Hell Over Hammaburg
Festivalbericht 2018

Konzertbericht

Billing: Ultha, Savage Master, Diamond Head, Master's Hammer, Universe217, E-Force, Old Mother Hell, Solstice (UK), Travelin Jack, Venenum, Visigoth und Atlantean Kodex
Konzert vom 09.03.2018 | Markthalle, Hamburg

SOLSTICE

Vor drei Jahren, das HELL OVER HAMMABURG war noch eine Ein-Tages-Veranstaltung, waren SOLSTICE schon Mal zu Gast auf dem HELL OVER HAMMABURG, machten sich aber seitdem in Norddeutschland (und Deutschland generell) bis auf eine Stippvisite in Itzehoe vor einigen Monaten rar. Ob es nun an dieser Live-Abstinenz hierzulande, ihrer in den letzten Jahren langsam aber sicher wiedererwachenden Karriere oder dem kurz vor dem HELL OVER HAMMABURG veröffentlichten neuen Studioalbum „White Horse Hill“ liegt: SOLSTICE werden mit Sprechchören von einer deutlich stärker als bei E-FORCE gefüllten Markthalle empfangen, als wären sie die heimlichen Headliner des Tages. Wie schon vor drei Jahren führt der hühnenhafte Sänger Paul Kearns seine Mannen in eine Epic-Doom-Schlacht, die die Engländer bei so viel Zuspruch eigentlich gar nicht mehr schlagen müssen. Kearns zeigt sich so gut bei Stimme wie seine Mitstreiter tight in der Intonation der heroischen Schlachtenlieder. Selbst ein mehrminütiger Amp-Ausfall kann die Stimmung auf und vor der Bühne nicht trüben, die Zwangspause wird einfach mit dem mittlerweile obligatorischen Crowd-Photo überbrückt. Wermutstropfen fürs Jammern auf hohem Niveau: im Vergleich zu vor drei Jahren wird nur „Cromlech“ durch „To Sol A Thane“ ersetzt, ansonsten erklingen erneut „White Horse Hill“, „The Sleeping Tyrant“, „Death’s Crown Is Victory“ und „Cimmerian Codex“ und das „Lamentations“-Album wird erneut komplett aussen vor gelassen.

Galerie mit 7 Bildern: Solstice - Hell Over Hammaburg 2018

TRAVELIN JACK

Die Vorankündigung von TRAVELIN JACK auf der Facebook-Seite des HELL OVER HAMMABURG als „ganz besondere Farbtupfer der nationalen (Hard)-Rock-Szene“ [sic!] könnte zutreffender nicht sein. Die Berliner sind dieses Jahr nicht nur die gute Laune zuständig (zumindest, wenn das Genre den Ausschlag gibt) sondern trumpfen auch mit den farbenfrohesten Bühnenoutfits auf. Aber Glam, Glitter, Plateau-Boots, explodierende Schmink-Sterne im Gesicht und fancy Blinke-Spandex übertünchen nicht sondern unterstreichen, um was es bei den Berlinern geht: nämlich erdigen, vibrierenden und richtig gut gemachten Glam-/Hard-Rock der 70er, wie er auch etwa THIN LIZZY, THE SWEET oder SLADE gut zu Gesicht gestanden hätte. Die parallel spielenden SOLSTICE führen keinesfalls zu Zuschauerschwund und was bei TRAVELIN JACK weniger an Bewegung im Spiel ist als zuvor bei OLD MOTHER HELL, das holt Frontröhre Alia Spaceface durch ihre warme, volle und treffsichere Stimme wieder raus. Lediglich an den Pseudonymen sollte sie zusammen mit ihren Kollegen Flo the Fly, Steve Burner und Montgomery Shell aber nochmal feilen.

VENENUM

VENENUM sind so etwas wie die Gründungsmitglieder des HELL OVER HAMMABURG, waren sie doch schon Teil des Line Ups der allerersten Veranstaltung vor 5 Jahren. Heuer sind sie nach der Absage von DEGIAL die einzigen wirklichen Death-Metal-Vertreter, die 50 Minuten lang für ein wenig Abwechslung von der diesjährigen Heavy-True-Vollbedienung sorgen. Apropos 50 Minuten: Da passt doch das allerorts hochgelobte, letztjährige Debut „Trance Of Death“ fast sekundengenau rein. In voller Länge nebst Intro durchgeprügelt, bilden VENENUM den hässlichen schwarzen Mosh-Puffer zwischen den hochtrabend glänzenden SOLSTICE und ATLANTEAN KODEX, bei denen sich auch eine zufriedenstellend gefüllte Markthalle die Rübe abschraubt. Viel Aufhebens um Publikumsinteraktion wird nicht gemacht, stattdessen krächzt Sänger-Basser F.S.A. fortwährend durch seinen schwarzen Haarvorhang in die Menge, während die Begleitband rifft und knattert, was das Zeug hält. Die tighte Darbietung gipfelt im dreiteiligen, namensgebenden Titeltrack, dessen kakophonische Blast-Prügelende „There Are Other Worlds…“ ziemlich alles plättet und bei dem ein oder anderen sicherlich den Wunsch nach mehr Todesblei-Bands im nächsten Jahr schürt.

