Solstafir
Solstafir live in Stuttgart und Berlin 2014

Konzertbericht

Billing: Obsidian Kingdom, Sahg und Sólstafir
Konzert vom 2014-11-07 | Universum, Stuttgart

 

Vulkane, die hin und wieder mal den europäischen Flugverkehr lahmlegen, ansonsten aber nur jede Menge schwarzer Sand und dazwischen ein paar Schafe – mit diesen treffenden Worten beschreibt Frontmann Aðalbjörn Tryggvason die isländische Heimat von SÓLSTAFIR. Dabei unterschlägt er aber eine insbesondere in der Hauptstadt Reykjavík erblühende Kunst- und Musikszene, zu deren beeindruckendsten Aushängeschildern SÓLSTAFIR sich selbst guten Gewissens zählen dürfen (allen Interessierten sei der lesenswerte Island-Report des geschätzten Kollegen Gunnar Sauermann aus der Oktoberausgabe des „Metal Hammer“ wärmstens ans Herz gelegt). Nicht erst seit ihrem 2011er Magnum Opus „Svartir Sandar“ fangen die immer wieder ihre Black-Metal-Wurzeln erkennen lassenden düsteren Klangkathedralen der Post-Metal-Truppe die düster-bedrohliche Atmosphäre kalter Mittwinter-Nächte auf der kleinen Nordatlantik-Insel perfekt ein. Und obwohl SÓLSTAFIR zu Beginn immer wieder mit der Technik zu kämpfen haben, tragen sie genau diese Stimmung heute auch ins Stuttgarter „Universum“.

Unter rein technischen Gesichtspunkten gibt es sicherlich bessere Sänger als Aðalbjörn Tryggvason, der emotionale Ausdruck seiner Stimme ist hingegen einzigartig und beschert den Zuschauern immer wieder Gänsehaut. Selbiges gilt für die Songs, die nicht mit technischen Kabinettstückchen, sondern mit ihrer schonungslos direkten Art mitten ins Herz der harten Kerle und Mädels im Publikum treffen. Selbstverständlich machen „Svartir Sandar“ und der im Sommer veröffentlichte, kaum schwächere Nachfolger „Ótta“ den Löwenanteil der Setlist aus. Und obwohl dabei zahlreiche Klavier-, Synthie- und teilweise auch Gitarrenparts aus der Konserve eingespielt werden, tut dies der starken live-Performance keinen Abbruch. SÓLSTAFIR nutzen derlei Farbtupfer als atmosphärische Ergänzung, ordnen sich und ihr tightes Zusammenspiel aber in letzter Konsequenz einer Sample-unterstützten albumgetreuen Wiedergabe der Kompositionen nicht unter.

Solstafir

Ausgerechnet die Banjo-Einlage in „Ótta“ will nicht so recht zünden, was nicht zuletzt an der suboptimalen Sound-Abmischung liegt. Davon abgesehen leistet sich der stilsicher im Cowboy-Look auf der Bühne stehende Gitarrist Sæþór Maríus Sæþórsson (von Frontmann Aðalbjörn liebevoll „Gringo“ genannt) aber keine Schnitzer und verschmilzt mit seinem die meiste Zeit über auch die zweite Gitarre bedienenden Sänger und dem rotbezopften und wohlbehüteten Bassisten Svavar Austman zu einer akustischen Einheit. Im Hintergrund treibt Drummer Guðmundur Óli Pálmason das Trio ordentlich an und komplettiert damit eine Truppe, die auch ohne übertriebene technische Frickeleien wahrlich großes zu schaffen vermag. Und um die abgehobenen Klänge zu konterkarieren und die extravagante Show immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, gibt es regelmäßig schrullige Ansagen, in denen mal kurz die ersten Zeilen von LED ZEPPELINs „Immigrant Song“ zitiert werden oder mit eher bescheidenem Erfolg um Ruhe gebeten wird, was aufgrund on Aðalbjörns leichtem Genuschel mancherorts die Frage aufwirft, ob nun eigentlich „silence“ oder „violence“ das Mittel der Wahl wäre…

Die meiste Zeit über lauscht die Menge aber ohnehin konzentriert dem Dargebotenen. Allerorten ist seliges Mitnicken und gelegentliches Fäusterecken zu beobachten, nur wenige geben sich ekstatischeren Ausdruckstanzformen hin. Mitgesungen wird hingegen kaum – klar, die Sprachbarriere. Nicht mehr als geschätzte 0,005 Prozent der Weltbevölkerung dürften des Isländischen mächtig sein und im „Universum“ dürfte die Quote heute kaum höher liegen. Auch wenn also jede der in ihrer Muttersprache an den Tonmann übermittelten Anweisungen der Musiker (die aufgrund der erwähnten technischen Schwierigkeiten recht häufig zu vernehmen sind) frenetisch bejubelt wird, kann bezüglich des Inhalts heiteres Rätselraten einsetzen. Wo man also die Liedtexte schon nicht wirklich versteht, bleibt man auf eher klägliche Versuche der Laut-Imitation beschränkt, so man nicht von vorne herein aufgegeben hat. Umso dankbarer brüllt die Meute dafür die beiden namensgebenden Silben von „Þín Orð“ heraus und singt den in englischer Sprache den Anwesenden Damen gewidmeten Abschluss-Song „Goddess Of The Ages“ mit. Bei diesem erklettert Aðalbjörn mit seiner schicken Offiziers-Mütze die Theke seitlich der Bühne und leitet in gebückter Haltung unter der zu niedrigen Decke kauernd das große Finale eines grandiosen Post-Metal-Abends ein. Da kann man dann guten Gewissens versprechen, auch beim nächsten Besuch der Isländer wieder am Start zu sein – wir freuen uns jetzt schon darauf!

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23.11.2014

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