Megadeth - Killing Is My Business...And Business Is Good

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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“I am just as much amazed at the music we made as I am at the pure fact that we survived it all!” – Dave Mustaine

Dave Mustaine kommt mittlerweile zu einer recht realistischen Einschätzung, unter welchen Umständen das MEGADETH-Debüt „Killing Is My Business…And Business Is Good“ zustande gekommen ist. Allerdings waren es nicht erst die Albumaufnahmen, die eine harte Zeit für ihn und seine Bandkollegen markierten. Und die Zeiten wurden dadurch auch nicht durchgehend besser.

Zu Beginn stand ein tiefer Fall: Als Dave Mustaine wegen seiner Alkohol- und Drogeneskapaden bei METALLICA gegangen wurde, stand seine nunmehr ehemalige Band kurz vor den Aufnahmen zum Debüt „Kill ‚em All“. Mustaine hatte durch seinen Rauswurf hingegen auf einen Schlag alles verloren und musste sich nun sein eigenes Ding aufbauen. Den Bandnamen fand er bereits auf der Busfahrt heim, seine Bandbuddies teilweise erst nach mehreren Monaten intensiven Suchens. Fündig wurde er recht schnell in seinem Nachbarn Dave Ellefson, Chris Poland kam hingegen erst im Dezember 1984 als zweiter (Lead-) Gitarrist in die Band (vorher hatte Kerry King ausgeholfen). Auch einen geeigneten Drummer zu finden, der technisch fit genug war, gestaltete sich schwierig. Nachdem Lee Rausch ein paar Monate und beim einzigen MEGADETH-Demo hinter der Schießbude saß, wurde schließlich Gar Samuelsen der Mann an den Kesseln. Ein Jazz-Fusion-Schlagzeuger.

Zu Beginn stand Dave Mustaines Rausschmiss sowie zahlreiche Alkohol- und Drogeneskapaden

Solcherlei Probleme – oder besser: Fragestellungen – standen bei METALLICA nicht auf der Agenda, und so veröffentlichten diese in der Zwischenzeit mit „Ride The Lightning“ Album Nummer zwei. Mustaine und Co. steckten zu diesem Zeitpunkt noch in der Demophase, hatten aber immerhin bereits die Aufmerksamkeit von Labels auf sich gezogen. Combat machten schließlich das Rennen und statteten die Crew mit Geld für Studio und Produzenten aus. Mit 8.000 Dollar war das Budget nicht gerade üppig bemessen, und als es dann schließlich ins Studio ging, haute das Quartett zudem die Hälfte des Geldes auf den Kopf – überwiegend für Drogen. Was macht man also, um das verprasste Geld wieder einzusparen? Richtig: Man feuert den Produzenten und produziert die Scheibe einfach selbst.

Wenn Dave Mustaine in unserem Interview zu Protokoll gibt, dass zu dieser Zeit „positive Energie oder so was an keiner Ecke zu spüren war“, ist das natürlich sehr milde ausgedrückt. Man könnte auch sagen, dass die damals noch junge Band den unzweifelhaften Drang zur Selbstzerstörung hatte – und bei Dave Mustaine wird der Bandrauswurf zwei Jahre zuvor diesen Drang noch weiter befeuert haben. Aber erst dieses gefährliche Gebräu machte „Killing Is My Business… And Business Is Good“ zu dem Album, das es letztlich geworden ist: Ein schnelles, aggressives Stück Speed/Thrash Metal mit schnellen Riffs und einer noch untergründigen, rebellischen Atmosphäre.

