Brainstorm
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Interview

Mit "Soul Temptation" haben die Jungs von Brainstorm bereits Ihr fünftes Studioalbum am Start, dass wiedereinmal zeigen sollte, wer im Power Metal Bereich wirklich die Hosen an hat. Dass die fünf Mannen um Sänger Andy B. Frank und Gitarrist Torsten Ihlenfeld nicht schon längst auf Händen getragen werden, sondern man lieber irgendwelche Alt-Herren-Combos bejubelt oder ein paar tränigen Heulsusen Honig ums Maul schmiert, ist mir spätestens seit dem starken "Metus Mortis" ein unlösbares Rätsel. Naja, vielleicht diesmal. Was lange währt… Gitarrero Torsten Ihlenfeld nahm sich ein wenig Zeit, um sich mit mir am Telefon über das neue Album und Brainstorm a la 2003 zu unterhalten.

BrainstormHallo! Ist es bei Euch auch so schweineheiß?

Ja.

Man, wir haben hier 36 Grad! Und ich bin am zerlaufen.

Hehe..

Euer neues Album „Soul Temptation“ kommt ja am 30.06 raus. Worauf können wir uns da denn freuen?

Freuen könnt ihr Euch auf jede Menge. Es gibt ja auch einige Zusatzdinge auf dem Album. Und worauf könnt ihr Euch freuen… Ich denke, es ist das Brainstorm Album, wie sich Brainstorm 2003 anhören sollten. Es ist wesentlich vielschichtiger und abwechslungsreicher geworden, aber bietet immer noch das, was man von uns kennt.

Das hört sich ja gut an. Ihr seid wieder in die „House of Music Studios“ zu Achim Köhler gegangen, bei dem Ihr auch schon bei dem letzten Alben wart. Die Zusammenarbeit scheint ja gut zu klappen.

So ist das.

Was ist denn das Besondere an den „House of Music Studios“?

Es ist vor allem ein wundervoll großes Studio mit klasse Equipment. Ein Grund, der für uns wichtig ist, klar, Achim Köhler ? ein wichtiger Faktor – und der große Drum-Recording Raum, in dem wunderschöne, natürliche Drums aufnehmen kann, ohne großartig auf Triggern angewiesen ist. Natürlich triggert man hier und da immer noch ein bisschen, um die Fülle zu erreichen, aber wir nehmen immer die Naturdrums mit auf und das geht eben nun mal nur in großen Räumen. Ein anderer Grund ist, dass viel Tageslicht in dem Studio ist. Es ist also kein Keller oder Bunker, was sehr wichtig ist für unseren Sänger Andy. Und dann ist natürlich jede Menge Equipment da mit dem man experimentieren und spielen kann. Außerdem ist es nicht weit weg von uns.

Ist Achim Köhler also schon maßgeblich beteiligt an Eurem Sound? Kann man das so sehen?

Also, bei dem was am Ende dabei herauskommt auf jedem Fall. Die Songs stehen schon, bevor wir ins Studio gehen. An denen hat außer uns niemand was verloren, aber was den Sound angeht, ist er natürlich jemand der unsere Ideen und Vorstellungen gut in die Tat umsetzen kann.

Ist Euch eigentlich irgendetwas lustiges oder erzählenswürdiges im Studio passiert? Oder ging das alles professionell und schnell über die Bühne?

Also schnell ging es auf jeden Fall nicht. Ich glaube, wir waren noch nie so lange im Studio wie für die Platte.

Hattet Ihr Euch schon von Vorne herein mehr Zeit genommen?

Ja. Es ist ja so, dass sich die letzte Platte recht gut verkauft hat, und dass man von daher schon mehr Zeit bekommt von der Plattenfirma, was natürlich sehr angenehm ist. Auf der anderen Seite ist es auch so, dass wir ja schon mit der „Metus Mortis“ unser eigenes kleines Studio fertig gemacht haben, wo wir die Gitarren und die Bässe immer aufnehmen. Von daher sind wir zeitlich natürlich nicht so gebunden, als wenn wir alles im House Of Music aufnehmen würden. Aber nichtsdestotrotz war es die längste Studioarbeit bisher. Was daran liegt, dass wir sehr viele Gitarren aufgenommen haben und wir uns sehr viel Zeit genommen haben, bis das Ergebnis genauso war, wie wir uns es vorgestellt hatten. Und es lag auch an den Songs, die doch wesentlich aufwendiger waren als die letzten.

Aufwendiger inwiefern?

