Haken - Affinity

Review

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HAKEN veröffentlichen mit „Affinity“ ihr mittlerweile viertes Full-Length-Album und halten auch hierauf die Retro-Prog-Fahne ganz weit nach oben. Gleichzeitig liegt hier das vielleicht zugänglichste Werk der Briten vor.

Dabei musiziert das Sextett in gewohnt virtuoser Weise. Wir bekommen auf „Affinity“ krumme Takte, verschachtelte Strukturen, Polyrhythmik und jede Menge Gefrickel zu hören. Das titelgebende Intro leitet geschmeidig in den ersten richtigen Song „Initiate“ über, der gleich mal ohne Umwege in die Gehörgänge hinein krabbelt – und das, obwohl die Briten innerhalb der ersten 20 Sekunden des Tracks mindestens fünf Mal den Takt wechseln. Aber das passiert auf subtile Art und Weise und wird dem Hörer zu keiner Zeit ins Gesicht geschmiert. Das Kunststück, das HAKEN auf „Affinity“ vollbringen, ist die geradezu perfekte Verbindung zwischen Komplexität und Eingängigkeit. Dazu trägt auch Ross Jennings bei, der hier die vielleicht beste Gesangsleistung seiner Karriere abliefert und bereits auf diesem ersten Song einen Refrain zum Abheben darbietet, dem noch mehrere folgen sollten.

Ja, hier und da schrammen HAKEN – auch wegen des Gesangs – an der Grenze zum Kitsch vorbei oder überschreiten diese auch mal. Aber irgendwie hat der Kitsch schon immer zum Prog Metal dazugehört. Schon die Prämisse des Albums, dass sich jeder Song mehr oder weniger um das Thema Verbundenheit dreht, deutet an, dass es auf dem Album wenig trocken zugeht. Und gerade nach dem furiosen Longtrack „The Architect“ genehmigen sich HAKEN mit dem eufonischen Popsöngelchen „Earthrise“ eine kleine Pause vom Prog. Doch selbst diesen Song haben sie durch rhythmische und melodische Variationen interessanter gemacht als den Pop-Metal-Einheitsbrei, den manch andere „Prog“ Band so verzapft.

Und wem das alles immer noch nicht reicht, kann sich an der ungeheuren Spielfreude und den zum Teil echt coolen Einfällen ergötzen, die auf „Affinity“ zu finden sind. Allein der Track „1985“ bietet musikalisch in den ersten zwei Minuten Abwechslung ohne Ende: HAKEN täuschen mit sonnig-seichtem Indie-Rock an und schlagen dann mit 90er-DREAM THEATER zu. Plötzlich kommen die fettesten 80er-Synthies, die man sich vorstellen kann, breitbeinig in den Raum marschiert, um dann weltmusikalischen Einflüssen Platz zu machen, die den frühen Werken Peter Gabriels zu huldigen scheinen – man höre zum Vergleich etwa „San Jacinto“ von „Peter Gabriel 4“. Die Synthies kehren dann pünktlich zum dramatischen Instrumental-Part zurück, in dem sie noch mal die 80er wieder aufleben lassen. Einen Track weiter, bei „Lapse“, mündet der eigentlich im angezuckerten Art Rock anzusiedelnde Song nach knapp zweieinhalb Minuten in einen unverschämt sexy groovenden Fusion-Part, der sich überhaupt nicht sicher zu sein scheint, in welcher Taktart er jetzt eigentlich stehen möchte. Währenddessen haben es die Briten bei „The Endless Knot“ geschafft, Prog und Trance zu verbinden. Und beim oben erwähnten Longtrack keift um die 10:45-Marke herum ein gewisser Einar Solberg dazwischen, woraufhin der Song kurz in Richtung LEPROUS zu „Bilateral„-Zeiten abbiegt – man höre zum Vergleich „Forced Entry“ von ebendiesem Album.

Es gibt auf „Affinity“ so viel zu entdecken. HAKEN haben eines der eingängigsten Prog-Metal-Alben der letzten Jahre geschaffen, das jedoch zu keiner Zeit Tiefgang missen lässt. Eine Floskel, die oft verwendet wird, klar, aber hier trifft sie wirklich den Nagel auf den Kopf. „Affinity“ ist also gleichermaßen für Hirn und Herz bestens geeignet.

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24.04.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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