Megadeth - United Abominations

Review

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Nachdem die Mannen um Dave Mustaine mit “The System Has Failed” wieder auf alte Tugenden zurückgegriffen haben und damit ein solides, gutes Album auf die Beine stellten, durfte man natürlich gespannt sein, ob der Rotschopf mit der neuen Scheibe in die gleiche Kerbe hauen wird. Und er hat gehauen. Und wie!

Vergessen ist der verlorene Biss, dem Nachlaufen des Mainstream, die Anbiederung an die alten Plattenfirmen. Nichts von dem ist übrig. Willkommen zurück, MEGADETH.

Schon der Opener „Sleepwalker“ mit seinem unscheinbaren Intro, macht alle Kritiker und Totsager der Band einfach platt. Mit strotzender Brachialität geht der Track direkt in den Nacken, der Chorus ist leicht zu verdauen und bleibt lange im Kopf hängen. Und Dave Mustaine wäre nicht Dave Mustaine, wenn es nichts an diversen Regierungen und deren Systemen zu meckern gäbe. Diesen Zustand verarbeitet der Gitarrenmaestro mit „Washington Is Next!“. Der Song lebt natürlich größtenteils von Daves einzigartigem Gesang und der Gitarrenarbeit vom Duo Mustaine/Drover, welches großartige Riffs aus dem Handgelenk schüttelt.
Die Grundstimmung erinnert an selige „Rust In Peace“-Zeiten, als Songs wie „Tornado Of Souls“ oder „Hangar 18“ zur Tagesration eines jeden Metalheads gehörten.
Dem steht auch „Never Walk Alone…A Call To Arms“ in nichts nach. Der berühmt-berüchtigte Mustainesche „Knuttergesang“ ist bei diesem Stück wieder ordentlich vertreten, gewiss eine Ode an die Fans des älteren MEGADETH-Sounds. Mal groovend, mal schnell und dann wieder ruhig, bietet der Song viele Passagen, die allesamt zu gefallen wissen. Beim Titeltrack „United Abominations“ sollte man sich das Booklet der CD zur Hand nehmen und auch ruhig mal die Botschaft dieses Stücks lesen. Die Klangliche Untermalung ist nahezu perfekt, der anklagende Gesang und das für MEGADETH teils ungewöhnliche Songwriting sorgen für den Rest. Cool sind auch die News-Einspieler, die sich dem Track passend einfügen. „Gears Of War“ dürfte schon dem ein oder anderen bekannt sein. So wurde dieser Song ursprünglich für ein X-Box-Spiel geschrieben. Es wäre sehr schade gewesen, wenn MEGADETH diesen Song nicht für das neue Album genutzt hätten, da er definitiv zu den Höhepunkten der Scheibe gehört. Alleine das Anfangsriff versprüht eine Gänsehaut und dann geht die Party auch schon los. Dreht den Lautstärkeregler voll auf und lasst euch von diesem Song bedröhnen. Live wird dieses Stück bestimmt die ein oder andere Erektion auslösen, die jedoch von den schweren Bassläufen zu Nichte gemacht werden wird. Geile Riffs, zwischendurch eine ordentliche Portion Groove und ausgeklügeltes Drumming. Hammersong! Nach diesem Knüller hat es „Blessed Be The Dead“ zwar etwas schwer, die vorhergegangene Wuchtnummer zu toppen, kommt qualitativ jedoch in die gleichen Gefilde. Die Gitarrenläufe sind hervorragend und betten Daves Gesang gekonnt ein. Und das Gitarrensolo im letzten Drittel ist ebenfalls stark.
Stakkatoklänge hat es auf einem MEGADETH-Album meines Wissens nie oder nur recht selten gegeben, „Play For Blood“ schafft hier Abhilfe. Midtepmpo lässt grüßen, ein relaxter Banger mit kleinen, fiesen Gitarrensalven.

Ziemlich überflüssig an dieser Platte ist jedoch das Remake des göttlichen MEGADETH-Klassikers „A Tout Le Monde“. Keine Ahnung warum Dave ausgerechnet diesen Song bzw. überhaupt einen Song neu auflegen musste (wahrscheinlich um ein paar Platten mehr zu verkaufen), aber diese Nummer hätte man sich wirklich schenken können. Zwar hat Dave beim Gesang prominente Unterstützung von Christina Scabbia (LACUNA COIL), doch auch diese Maus kann den Spirit des Originals nicht erhalten, welches eh schon eine Hammerproduktion hatte und einfach in die Zeit von 1994 und nicht in die heutige gehört.

