

Ich habe mich im Underground immer wohlgefühlt. Dort liegt die wahre Leidenschaft. Ich habe nie darauf abgezielt, mit Musik Geld zu verdienen oder berühmt zu werden, es ging mir immer um das Schaffen und den Ausdruck.

Es ist schwer zu sagen, welche Band mir am meisten bedeutet, aber RUNEMAGICK hat mich fast mein ganzes Leben lang begleitet, daher hat sie natürlich einen besonderen Platz. SACRAMENTUM  auch, die drei Alben, die wir zusammen gemacht haben, haben immer noch eine gewisse Magie. Ruhe in Frieden, Nisse (Karlén, Sänger von SACRAMENTUM, starb durch Suizid im August dieses Jahres, Anmerk. d. Verf.). THE FUNERAL ORCHESTRA ist auch etwas ganz Besonderes, eine spirituelle und rituelle Form der Musik, die sich anders anfühlt.

Wie schaffst du es, all deine musikalischen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen? Wie beeinflussen dich diese unterschiedlichen Erfahrungen?

Ich betrachte sie als separate kreative Wege, die zu unterschiedlichen Zeiten aktiv sind. Nicht alles passiert gleichzeitig. Wenn mich die Inspiration für ein Projekt packt, konzentriere ich mich voll und ganz darauf, bis es sich fertig anfühlt.

Die Arbeit in verschiedenen Stilrichtungen, von Dark Ambient und rituellem Trommeln bis hin zu Death und Doom Metal, hält mich inspiriert. Es hängt alles zusammen. Jedes Projekt beeinflusst die anderen auf die eine oder andere Weise.

Was sind für dich die Höhepunkte deiner Diskografie bei RUNEMAGICK? Mit welchen Alben fühlst du dich am meisten verbunden, welche bedeuten dir am meisten und warum?

„Enter The Realm Of Death“ – das Debütalbum hat noch immer diese rohe, ehrliche Energie der Anfänge.

„Darkness Death Doom“ – hier haben wir wirklich die Grundlage für das gefunden, was RUNEMAGICK geworden ist. Die Atmosphäre, die Schwere und die Mystik sind hier perfekt ausbalanciert.

Und natürlich das neue Album, „Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms) “ – weil ich so viel von mir selbst darin gesteckt habe. Es markiert den Beginn einer möglicherweise letzten Ära, aber auch eine Wiedergeburt.

Was hält die Flamme in dir am Brennen?

Es ist schwer zu erklären, aber Musik ist ein Teil von mir. Neben meiner täglichen Arbeit und meiner Rolle als Vater verbringe ich die meiste Zeit mit Musik oder Spaziergängen in der Natur. Ich habe nicht viele andere Interessen. Musik zu machen ist sowohl eine Leidenschaft als auch eine Notwendigkeit. Der kreative Funke ist noch da, und solange er brennt, werde ich weitermachen.

Was hast du für die nahe Zukunft geplant?

Im Moment schreibe ich Material für ein weiteres Album, ein ganz besonderes Projekt, das langsam Gestalt annimmt. Darüber hinaus werde ich sehen, was nächstes Jahr passiert. Ich plane lieber nicht zu viel… die Dinge entwickeln sich, wenn sie sich entwickeln sollen.

Vielen Dank für das Interview! Das letzte Wort gehört dir!

Vielen Dank! Ich hoffe, dass sich die Hörer die Zeit nehmen, das neue RUNEMAGICK-Album als eine einzige Reise zu erleben. Hört es euch in Ruhe an, von Anfang bis Ende, ohne Ablenkungen. Lasst euch davon mitreißen und durch seine Klangwelten führen.

Der Kreislauf geht weiter, die Glut glüht noch immer – und ich bin allen dankbar, die diesen Weg mit mir gehen!

17.11.2025

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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