Edguy
Live in Filderstadt 2011

Plötzlich wird es dunkel auf der Bühne und das Publikum hält verwundert inne. War’s das etwa schon? Hat sich die Kehlkopfentzündung doch noch zurückgemeldet? Hält Sammets Stimme noch keinen vollen Konzertabend lang durch? Doch weit gefehlt! Plötzlich drehen sich alle Köpfe zur Front-Of-House-Box in der Mitte der Halle um, wo ein quicklebendiger Tobi Sammet gerade eine merkwürdige Korb-Konstruktion besteigt, die im hellen Schein eines Spotlights und unter dem Jubel aller Anwesenden in die Höhe steigt.

Nun ist der Frontmann in seinem Element. Die Kollegen auf der Bühne können nahezu unbeobachtet „Superheroes“ anstimmen, während Super-Tobi über alle Köpfe hinweg und noch immer stimmgewaltig den Text singt. Was genau einem aber die schmückenden Details des Hebebühnen-Korbs sagen wollen, erschließt sich dem unbedarften Zuschauer nicht wirklich. Insbesondere die langen, tentakelartigen Schläuche bedürften einer Erklärung. Dafür ist der herabbaumelnde Fuchsschwanz ziemlich kultverdächtig.

Im Geiste sehe ich den EDGUY-Front-Superhelden bereits eine James-Bond-verdächtige Seilkanone zücken, diese in Richtung Bühne abfeuern und sich daran schwungvoll und elegant zurück auf die Bretter, die die Welt bedeuten, katapultieren lassen. Das sähe zwar garantiert verdammt gut aus, in der Realität stehen dem jedoch unglücklicherweise die Gesetze der Physik im Wege – und ein Verstoß gegen diese wird nicht mit einer läppischen Geldstrafe, sondern eher mit dauerhaften körperlichen Schädigungen geahndet. So wird die Hebebühne also ganz ordinär wieder eingefahren und Sammet eilt auf Schusters Rappen zurück zu seinen Bandkollegen, die inzwischen zur Überbrückung ein wenig Instrumentalgedudel einstreuen.