Von der Instrumentierung her. Speziell die Triologie, die ja eigentlich aus drei einzelnen Songs besteht, die durch Zwischenspiele verbunden ist und ein großes Bild gibt. Das nimmt natürlich einiges an Zeit in Anspruch, besonders wenn man authentisch zu Werke gehen will und Instrumente aus den Regionen nehmen will, in denen diese Triologie spielt. Oder sie zumindest aus den tollen, neuen Keyboards herausholt, denn große Haufen [Equipment] kann man schlecht ins Studio schleppen.

Als Promotionspruch zum neuem Album habe ich gelesen, dass sich jedes Bandmitglied mit dem Album weiterentwickelt hat. Wo liegt diese Weiterentwicklung denn genau?

Jedes Album ist ja eine Momentaufnahme. Und jedes Album repräsentiert die Band eben so, wie sie in diesem Zeitpunkt war. Da wir ja zum Großteil nun schon länger als 12 Jahre zusammen sind, nur Andy ist ’99 dazugekommen. Versteht man sich mit der Zeit ziemlich ohne Worte. Weiterentwickelt vielleicht in dem Sinne, dass wir das letzte Jahr ziemlich viel auf Tour waren und die Grundriffs für die Songs teilweise schon auf Tour entstanden sind, was sehr interessant war. Die Zeitspannen, in denen man nur im Proberaum sitzt, werden auf jeden Fall kürzer. Vor allem wenn man nicht nur alle drei Jahre ein Album rausbringen will.

Wo du es gerade schon angesprochen hast: die letzen 12 Jahre. Wenn du so zurückschaust, gerade die letzten paar Jahre mit „Metus Mortis“, welche Gedanken kommen dir da in den Kopf?

Es ist schön zurückzuschauen. Wenn uns das jemand 1989 gesagt hätte, hätten wir gesagt, „dann red mal fleißig“. Aber es ist wunderbar, wie sich alles so von Anfang an entwickelt hat. Es gab eigentlich keine wirklich schlechte Phase, sonst wäre wir auch sicherlich nicht so lange in der gleichen Besetzung geblieben.

Mit der Entwicklung könnt Ihr sicherlich zu frieden sein. Was mir aufgefallen ist, ist die starke Ähnlichkeit des neuen Covers zu „Metus Mortis“, das auch dieses engelhafte Motiv hatte.

Auf jeden Fall. Es ist ja auch der gleiche Künstler, der das gemalt hat ? Jan Meininghaus. Wir wollten schon einen Bezug schaffen auf das vorherige Album, obwohl das mit dem Engel jetzt keine Spezialität ist der letzten beiden Alben. Irgendwie war immer ein Engel drauf. Es ist sich aber sehr angeboten, um eventuell auch ein gewisses Trademark für die Band zu etablieren. Und wenn man einen Künstler an der Hand hat wie Jan, ist das natürlich klasse, wenn er die Ideen aufgreift.

Mit „Nunca Nos Rendimos“ habt Ihr auch ein spanischen Stück auf der Platte. Wessen Idee war das?

Das ist klar auf Andys Stiefeln gewachsen. Das hängt auch damit zusammen, dass wir viel auf Tour waren in Spanien letztes Jahr. Das war mit Grave Digger auf der Club Tour. Dann auch das Rock Machina Festival im Sommer. Wir einige sehr schöne Erinnerungen mit nach Hause genommen, was die Reaktionen von den Fans angeht und auch einige Gespräche, die wir dort unten geführt haben. Wir sind sehr freundlich, teilweise euphorisch aufgenommen worden. So kam der Gedanke, das vielleicht als kleines Dankeschön zu machen. Wobei der Großteil des Textes in Englisch ist. Es sind eben nur die zwei Zeilen im Refrain, die auf Spanisch sind. Aber es heißt auf Englisch soviel wie „We Will Never Surrender“. Also nichts unheimlich spektakuläres, aber doch ein ganz nettes Geben und Nehmen.

Als Ihr mit Grave Digger auf Tour wart, hattet Ihr da schon einen großen Bekanntheitsgrad in Spanien? Oder wart ihr im Prinzip unbeschriebene Blätter für die Fans?

Die Leute haben uns gut gekannt, obwohl es eigentlich das erste Mal war, wo wir dort unter wirklich getourt haben. Die beiden Male davor, als wir es versucht haben, dort zu touren, hat das ja aus irgendwelchen dubiosen Gründen nicht geklappt. Welche das auch immer waren. Einmal war es der Veranstalter, der nicht mehr wollte. Wie gesagt, wir sind sehr euphorisch aufgenommen worden. Und verkauft haben wir vorher auch schon gut in Spanien, weshalb wir ? bis auf live ? schon ein Begriff waren für die Fans.

Nicht schlecht. Wo wir gerade von Tours sprechen. Ihr seid letztens mit Saxon getourt und musstet einen Termin absagen. Warum?