Galerie mit 8 Bildern: Venenum - Hell Over Hammaburg 2018

VISIGOTH

Man mag es kaum für möglich halten aber es geht noch voller als bei OLD MOTHER HELL: bei VISIGOTH, der letzten Band des HELL OVER HAMMABURG 2018 im Marx, ist der kleine Saal der Markthalle bumsvoll bis auf den letzten Platz gefüllt, weswegen an dieser Stelle leider weder mit Fotos noch aus erster Reihe berichtet werden kann. In Anlehnung an einen zum geflügelten Wort mutierten Werbeslogan aber reicht aber auch nur dabei statt mittendrin, um auf den Trichter zu kommen, dass VISIGOTH aktuell so etwas wie die Heavy-Band der Stunde sind und Metal Blade so einiges richtig machen. Der Blick durch die trübglasige Seitenwand des Marx verrät, dass die Menge schon beim Opener „Dungeon Master“ völlig eskaliert. Die zu gleichen Teilen aus Songs von „The Revenant King“ und „Conquerer’s Oath“ bestehende Setlist bringt das Marx vor lauter Trueness nur so zum Bersten und für Fronter Jake Rogers ist es heute ein leichtes, den Wald aus hochgereckten Fäusten zu dirigieren. VISIGOTH empfehlen sich definitiv für höhere Weihen, wobei Rogers sogar noch heute die Luft größerer Bühnen schnuppern kann. Aber dazu später mehr…

ATLANTEAN CODEX

…denn für den Headliner des Festivals schwappt die Epik-Welle erstmal vollständig in den großen Saal über, wo sie sich zu einem wahren Epik-Sturm aufbaut. ATLANTEAN KODEX setzen in einem größeren Rahmen nicht nur das fort, was VISIGOTH zuvor begannen, sondern avancieren zu einem der denkwürdigsten Gigs in der Geschichte des HELL OVER HAMMABURG – und das will nach sechs Ausgaben auch schon was heissen. Die Binsenweisheit, eine Band sei nichts ohne ihre Fans, darf hier mal ohne schlechtes Gewissen zitiert werden, weil sie den Nagel auf den Kopf trifft: ohne das Publikum, das jede Note der ausnahmslos von den zwei Studioalben „The Golden Bough“ und „The White Godess“ stammenden Songs verinnerlicht zu haben scheint und gefühlt jede (will sagen: jede!) Textzeile mitsingt, wäre der epische Epic-Doom-Ausklang vielleicht nur halb so episch geworden. Was letztlich auch das Verdienst von ATLANTEAN KODEX ist, denn natürlich liefern ATLANTEAN KODEX selbst und insbesondere Markus Becker mit der vielleicht besten Gesangsleistung des Festivals neben Tanya Leontiou von UNIVERSE217 standesgemäß ab und natürlich ist Epic Doom umso schöner, je glasklarer und drückender der Sound von den Saiten perlt. Aber die Menge so bierselig hinter sich zu versammeln und mitzuziehen, dass selbst der letzte Refrain noch aus allen Kehlen dröhnt, das schaffen als deutsche Band wohl sonst nur noch BLIND GUARDIAN. Findet wohl auch VISIGOTHs Jake Rogers, der beim letzten Song „The Atlantean Kodex (Part 2)“ auch nochmal sein Goldkehlchen zum schwingen bringen darf. Als Bonus gibt es die Live-Premiere des neuen Songs „Lion of Chaldaea“. Überaus würdiger Abschluss des Festivals, der schon jetzt Lust auf nächstes Jahr macht!

Galerie mit 9 Bildern: Atlantean Kodex - Hell Over Hammaburg 2018

Für die siebte Ausgabe des HELL OVER HAMMABURG, das am 01. und 02. März 2019 erneut in der Markthalle Hamburg stattfinden wird, sind als erste Bands bereits GATEKEEPER, PROFESSOR BLACK, SANHEDRIN und THE NEPTUNE POWER FEDERATION. Der Vorverkauf beginnt in wenigen Wochen.

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30.03.2018

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