Die beiden Leadgitarristen feuern alles aus den Saiten, was geht

Die zeigt sich vielleicht nicht im Klavierintro „Last Rites“, aber in der Modulation zum Speed-Metal-Brecher „Loved To Deth“, bei dem die beiden Leadgitarristen alles aus den Saiten feuern, was geht. Schon hier zeigt sich Mustaines Vorliebe zu langen Soli, ganz nach dem Motto: Ist Platz dafür, spiel es halt. Der Titeltrack „Killing Is My Business… And Business Is Good“ wiederum nimmt mit seinem rockigeren Tempo „Peace Sells“ und in gewisser Weise auch „Symphony Of Destruction“ vorweg. „Rattlehead“ ist eher punkiger Speed-Metal-Song, und über „Mechanix“ braucht man eigentlich nicht viele Worte zu verlieren: Dave Mustaine hat den Song noch zu METALLICA-Zeiten mitkomponiert, seinen ehemaligen Kollegen angeblich verboten, ihn weiter zu nutzen, was sie allerdings nicht weiter geschert hat: Mit „The Four Horsemen“ und „Mechanix“ kann sich jeder sein eigenes (Klang-) Bild machen, welche Version des Songs wohl besser ist.

Nochmal zurück zum Rebellischen: Das Cover „These Boots“ ist natürlich eine Vergewaltigung des ursprünglichen Songs, da hatte Komponist Lee Hazlewood schon recht, als er das wutschnaubend so kommentierte. Der Song fehlte schließlich auf einigen Pressungen des Albums. „The Skull Beneath The Skin“ und „Looking Down The Cross“ wiesen hingegen bereits in die Zukunft, wo MEGADETH mit ihrem mechanischen Gitarrenschreddern eine düstere, beklemmende Atmosphäre schufen.

Alles in allem befinden sich auf den späteren Alben die vielleicht prägnanteren Songs, aber alle Trademarks sind schon auf „Killing Is My Business… And Business Is Good“ in überzeugender Form vorhanden: Messerscharfe Riffs, fulminante Gitarrensoli, bestechendes Bassspiel, der aggressive und rotzige Gesang von Dave Mustaine und nicht zuletzt das präzise Drumming.

Megadeth - Killing is my business

Gut, dass Vic das nicht sehen konnte? „Killing Is My Business“ im ursprünglichen Outfit.

Nachdem das Album ursprünglich mit einem Cover erschien, das sich nicht recht zum Outfit der späteren MEGADETH-Scheiben fügen wollte, veröffentlicht Century Media Records jetzt die von Dave Mustaine persönlich abgenickte Version. „Killing Is My Business… And Business Is Good – The Final Kill“ ziert somit ein neues Artwork, das sich am Demo „Last Rites“ orientiert (und Vic Rattlehead aussehen lässt, wie er nun mal aussieht – hier geht’s zu unserem investigativen Interview mit dem MEGADETH-Maskottchen). Aber auch an der Musik wurde geschraubt: Die acht Tracks des originalen Albums wurden neu gemastert, was sich nicht nur in Ausbesserungen der Schlagzeugspuren zeigt; auch wurde beispielsweise der Übergang zwischen „Last Rites“ und „Loved To Deth“ neu justiert. Insgesamt klingt die Scheibe dadurch schon anders als gewohnt. Interessant, aber ungewohnt.

„Killing Is My Business… And Business Is Good – The Final Kill“ ist ein vorbildlicher Re-Release

Daneben gibt es sieben Liveversionen von Songs dieses Album, die zwischen 1986 und 1990 aufgenommen wurden. Nicht immer im besten Soundgewand (immerhin stammen sie von VHS-Tapes, die der Meister höchstselbst auf seinem Dachboden gefunden hat), aber für Sammler und MEGADETH-Aficionados allesamt interessant. Besonders spannend sind aber vor allem die drei Tracks des einzigen Demos „Last Rites“, die Mustaine, Ellefson und der damalige Drummer Lee Rausch 1984 eingetrümmert haben. Roh und auch nach dem Mastering gewiss keine akustische Haute Cuisine, aber hochinteressant. Wenn also ein Re-Release solch eines Kult-Albums erscheint, dann doch bitte so wie bei MEGADETH und „Killing Is My Business… And Business Is Good – The Final Kill“.