Weil sonst der komplette Terminplan für das neue Album hätte über den Haufen geworfen werden müssen.

Also Studiozeit und soweiter.

Genau. Das House Of Music wartet natürlich nicht nur auf uns. Die Gelegenheit mit Saxon zu spielen, war schon toll und es hat auch alles wunderbar ausgesehen. Nur halt der letzte Termin hat dann nicht mehr gepasst. Hat uns natürlich sehr leid getan für die Fans, aber in dem Moment gab es einfach keine andere Möglichkeit. Wir konnten da nicht noch schnell in ein anderes Studio gehen.

Der Qualität hätte es wohl auch eher einen Abbruch getan.

Das ist richtig.

Im Oktober soll uns dann die „Tempting Europe“ Tour ins Haus stehen, nicht wahr?

Ja, so soll sie heißen. September, Oktober ist so der angepeilte Terminplan. Wobei die meisten Entscheidungen mit wem man jetzt geht, ob wir selber gehen, was uns sehr recht wäre, als Co-Headlinertour mit einer Band in unserer Größenordnung. Jede Band so 60-70 Minuten. Gleiches Licht, gleicher Sound. Dann noch ein, zwei schöne Supportbands. Das man so ein richtig schönes Package zusammenstellt. Das ist zwar immer schwer zu realisieren, aber hoffen mal, dass das hinhaut. Wenn das nicht klappt, sind wir aber nach allen Seiten offen. Sonst gehen wir nochmal mit einer größeren Band als Special Guest mit.

Was Ihr ja auch schon ein paar Mal gemacht habt.

Genau. Oder man versucht wirklich eine kleine Clubtour durchzuziehen.

Aber da wisst Ihr noch nicht genaueres.

Ne, das ist auch noch zu früh.

Es ist ja auch noch eine Weile bis Oktober.

Eben, eben.

Aber der Sommer steht ja vor der Tür und da stehen ein paar nette Festivals vor der Tür. Ihr spielt unter anderem das Bang Your Head. Wird es da auch schon etwas vom neuem Album geben?

Auf jeden Fall. Wir spielen ja auch das Blind Guardian Festival Mitte Juni.

In Coburg, nicht wahr?

Ja. Das ist natürlich wunderbar in Bezug auf Werbung für die neue Platte. Und wir kommen endlich mal wieder auf die Bühne.

Sonst spielt Ihr diesen Sommer, glaube ich, nichts mehr.

Nein, es ist zumindest jetzt noch nichts geplant. Ist klar, wenn man schon im Juni zwei Festivals in Deutschland spielt, dass die Argumente für die Veranstalter schwerer werden. Weil dann macht eine Tour irgendwann keinen Sinn mehr. Zumindest für die Veranstalter. Für uns macht es natürlich nach wie vor Sinn.

Man präsentiert sich ja immer vor neuen und alten Fans.

Genau, genau. Aber so ist das schon ok. Wir waren die letzten Jahre immer gut vertreten auf den Festivals. Letztes Jahr war es das Summer Breeze. Davor Wacken und das Bang Your Head. Und dieses Jahr das Bang Your Head und das Blind Guardian Festival.

So kommt immer etwas Abwechslung rein und man sieht mal ein paar andere Regionen.

So ist es.

Wo wir bei den Festivals sind. Was haltet Ihr denn vom Dosenpfand?

Ja, sauft Tetra Packs.

Hoffentlich gibt’s die auch mit Bier.

Zur Not muss man halt auf Rotwein zurückgreifen. Für mich ist das jetzt nicht so ein großes Problem, da ich eh lieber Wein trinke. Obwohl man einem guten Bier nicht abgeneigt ist. Aber das Problem habe ich jetzt nicht so. Außerdem tun Tetra Packs nicht so weh, falls mal einer auf die Bühne fliegt.

Kommen wir nochmal auf das letztjährige Summer Breeze zurück. Vorab hattet Ihr angekündigt, ein Live-Album aufzunehmen. Jetzt ist daraus eine Bonus-DVD für das reguläre Album geworden. Wart Ihr mit der Aufnahme nicht zufrieden oder wolltet Ihr nicht ein Live-Album auf einen eh schon recht übersättigten Markt an Live-Scheiben werfen?

Nein. Eine DVD ist ja auch erheblich mehr Aufwand in der Bearbeitung als ein einfaches Album.

Es ist sicherlich auch interessanter für die Fans.

