Negura Bunget
Listening-Session zu "Virstele Pamintului"

Special

Ende März wird über Code666 Records das fünfte Album – nach dem Split in zwei Parteien mit Hupogrammos und Sol’Faur, die ihre musikalische Vision unter dem Namen DORDEDUH fortführen, auf der einen, und Schlagzeuger Negru, der die Band unter altem Namen fortführt, auf der anderen Seite, das erste mit neuem Line-Up – einer der tiefgründigsten Black-Metal-Bands Europas veröffentlicht. Das neue Werk der sechs Musiker aus Timisoara – zu Deutsch: Temeswar, nahe den westlichen Landesgrenzen zu Ungarn und Serbien – hört auf den epischen Namen „Virstele Pamintului“ („Zeitalter Der Erde“). Negru und Inia Dinia (Keyboards) stellten am 22. Januar 2010 in Bukarest die neun Songs der internationalen Musikpresse vor.

 

Negura Bunget

Das Konzept von „Virstele Pamintului“ basiert symbolisch auf dem Prinzip der Neun, erklärt Negru. Das Album enthält neun Songs. Die Neun ist die Trias der Triaden, das Symbol der Erfüllung der kreativen Wirkung. Sie symbolisiert die Rückkehr der Vielheit zur Einheit, vergleichbar mit einer Schlange, die sich selbst in ihren Schwanz beißt. Die Neun ist die Zahl der Geduld, der Meditation und der Harmonie. Sie ist ein Symbol der Schöpfung, des Lebensrhythmus‘ und der Entwicklung. Das Produkt von Drei mal Drei ist der Ausdruck der Vollkommenheit, das Symbol einer kraftvollen Macht. Als höchste einstellige Zahl im Dezimalsystem steht die Neun für das zu erreichende Ziel. Die Erde ist woher wir kommen und wohin wir zurückkehren. Dies zu verstehen und den ewigen Kreislauf von Energien zu respektieren, bedeutet sich selbst zu verstehen, das Schicksal und das eigene Ziel im Leben zu erkennen. Dieses Album handelt vom Schicksal und von der Wahl, das Leben anzunehmen und bewusst den Weg des Lebens zu wählen. Inspiriert wurde die Band durch die für sie so wichtige Umgebung der rumänischen Karpaten. Die Songs entfalten dabei eine eigene, faszinierende Seele:

1. Pamint (Erde)

Eine Kuhglocke läutet sanft, dann stimmen das Bucium, ein traditionelles rumänisches Alphorn, und eine Panflöte an, während die Zittersaiten sachte tanzen. Holzhämmcherchen schlagen vorsichtig auf ein Brett: folkloristische Rhythmen und Xylophonklänge treffen auf rumänischen Sprechgesang und vereinen sich zu einer Trance. Die mystische, erdverbundene dunkle Atmosphäre wird je durch einen markerschütternden Schrei unterbrochen, während die Hämmerchen zu wirbeln beginnen und das Keyboard dramatisch anschwillt. Zum Schluss steigen auch die E-Gitarren zu einem kurzen Höhepunkt finster ein.

2. Dacia Hiperboreana

Dacia war von 106 bis 271 eine Provinz des Römischen Reiches. Der Name der Provinz beruht auf dem damals dort wohnhaften Volk der Daker, das zusammen mit den Geten das Gebiet des heutigen Rumänien nördlich der Donau besiedelte. Der Titel lässt sich nicht übersetzen. Möglicherweise handelt es sich hierbei um ein Wortspiel in der alten Sprache. Die düstere Atmosphäre zum Ende des Openers setzt sich fort, während ungewöhnliche Töne erklingen: Ein Spinett erinnert an rumänische Volksweisen, während die Daker vor den geschlossenen Augen zu alter Stärke aufleben und sich zu neuer Macht erheben. Auf kurze Breaks folgen mystische Momente. Das erst spät einsetzende Schlagzeug hämmert bedrohlich, während Corb, der neue Sänger, zum ersten Mal Black-Metal-Gekeife und tiefe Growls präsentiert, die Ähnlichkeiten zu Hupogrammos‘ Vocals aufweisen, aber nicht ganz so intensiv intoniert sind. Zum Ende dominieren sich schnell einprägsame Riff-Melodien und verleihen diesem Song einen epischen Ausklang.