Wie es mit MEGADETH nach dem Debüt weiterging, ist allseits bekannt: In der Besetzung des Debüts wurde auch das zweite Album „Peace Sells… But Who Is Buying?“ aufgenommen. Die Drogeneskapaden gingen indes munter weiter, und die Band benötigte teilweise Live-Backups, die einspringen mussten, wenn jemand der „Chosen Few“ nicht auftreten konnte. Zudem begann kurze Zeit später eine massive Musikerfluktuation, die erst mit der „Rust In Peace“-Besetzung mit Marty Friedman und Nick Menza gestoppt werden konnte. Wie gesagt, die vier Musiker haben diese Zeit überlebt, selbst wenn sie sich an den Rande der Selbstzerstörung brachten. Aber sie haben musikalisch das Beste aus der Situation gemacht.

Line-Up (1985):
Dave Mustaine – Vocals, guitar, lead guitar & piano
David Ellefson – Bass
Chris Poland – Guitar, lead guitar
Gar Samuelson – Drums, timpani

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20.06.2018

- Dreaming in Red -

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7 Kommentare zu Megadeth - Killing Is My Business...And Business Is Good

  1. azl sagt:

    Ich esse eine Banane… Und die Banane ist gelb!

  2. BlindeGardine sagt:

    Hmm, kann man machen, mein Favorit wäre ja eher die „Rust In Piece“ gewesen. Mit den jüngeren Eskapen von Megatdeth kann ich nicht mehr viel anfangen, einerseits war Mustaines Stimme nie so wirklich mein und auch weil dem guten Dave der Aluhut doch deutlich zu eng sitzt. Wobei das ja nicht erst seit gestern der Fall ist.

    7/10
    1. Sane sagt:

      Azl:
      War die Banane fair trade?
      Welchen Reifegrad hatte sie, mit welchem Dünger und mit welchen Pestiziden wurde gearbeitet?
      Von welcher Seite hast du sie geöffnet?
      Auf einer Skala von 1 bis 10,wie erregt warst du als die Banane in dich eindrang?
      Wo kam die Banane her und wie ist sie nach Deutschland gekommen?

      @blindegardine: Ein re-release von killing is my Business macht doch absolut Sinn da damals das originale Cover verschwunden war.. rust in peace gibt es schon als komplette live Scheibe, wird aber bestimmt auch nochmal neu aufgelegt werden, da Klassiker.
      Der Aluhut saß während seiner akuten neugeborener Christ -Phase noch enger und gehört sowieso zu Dave Mustaine wie unfassbar aufgeblasene Albumpromo zu Lars Ulrich.
      Genau genommen hat der Aluhut sogar maßgeblich zur Gründung der Band beigetragen.

      1. Sane sagt:

        PS: wie Megadeth mit Mustaines quäkeliger Jammerstimme Millionen Alben verkaufen konnten ist mir auch bis heute ein Rätsel.

      2. BlindeGardine sagt:

        Ich meinte weniger das Re-Release als die Platzierung in der „Blast From The Past“ Rubrik. Ich halte „Rust In Piece“ einfach für die bessere Scheibe. Und wenn man mich fragt „Mechanix“ oder „The Four Horsemen“…definitiv „The Four Horsemen“, „Mechanix“ klingt im Vergleich wie die stümperhafte Coverversion einer Schülerband und grade auf den frühen Alben ist Mustaines Gequake echt grenzwertig. Aber ja, nach „Rust In Pieces“ wurden Megadeth ohnehin irgendwie überflüssig, das ist irgendwie das einzige Album das ich komplett gut finde.

  3. PatzeZero sagt:

    Gar Samuelson ist seit 1999 nicht mehr unter uns. Schlecht recherchiert, Du Amateur!

    1. BlindeGardine sagt:

      Hat er irgendwas Gegegenteiliges behauptet? Text nicht richtig gelesen, Du Amateur!