Eben. Als wir die Chance dazubekommen haben und Metal Blade uns die Möglichkeit geben hat ? es ich schließlich auch eine Kostenfrage, haben wir uns gesagt „lasst uns das doch machen“. Klasse, wenn das nicht nur ein Live-Album wird. Was heißt „nur“. Es gibt auch tolle Live-Alben, aber wenn man die Möglichkeit hat, eine DVD aufzunehmen und die fast umsonst, als Bonus-DVD mit auf die neue Platte nehmen kann, ist das schon eine tolle Sache. Für uns als Band ist es natürlich auch super, uns mal in Aktion zu sehen. Wir haben es gestern zum ersten Mal gesehen und dat macht richtig Spaß. Mit fünf Kameras aufgenommen, 5.1 Sound. Richtig professionell.

Eine rundum gelungene Sache also. Ist es eigentlich das komplette Set?

Ja. Es ist das ganze Summer Breeze Set drauf.

Wie war eigentlich Euer Eindruck vom letztjährigen Summer Breeze?

Super. Also es ist mit Sicherheit eines der besten Festivals in Deutschland, wenn nicht gar Europa, finde ich. Gerade was die Organisation angeht. Und auch die Stimmung. Da muss man schon ein Weilchen suchen, bis man was vergleichbares findet.

Dem kann ich nur zustimmen. Geniale Stimmung und saubere Dixi-Klos [zumindest sauberer als auf dem meisten anderen Festivals].

Wenn man auch die Anfänge sieht. Wir haben 2000 auch schon mal auf dem Summer Breeze gespielt, als es noch wesentlich kleiner war mit nur einer Bühne. Das hat schon eine schöne Entwicklung genommen.

Ja, das war schon eine recht rasante Entwicklung in den letzten Jahren.

Und das war auch nicht das letzte Mal, dass wir da gespielt haben.

Hoffentlich nicht.

Ja, dann gibt’s noch eine kleine Überraschung mit dazu..

..oh ja? Was?

Wir haben einen Videoclip aufgenommen.

Zum neuen Album? Welcher Song?

Ja, der erste Song. „Highs Without Lows“. Das hat alles noch geklappt. Wider Erwarten. Es war eine Menge Arbeit, seit wir im Januar ins Studio gegangen sind. Wir haben es wie gesagt gestern zum ersten Mal gesehen. Und es hat alles hingehauen.

Wo habt Ihr den Video-Clip gedreht?

Den haben wir praktisch direkt neben unseren Proberaum gedreht. In so einer riesigen alten Lagerhalle. Da gibt es klar eine Menge Möglichkeiten so was aufzunehmen.

Nicht schlecht. Schön. Kommen wir auch fast zur letzten Frage. Worauf freust Du Dich dieses Jahr am meisten?

Uff, schwer zu sagen. In erster Linie freuen wir uns natürlich, wenn unseren Fans das neue Album genauso gefällt wie uns. Und dann wieder auf die Bühne. Ich glaube, dass sieht man uns auch an, dass wir gerne live spielen.

Ja, das kann ich unterschreiben. Ich habe Euch jetzt fünf oder sechsmal gesehen und muss sagen ausgezeichnete Live-Band.

Wunderbar. Das freut einen doch. Wir hoffen natürlich, dass es mit dem neuen Album nochmal einen Schritt weiter geht. Aber wir sind guter Hoffnungen, sage ich mal, das das alles so funktioniert und die Krönung wäre halt eine schöne Tour. Aber dat wird mit Sicherheit auch stattfinden. Es wäre zumindest das erste Mal, dass es nicht klappen würde.

Gerade fällt mir noch was ein, was mich brennend interessiert.

Ja.

Ich habe Euch, wie gesagt, schon ein paar Mal live gesehen und Ihr hattet immer einen super Live-Sound. Wie bekommt Ihr das so gut hin, während so viele andere Bands oft da ihre Problemchen haben?

Weil wir einen guten Mischer haben.

Ihr habt also immer einen eigenen dabei.

Ja, ja. Also zu über 90 Prozent. Manchmal geht es halt wirklich nicht, wenn man im Ausland spielt oder sich irgendwelche Termine überschneiden. Gute Mischer arbeiten nicht nur für eine Band. Meistens hat das aber immer wunderbar funktioniert. Über die Jahre lernt man auch viele Leute kennen, die dann, falls mal die so genannte Standardbesetzung nicht ganz zusammenkommen kann, ausweichen kann.

Das klappt bei Euch wirklich sehr gut. Leider ist das nicht immer so bei manch anderer Band.

Man muss sich halt drum kümmern als Band. Von nix kommt nix.

Ich denke, die Fans danken es Euch jedes Mal.

Das ist richtig. Das ist immer echt klasse.

Ok, das war es dann auch von meiner Seite.

Wunderbar.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit dem neuen Album. Tschüss.

Danke schön. Tschüssi!

Galerie mit 37 Bildern: Brainstorm - Rengsdorfer Rockfestival 2023
01.07.2003
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