King Diamond - "Them"

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Nachdem der ex-MERCYFUL-FATE-Sänger KING DIAMOND mit dem überaus erfolgreichen Zweitwerk “Abigail” den Namen seiner Solo-Band als feste Größe in der internationalen Metalszene etablieren konnte, kam es zu den ersten Besetzungswechseln der Band. Michael Denner (Gitarre) stieg direkt nach dem Release von “Abigail” 1987 aus, da er des Tourens überdrüssig wurde. Timi Hansen (Bass und genau wie Denner Teil der letzten MERCYFUL-FATE-Besetzung der Achtziger) probte während des Songwritings zum Nachfolger “Them” noch mit der Band, spielte allerdings nicht auf dem Album, sondern brachte seine Parts schon Nachfolger Hal Patino (ex-GEISHA) bei. Für Denner kam Gitarrist Pete Blakk (eigentlich Peter Jacobsson, ebenfalls vorher bei GEISHA, bei denen auch der heutige STORMWARRIOR-Bassist Yenz Leonhardt spielte, der wiederum Kings Vorgänger bei den MERCYFUL-FATE-Urahnen BRATS war. Mindmap gefällig?). Gemeinsam mit dem King selbst, seinem konstanten Kreativpartner Andy LaRocque und Drummer Mikkey Dee entstand eines der legendärsten Line-ups in der Geschichte von KING DIAMOND überhaupt. So verwundert es nicht, dass das erste Album dieser Besetzung ein echter Meilenstein und zudem das am besten verkaufte Album in der Geschichte der Band ist.

“Them” zeigt eine vor Spielfreude überschäumende Band

Erneut spann King Diamond eine wunderschöne, klassische Haunted-House-Horror-Story, um die Musik des Albums konzeptionell zu unterstützen. Erstmals tritt dabei sein eigenes (fiktives) jüngeres Ich “King” als Protagonist auf – eine Tradition, die auf so manchem Album wiederkehren sollte. Der Plot um die scheinbar verwirrte “Grandma”, Kings Story-Schwester Missy und die mysteriösen Stimmen (“Them”) im verspukten Haus Amon ist feinstes, theatralisches Heavy-Metal-Entertainment und wird auf dem fast ebenbürtigen Nachfolger “Conspiracy” (1989) fortgeführt.

Nachdem stimmungsvollen Intro “Out From The Asylum” legt der Opener “Welcome Home” mindestens genauso furios los wie seinerzeit der Opener “Arrival” auf “Abigail”. Allerdings zeigt sich bereits hier, dass KING DIAMOND eine gewisse Vorliebe für progressive Muster und vertrackte Breaks noch intensiver auslebten als je zuvor. Mikkey Dee, den viele eher als straighten Classic-Rock-Drummer kennen (siehe MOTÖRHEAD und SCORPIONS), befindet sich hier in der Form seines Lebens und auch das frisch gebackene Gitarrenduo LaRocque/Blakk harmoniert bestens. Nicht minder furios feuern die Riffs von “The Invisible Guests” im Anschluss aus den Boxen. Dessen markante Gitarren-Leads dürften übrigens den jungen Alexi Laiho (R. I. P.) nachhaltig geprägt haben.

KING DIAMOND in den Achtzigern auf dem Zenit

Nach dem getragenen und hypnotischen “Tea” folgt in dem rasanten, je perfekt aneinander anschließenden Triple “Mother’s Getting Weaker”, “Bye Bye Missy” und “A Broken Spell” das Herzstück des Konzeptalbums. Was Andy LaRocque und Pete Blakk hier an Riffs und Soli aus den Saiten zaubern, ist einfach nicht von dieser Welt. Genau wie Hank Shermann und Michael Denner schon bei MERCYFUL FATE, respektive Denner und LaRocque in der Frühphase KING DIAMONDs, setzt dieses Gitarrenduo heute noch Maßstäbe. Die stimmungs- und charakterreichen Vocals des Kings sind sowieso zu jeder Zeit erhaben.

Der einzige Schwachpunkt des Albums, wenn es einen solchen überhaupt gibt, ist, dass “Them” mit dem eher unscheinbaren “The Accusation Chair”, dem instrumentalen kurzen Titelsong und dem Abschluss “Twilight Symphony” zum Ende hin nicht ganz das Niveau der ersten zwei Drittel halten kann – “Abigail” gelang die Spannungskurve hin zum göttlichen “Black Horsemen” da noch besser. Das ist allerdings auf sehr hohem Niveau gejammert, denn die Gesamtwirkung von “Them” stört das überhaupt nicht.

“Them”: Perfekter Einstieg in den KING-DIAMOND-Kosmos

Wenn ihr euch nun mit dem Schaffen des Kings beschäftigt und einen Anfang sucht, ist es fast egal, ob ihr mit “Abigail”, “Them” oder der Fortsetzung “Conspiracy” beginnt. Die drei Alben sind im Prinzip auf annähernd gleichem Niveau und genau wie die ersten beiden MERCYFUL-FATE-Großtaten völlig frei von Abnutzungserscheinung. Erwähnt werden muss zudem noch die klare, druckvolle, aber keineswegs sterile Produktion, die “Them” perfekt abrundet. Im Kontext der Achtziger-Metalszene sowie der eigenen Diskografie nahezu konkurrenzlos.

02.06.2021

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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1 Kommentar zu King Diamond - "Them"

  1. MetalGerhardt sagt:

    Wieder ein sehr gutes Album, für mich persönlich aber etwas schwächer, als „Abigail“.
    Dabei fängt es perfekt an. Die ersten drei Songs sind wirklich nicht zu überbieten. Was hier an Atmosphäre erzeugt wird und wie wahnwitzig diese Songs sind, ist schon echt der Hammer. Diese ganzen Breaks – Ohne dass es beim Zuhören anstrengend wird!
    Danach entdeckte ich für mich kein echtes Highlight mehr, sondern nur gute Songs, die vielleicht noch etwas bei mir „Growen“ müssen.
    Trotzdem hätte ich anfangs nicht gedacht, dass ich mich mal an diesen Gesang gewöhnen würde und mittlerweile mag ich ihn. Tolle Band auf jeden Fall. Hoffe, der Rest der Diskographie ist ähnlich überzeugend!

    8/10