Darkthrone
Darkthrone

Interview

Die norwegischen Urgesteine DARKTHRONE sind zurück, mit im Gepäck das neue Album "The Cult Is Alive" sowie die erste Single(!) in der Bandhistorie "Too Old Too Cold". Hier zeigt sich eine etwas neue Facette im dunklen Sound der Nordmänner. So präsentiert sich die Musik mit einem starken Rock-, Punk- und Crust-Feeling. Das Ganze ist herrlich puristisch, rotzig und roh. Und wieder einmal scheinen sich an dieser Gruppe alle Geister zu scheiden. DARKTHRONE waren schon immer eine Band, welche stark polarisiert. Ich selbst finde diese Entwicklung sehr interessant. Und so war es mir Ehre und Vergnügen zu gleich, mit einem erfreulicherweise sehr redefreudigen Nocturno Culto folgendes Interview führen zu dürfen.

DarkthroneEndres: Hallo Nocturno! Wie geht’s Dir denn so?

Nocturno Culto: Ja, hier ist alles klar soweit!

Endres: Erstmal muß ich loswerden, dass ich die Single „Too Old Too Cold“ richtig genial finde! Es findet sich ja viel Rock’n’Roll, Punk und Crust darin.

Nocturno Culto: Schön zu hören, dass es jemandem gefällt!

Endres: Jetzt sag nur, dass es bisher lediglich negative Resonanz gab?

Nocturno Culto: Nun, die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Einige Leute mögen sie, andere wiederum nicht. So ist eben das Leben, aber so war es auch schon immer bei uns.

Endres: Ja stimmt. Ich finde die Musik ganz cool. Auf der einen Seite sehr oldschool, ziemlich ursprünglich, auf der anderen Seite zeigt sich aber auch eine neue Facette von Euch.

Nocturno Culto: Genau! Dieses Feeling! Es fühlt sich an, als ob wir eine Zeitreise unternommen hätten, hin zu den alten Tagen. Wir waren damals eine Demoband. Und wir haben wie damals einfach in unserem Proberaum aufgenommen, in sehr lockerer Atmosphäre. Ich denke, die musikalische Richtung ist ziemlich neu für uns. Es ist da schon ein Unterschied zwischen zum Beispiel „Hate Them“ und dem neuen Album. Der größte Unterschied liegt wohl in den Riffs, diese klingen nun irgendwie „freier“. Es scheinen nunmehr etwas andere Einflüsse in unserer Musik durch.

Endres: Was können wir denn eigentlich genau vom neuen Album „The Cult Is Alive“ erwarten? Geht dieses in dieselbe Richtung wie die Single?

Nocturno Culto: Ja, die gleiche Richtung. Wenn auch musikalisch komplexer, da dort einfach eine größere Bandbreite an unterschiedlichen Songs zu finden ist. Der Track „Whiskey Funeral“ beispielsweise zeigt eher die ursprüngliche Black Metal Seite. Die beiden auch auf der Single enthaltenen Songs „Too Old Too Cold“ sowie „Graveyard Slut“ haben das größte Rock’n’Roll Feeling. Das Album geht in die gleiche Richtung und hat auch in etwa denselben Sound. Das Gute daran war, dass wir das Album in fünf verschiedenen Sessions aufgenommen haben. Dadurch unterscheidet sich natürlich der Sound ein wenig von jeder Aufnahme. Der Gesang unterscheidet sich auch von Song zu Song, wir verwendeten unterschiedliches Delay. Es sollte sehr interessant sein. Ich kann es kaum erwarten, bis das Album endlich erscheint und die Leute es anhören können.

Endres: DARKTHRONE haben nun ihre allererste Single veröffentlicht. Gab es für diese Single irgendeinen besonderen Grund?

Nocturno Culto: Der Hauptgrund liegt darin, dass wir ein Zeichen setzen wollten. Es gab ja einige Veränderungen seit dem letzten Album. So haben wir haben ja z. B. das Label gewechselt. Ich bin der Meinung, daß DARKTHRONE etwas bekannter werden sollten. Wie üblich interessieren wir uns nicht für die Verkäufe und all das andere Zeug. Es kümmert uns einfach nicht. Ich und Fenriz haben ganz normale Jobs, welchen wir nachgehen. Und auch wenn DARKTHRONE viel Zeit in Anspruch nimmt, so ist es doch eher ein Hobby. Natürlich ist ein Hobby nicht stärker gewichtet wie das „echte“ Leben. Ich denke, auf diese Weise läuft es ganz richtig. Außerdem haben wir nun unser eigenes Studio wieder!

Endres: Necrohell?

Nocturno Culto: Ja richtig! Es gab viele Gründe, diese Single zu machen. Wir wollten auch den Coversong von „Love In A Void“ aufnehmen, diesen aber nicht auf dem Album haben. Daher dachten wir über die Veröffentlichung einer EP nach. „Love In A Void“ sowie „High On Cold War“ sind nicht auf dem Album enthalten. Der Song „Too Old Too Cold“ ist auf dem Album sowie der Single in der gleichen Version, während „Graveyard Slut“ auf dem Album von Fenriz gesungen wird.