„Amerikhastan“ geht thematisch noch mal sehr kritisch an die ganze Chose im mittleren Osten, wie der Titel auch schon unverkennbar vermuten lässt. Nette Nummer mit guten Riffs, im Ganzen jedoch eher durchschnittlich, wenngleich das Stück auch auf einer MEGADETH-Platte der 80er hätte sein können. Auch „You´re Dead“ hält sich wacker im Midtempo-Bereich, enthält aber auch schöne Ausbrecher in die Speed-Metal-Ecke, die MEGADETH schon in der Vergangenheit ausgemacht hat. Klasse Nummer. Und mit „Burnt Ice“ ist der ganze Spuk auch (leider) schon wieder vorbei. Das Schlusslicht besticht ein weiteres Mal durch die gelungene Symbiose der einzelnen Musiker, angefangen vom Schlagzeug, über Bass, Gitarren und natürlich Gesang. Glen Drover und Dave Mustaine holen alles aus ihren Klampfen, frickeln jedes Riff ab und liefern astreine Melodien.

Über die Produktion muss ich wohl kaum große Worte verlieren, denn schon seit eh und je sind MEGADETH mit einem geilen Sound gesegnet. Das hat sich bei „United Abominations“ demnach nicht geändert, die Songs krachen mal wieder ordentlich aus den Boxen.

Auszusetzen gibt es an dieser Scheibe eigentlich nichts, lediglich das Fehlen des ein oder anderen Übersongs der Marke „Peace Sells“, „Sweating Bullets“ oder „Train Of Consequences“. Dennoch, MEGADETH beweisen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und es noch locker schaffen, frisch und ungebändigt zu klingen. Davon könnte sich so mancher Altersgenosse eine Scheibe von abschneiden.

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07.05.2007

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3 Kommentare zu Megadeth - United Abominations

  1. blackchest sagt:

    Jetzt da ich mir das Album endlich mal in Ruhe einige Male anhören konnte bin ich zum Schluss gekommen, dass hier viele Leute einfach im Strudel des Hypes um das neue Album gar nicht richtig zugehört haben. Sicher, Songs wie "Sleepwalker", "Washington Is Next" und auch der Titelsong haben es in sich, aber die restlichen Songs sind nicht unbedingt besser als die vorherigen Alben. Im Gegenteil, mir gefiel und gefällt "The System Has Failed" um Längen besser als das neue Album, und seien wir mal ehrlich, die Neuaufnahme von "A Tout Le Monde" ist ja wohl völig daneben. Ich bin etwas enttäuscht…da hätte ich von Megadave und dem gross angekündigten neuen Album doch etwas mehr erwartet.

    6/10
  2. Anonymous sagt:

    Ich finde diese Cd eigentlich ziemlich genial. 1 oder 2 songs sind zwar etwas langahtmig aber was solls. wenn man an die alten schlechten zeiten eines "Risk" denkt ist dieses Album jawohl göttlich^^. Schon die ersten beiden Songs sind so mitreissend wie schon lange kein megadeth Song mehr. Ich stehe mit der Meinung dass die Neuauflage von "A tout le monde" wirklich sehr gut gelungen ist und im neuen Gewand eine frische und tolle Figur macht ,wohl ziemlich alleine da aber was soll’s^^. Bleibt nur noch zu sagen dass ich diese CD seit langem endlich mal wieder genial finde (ebenso wie System has failed) daher gibt es satte 9 Punkte. Die 10 gibt es nicht da MEGADETH Es auf jeden Fall schon besser hinbekommen haben und das Potential besitzten Es noch einmal besser hin zu bekommen. Trotzdem ein Meilenstein!!!

    9/10
  3. nili68 sagt:

    Da Extrem Metal sich nur noch wiederholt oder mit albernen Experimenten belustigt bis nervt.. warum nicht mal wieder back to the roots?
    Trotz albern-religiöser Texte ein sehr gutes Album. Natürlich nicht besser als Peace Sells… oder Rust In Peace, aber allemal hörenswert. Ansonsten muss zu Megadeth ja nichts mehr gesagt werden..

    9/10