The Great Sea - Noble Art Of Desolation

Review

Soundcheck April 2025# 4

Wenn sich eine Band mit ihrem ersten Album einen respektablen vierten Platz im Soundcheck mit dem Schwergewicht MACHINE HEAD teilt, lohnt sich die Frage, wer daran überhaupt beteiligt war. THE GREAT SEA sind keine unbekannten Namen, sondern ein gemeinsames Projekt von Janosch Rathmer (LONG DISTANCE CALLING, ex-MISERY-SPEAKS) und Stefan Hackländer, Gitarrist und Schlagzeuger der Post Rocker ORDEAL & PLIGHT. Wer allerdings schöngeistige Instrumental-Musik erwartet, dürfte überrascht werden. Mit THE GREAT SEA leben die beiden nämlich ihre Vorliebe für die Blütezeit des Post Black Metal in den Nullerjahren aus und machen dabei, wie der Soundcheck schon andeutet, eine verdammt gute Figur.

THE GREAT SEA: Amtliches Debüt

Erstes großes Plus: Die Herren wissen natürlich, was sie machen. Dafür sind sie erfahren genug. “Noble Art Of Desolation” ist von vorn bis hinten toll gespielt und produziert. Zweites großes Plus: Obwohl THE GREAT SEA von Song zu Song immer mal andere Einflüsse zur Schau tragen, sind sie im Gesamtbild eine ziemlich eigenständige Band, die sich im Post-Black-Metal-Einheitsbrei der jüngeren Vergangenheit deutlich abhebt. Für besondere Boni sorgen die kleinen Tribute, aber dazu später mehr. Drittes großes Plus: Die Platte ist vielseitig und abwechslungsreich, aber immer schlüssig. Zudem verliert sich die Band nie im wabernden Post-Rock-Endlos-Klischee, sondern kann auch ungestüm und roh klingen – all das demonstriert schon der Opener “The Water Remains”.

Doch auch “The Maze” oder der epische Schlusstrack “Walking The Edge Of Death” bieten spannende Ansätze und demonstrieren immer wieder einen gesunden Schuss traditionellen Black Metal in der Melange. Besondere Highlights der Platte sind allerdings “Eden Unfolded” und “No Peace Among Men”. Bei ersterem sing Phil “sG” Jonas von SECRETS OF THE MOON und tatsächlich könnte der Track auch auf deren Meisterwerk “Sun” stehen. “No Peace Among Men” wiederum featured Azathoth am Gesang und könnte dadurch eine ältere GRÀB-Nummer sein. Hier ist es THE GREAT SEA wirklich gut gelungen, entweder die perfekten Gastsänger für diese Songs auszusuchen oder die Musik ideal auf die Gäste zuzuschneiden. Gleichwohl: so macht das Zollen musikalischer Tribute Spaß, weil es immer noch im Kontext der eigenen künstlerischen Identität stattfindet.

“Noble Art Of Desolation” lässt so manche etablierte Band alt aussehen

Natürlich sind Rathmer und Hackländer keine Newcomer im eigentlichen Sinne, doch neue Namen haben es bekanntlich ein bisschen schwerer. THE GREAT SEA haben musikalisch und ästhetisch zumindest alles beisammen, um Aufmerksamkeit zu bekommen und beweisen, dass gelegentlich doch wirklich hörenswerte Musik herauskommt, wenn bereits etablierte Musiker ein neues Projekt gründen. “Noble Art Of Desolation” ist eine ausdrückliche Empfehlung für alle, die zwischen alten ALTAR OF PLAGUES, DOWNFALL OF GAIA, FALLS OF RAUROS, SECRETS OF THE MOON, LUNAR AURORA und FEN noch eine eigenständige Band vermissen – was gar nicht so wenige sein dürften.

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18.04.2025

Redakteur

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