3. Umbra (Schatten)

Die Symbiose aus meditativem Drumming, flächendeckenden Keyboardteppichen und einsetzendem Sprechgesang („Ma intorc in propria umbra.“, zu Deutsch: „Ich kehre zu meinem eigenen Schatten zurück.“) erzeugt Gänsehaut. Man muss sich in diesem Song verlieren, um die Spiritualität dieses Titels begreifen zu können.

4. Ochiul Inimii (Das Auge Des Herzen)

Passend zum Titel, versinnbildlicht das Schlagzeug den Herschlag. Gemeinsam mit der Panflöte dominieren diese beiden Instrumente den Anfang des Songs. Orientalisch anmutende Gitarren setzen ein. Der Herschlag wird schneller, rasend schnell, und vereint sich letztendlich zu einem ungestümen, schwarzmetallischen Monster mit tief-dunklen Growls.

5. Chei De Roua (Schlüssel Zum Tau)

Aus zwei Gitarren perlt eine Folklore-Melodie, von Inia Dinia mit düsteren Keys untermalt. Die Double-Bass-Drums blasen zum Angriff. Die Saitenfraktion tobt sich extrem schwarz aus, bis die eingängige Melodie in stetiger Wiederholung zurückkehrt. Zwischendurch wechseln sich rasendes Drumming und ruhige Passagen ab und offenbaren die progressive Seite der Band. Growls und melodischer Klargesang halten sich die Waage.

6. Tara De Dincolo De Negura (Das Land Jenseits Des Nebels)

Das Horn ertönt. Rasende Blastbeats markieren den dramatischen Höhepunkt des Albums, während mittendrin Akustikgitarren eine ungewöhnliche Atmosphäre schaffen. Ein gelungener Übergang zum nächsten Titel.

7. Jar (Feuer)

Das Land jenseits des Nebels ist erreicht. In der Ferne erkennt man schemenhafte Umrisse eines kleinen Dorfes. Inia Dinias Tastentöne erzeugen eine atemberaubende, gespenstische Atmosphäre. Dieses Stück erinnert an einen Soundtrack zu einem guten Horrorfilm. Krachende Geräusche, das Bucium erklingt, und plötzlich ist man mittendrin: Im Feuer, das so unglaublich zerstörerisch wirkt, zugleich aber auch unheimlich reinigend. Am Ende bleibt ein positives Gefühl, das sich im nächsten Song fortsetzt.

8. Arborele Lumii (Der Baum Der Welt)

Einprägsame Riffs erheben sich zu einer erhabenen, magischen Energie. Ein schaurig-schöner Chor fesselt, während Akustikgitarren die Schönheit der Natur vor Augen führen.

9. Intoarcerea Amurgului (Die Rückkehr Der Dämmerung)

Der Ausklang des Albums erinnert an seinen Anfang: Folkloristische Melodien, leicht einprägsame Gitarren, Xylophon, Bucium und eine ausgeklügelte Percussion untermauern das Konzept. Sprechgesang und harmonische Klänge stehen im Einklang mit der Struktur des Tracks und offenbaren eine kraftvolle, zutiefst spirituelle Hingabe der Band zur Musik und seiner entspringenden Umgebung.

Von „Virstele Pamintului“, einem Album, das man am Stück und bei gehobener Lautstärke auf sich wirken lassen sollte, wird es eine limitierte Special Edition geben, die aus einer handgemachten Holzbox besteht und eine Handvoll transilvanischer Erde beinhaltet, Erde von dem Ort, an dem dieses Album entstanden ist.

24.01.2010

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