Brainstorm - Honey From The B's - Beasting Around The Bush

Review

Galerie mit 37 Bildern: Brainstorm - Rengsdorfer Rockfestival 2023

Für seine erste Live-DVD hat sich das schwäbische Power-Metal-Quintett BRAINSTORM extrem viel Mühe gegeben. Schon die Verpackung ist liebevoll gestaltet und hebt sich von allen Standardprodukten im DVD-Bereich ab. Hinter einer bunt bedruckten Plastik-Hülle verbirgt sich ein Digi-Pack in silberglänzender Metall-Optik, dessen Innenleben mit einigen Fotos und kurzen Steckbriefen der Bandmitglieder gestaltet wurde.
Die schön gezeichneten Karrikaturen auf dem Cover und der DVD-Titel, vermitteln bereits ein deutliches Statement: BRAINSTORM nehmen sich nicht übertrieben ernst und sind in der Lage, über sich selbst zu lachen. Das macht die Jungs extrem sympathisch und mindert in keinster Weise die unbestreitbare Qualität ihres Songmaterials.

Hauptfeature dieser über fünfstündigen Doppel-DVD-Vollbedienung sind das Budapest-Konzert der 2005er „Liquid Monster“-Tour, sowie der Wacken-Auftritt 2004, die beide wahlweise in Stereo oder 5.1-Surround-Sound auf DVD 1 enthalten sind. Während der klare, differenzierte Stereo-Klang die gesamte Power, die die Band um Vorturner Andy B. Franck auf der Bühne versprüht, bereits recht gut über die Boxen ins heimische Wohnzimmer überträgt, klingt der 5.1-Mix im Vergleich zu den Produktionen großer Bands ein wenig rau und verwaschen. Macht aber nix, denn das Live-Feeling wird dadurch sogar eher noch verstärkt.
Die Songauswahl ist generell sehr gelungen und beschränkt sich nicht auf die jüngsten Veröffentlichungen der Schwaben, sondern bietet eine ausgewogene Mischung, in der sowohl „Voices“ vom kürzlich wiederveröffentlichten „Unholy“-Zweitwerk als auch „All Those Words“ oder „Inside The Monster“ vom 2005 noch brandaktuellen Album „Liquid Monster“ homogene Bestandteile sind. Schade ist jedoch, dass die Wacken-Stücke allesamt auch bei der Show in Budapest gespielt wurden, was jedoch aufgrund der Unterschiede zwischen der kleinen Club-Show und dem großen Festivalauftritt weniger schwer wiegt. Die Reihenfolge der einzelnen Stücke variieren BRAINSTORM live öfters einmal, dass man jedoch auf Über-Hits wie „Highs Without Lows“ oder das hypnotische „Shiva’s Tears“ bei keiner Show verzichten möchte, ist einleuchtend.

Bildqualität und Kameraführung vermitteln gelungen das Feeling der intensiven Shows von BRAINSTORM. Auf schillernde Hochglanz-Optik verzichtet man glücklicherweise und unterstreicht lieber mit leichten Verwacklungen deutlich den Live-Aspekt. Kein Wunder, dass der Ruf als eine der besten Live-Combos im Power-Metal-Sektor gleichermaßen hart erarbeitet wie verdient ist. Es spricht schon Bände, dass Kritiker der Band darauf herumreiten müssen, dass Frontmann Andy B. Franck sich stets überschwänglich und von Herzen bei den Fans für die Unterstützung bedankt, weil BRAINSTORM mit ihrer gelungenen Kombination europäischer mit amerikanischen Power-Metal-Traditionen sonst wenig Angriffsfläche bieten.
In Budapest überrascht Gitarrist Torsten Ihlenfeld bei „Soul Temptation“ mit einer starken Gesangseinlage. Zudem hat man hier die Opernsängerin Carmen Schäfer mit an Bord, die – wie bei der ursprünglichen Albumversion – den poppigen Ohrwurm „All Those Words“ mit Andy B. Franck im Duett singt. Zwischen den Stücken unterhält der Sänger mit knappen, aber sympathischen Ansagen und weniger knappen Danksagungen an die zahlreichen Fans, die alles andere als aufgesetzt anmuten. Schön ist auch das kurze Intro zur Wacken-Show, bei der es von einigen kurzen Autogrammstunden-Impressionen direkt zu einer mit dichtem grünem Rauch verhangenen Bühne geht, während BRAINSTORM zu orientalischen Klängen die Bühne betreten.

Auf der zweiten DVD tummeln sich Stücke, die in ansprechend guter Qualität auf verschiedenen Festivals mitgeschnitten wurden, sowie zwei Bootleg-Stücke von der Griechenland-Tour aus dem Jahr 2000. Besondere Beachtung verdient der Mitschnitt vom „Prog Power Festival 2004“ in Atlanta, der in Qualität und Stimmung auf höchstem Niveau angesiedelt ist, obwohl hier keine 5.1-Abmischung vorgenommen wurde. Insgesamt fällt aber auch hier auf, dass die meisten Songs bereits auf der ersten DVD enthalten waren.
Dass das Material trotzdem nicht langweilig wird, liegt an der individuellen und gut spürbaren Atmosphäre der jeweiligen Location. Da wirkt „Shiva’s Tears“ beim von einer indischen Tänzerinnengruppe begleitete Auftritt auf dem „Bang Your Head!!! 2003“ ganz anders als auf dem bereits erwähnten „Prog Power Festival 2004“, während die Show beim „Rock Hard Open Air 2006“ sich nicht weniger stark von der beim ungarischen „Sziget Festival“ im selben Jahr unterscheidet.

Abgerundet wird die DVD von drei Videoclips („Highs Without Lows“, „Doorway To Survive“, „All Those Words“), sowie einer gleichermaßen urigen wie informativen Zusammenfassung der bisherigen 20 Jahre Bandgeschichte. Knapp 25 Minuten dauert der Spaß, der sich – im Gegensatz zur DVD-Nabelschau manch anderer Band – nicht in völlig überflüssigem und für Außenstehende bestenfalls mäßig unterhaltsamem Backstage-Quatsch, sondern bleibt beim eigentlichen Thema und lässt die Bandmitglieder ihren bisherigen musikalischen Werdegang Revue passieren. Die ein oder andere lustige Anekdote wird dennoch zum Besten gegeben, so dass diese Bandhistory ein extrem kurzweiliges Vergnügen ist.
Da Bassist Andreas Mailänder BRAINSTORM mittlerweile verlassen hat, bekommt die „Honey From The B’s“-DVD nun auch eine Art retrospektiven Charakter und schließt das erste Kapitel der Bandgeschichte, in dem sie durch viel harte Arbeit den Sprung von der kleinen Nachwuchsband aus der schwäbischen Provinz bis hin zu einer der besten Power-Metal-Bands der Welt geschafft hat. Was die Zukunft für BRAINSTORM bereit hält, wird sich zeigen müssen. Momentan befindet sich die vorübergehend zum Quartett geschrumpfte Truppe jedenfalls mitten im Songwriting-Prozess zu ihrem siebten Studioalbum.

21.07.2007

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