Kratein - Trauma

Review

Als Trauma oder Psychotrauma bezeichnet man in der Psychologie eine von außen einwirkende Verletzung der Psyche. Auf jene Definition stößt man, wenn man den aktuellen und ersten Albumtitel des neu zusammen gewürfelten Black-Metal-Trupps KRATEIN bei unseren Freunden von Google in Auftrag gibt. Vergleiche zwischen tatsächlicher Wortbedeutung und Albumtitel werden nach dem Hören dieses Werks wohl kaum ausbleiben. Zwar werden die wenigsten Hörer Verletzungen davontragen – welch’ ein Glück – einen gewissen Nachgeschmack wird “Trauma“ allerdings zweifellos um die meisten seiner Spielstätten hinterlassen. Dass die involvierten Musiker sowohl eine Menge Verständnis bezüglich professioneller Instrumentierung als auch in Zusammenhang mit entsprechender atmosphärischer Dichte mitbringen, sollte bei Namen wie ATRAS CINERIS, SIGNUM:KARG und TODTGELICHTER eigentlich bereits klar sein…

…doch dass KRATEIN schon mit ihrem Erstling derart zu fesseln vermögen, wäre zumindest mir im Traum nicht einfallen wollen. Von den ersten, in der Tat recht verwirrenden Tönen, bis zur letzten Note versinkt der Hörer in einer verzerrten, unangenehm bitter daherkommenden Traumwelt, die, trotz ihrer unwirklichen Erscheinung, einigen Faktoren unserer ach so schönen Realität ziemlich nahe kommt. Dies wird von dem Fünfer lediglich recht überzeichnet dargestellt, sodass sich über die gesamte Platte ein tiefer Schleier rätselhafter Düsternis legt, der unserem Alltag aber manchmal erschreckend nahe kommt. So bebildern die Jungs in ihrem Intro menschliche Abgründe in aktuellem Kontext – explizit möchte ich hier keine Beispiele verraten, in jedem Fall bereitet es stimmungstechnisch auf die folgende halbe Stunde vor…

…bevor mit “II“ wahrscheinlich das Stück folgt, welches die Stimmung von “Trauma“ in der Gesamtheit am Besten einfängt. Ein schräges Riff zieht den Hörer durch seine verquere Präsenz sofort in seinen Bann und lässt nicht mehr los. Die einlullenden Minuten verstreichen wie im Fluge, bevor KRATEIN etwa zur Mitte des Songs zum Wutausbruch posaunen und sämtliche angestaute Verzweiflung zum explodieren bringen. Auf diesen förmlichen Knall wartet man nahezu unbewusst schon den ganzen Song lang – die nervenzehrende Monotonie bewirkt unruhiges hin- und herrutschen, Fingernägelkauen, bis der musikalische Ausbruch auch den Hörer irgendwie zu befreien scheint…

…“IV“ erscheint als reines Instrumentalstück, getragen von Akustikgitarren. Der Song lässt grundsätzlich ein wenig Ruhe einkehren, baut gleichermaßen aber auch wieder Spannung auf, die mit “V“ in einer vermeintlichen, endlichen Ruhe mündet. Die Melodie wirkt getragener, wirklicher und in irgendwie auch bekömmlicher in Bezug auf das eigene Nervenkostüm. Das Thema, welches KRATEIN auf “Trauma“ auf eine fast filmische Art und Weise beschreiten, soll allerdings erst mit “VI“ enden, und das – soviel sei verraten – erweckt Vergleiche zu einem kreisrunden Teufelskreis, denn irgendwie steht am Ende doch immer der Anfang…oder am Anfang das Ende?

16.03.2010

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