Endres: Damit kommen wir gleich zur nächsten Frage: In der Vergangenheit vertraten DARKTHRONE immer den Standpunkt, dass keine Coverversionen gespielt werden. Nun gibt es ja von euch dieses SIOUXIE AND THE BANSHEES Cover. Dein Statement?

Nocturno Culto: Ich denke, wir meinten damit, dass wir niemals ein Cover einer Band spielen wollten, welche uns direkt beeinflusst hat. Zu Anfang waren wir vielleicht auch zu dumm, um uns an einem BATHORY oder SLAUGHTER Song zu versuchen. BATHORY oder SLAUGHTER konnten ihre Songs auch selbst viel besser spielen. Es ist da aber dann schon ein Unterschied zu SIOUXIE AND THE BANSHEES. Viele Leute kennen diese Band ja nicht einmal. Außerdem unterscheidet sich unsere Version doch gewaltig vom Original. Es ist viel heavier und aggressiver.

Endres: Handelt es sich bei „Too Old Too Cold“ oder „The Cult Is Alive“ um eine Art Statement zu der heutigen Black Metal Szene?

Nocturno Culto: Könnte man vielleicht so sagen. Auch der Titel „The Cult Is Alive“ wird offenkundig das Interesse einiger Leute wecken, sich mit dem Album auseinanderzusetzen. Verschiedene Menschen haben über die Titel natürlich unterschiedliche Ansichten. Sie lassen viel Raum für eigene Interpretationen. Beispielsweise wurde ich gefragt, ob „DARKTHRONE kalt sind?“. Nein, es handelt sich hierbei nicht um DARKTHRONE! Es sind unterschiedliche Dinge. Ich bin der Meinung, dass die Titel gut gewählt sind. Die Leute denken darüber nach. Wenn sie dann das Album kennen wird es für sie klarer werden. Wir werden sehen.

Endres: Nun sind ja da auch noch die Gitarrensoli. Außerdem habe ich gelesen, dass es zu „Too Old Too Cold“ auch noch ein Video geben soll. Was können wir denn hiervon erwarten?

Nocturno Culto: Oh ja, die Gitarrensoli sind wieder zurück. Das dürfte ein Resultat davon sein, dass wir nun unser eigenes Studio wieder haben. Wir hatten dadurch natürlich sehr viel Zeit. Wenn wir uns dort an den Wochenenden treffen haben wir eine reguläre Proberaum-Einrichtung Nähe der schwedischen Grenze. Wir nehmen auf und proben, spät an den Abenden machen wir den Gesang. Es läuft da gerade alles wirklich gut. Was die Soli anbelangt haben wir einfach jetzt viel Zeit über die Ausarbeitung, die Arrangements usw. nachzudenken. Normalerweise hatten wir diese Zeit nie im Studio, weil wir immer ziemlich schnell wieder nach Hause wollten. Wir mögen es eigentlich nicht so sehr, uns lange Zeit in Studios aufzuhalten. Aber nun ist das anders, DARKTHRONE können nun komplett frei arbeiten, was natürlich viele Vorteile mit sich bringt. Was du nun auf dem neuen Album hörst ist eine „freie“ Band! Wir sind niemandem gegenüber etwas schuldig, und es ist einfach viel relaxter für uns mit dem eigenen Studio. Und vielleicht sind wir ja auch etwas bessere Musiker geworden.

Was das Video anbelangt hast du Recht! Es gibt da draußen so viele Metalvideos, welche ich überhaupt nicht mag. Sie sind zu statisch und seelenlos. Viele Bands bezahlen horrende Summen an große Produktionsfirmen, und diese Videos wirken dann wie ein Zirkus und reflektieren keineswegs die Musik. Ich dachte mir dann: „Laß uns selbst ein komplett kostenfreies Video produzieren!“. Jemand aus Kanada hat es schon gesehen und meinte zu mir, dass es nicht wirklich wie ein Musikvideo wirken würde. Und genau das ist doch der Punkt! Es unterscheidet sich doch sehr von anderen Videos. Es ist sehr kahl, kalt, und zeigt hauptsächlich einen Friedhof. Der Fokus liegt im Gegensatz zu anderen nicht bei uns als Band. Ich denke es wirkt ganz gut und reflektiert auf die richtige Weise die Musik.

Endres: Und wird dieses Video dann auf dem Album „The Cult Is Alive“ enthalten sein?

Nocturno Culto: Das Video wird auf der limitierten Version des Albums enthalten sein, aber auch auf unserer Internetseite dann kostenlos zum Download angeboten.

Endres: Es scheint als ob die Erwartungen mit jedem neuen Album von euch wachsen. Ich denke, hierfür gibt es mehrere Gründe wie z. B. der angestiegene Fokus und die künstlerische Stärke der neueren Alben, welche die Latte immer höher legen. Wie denkst Du über diese Beobachtung?

Nocturno Culto: Ich denke, das ist eine gute Beobachtung! Es ist ja so, dass DARKTHRONE lediglich aus mir und Fenriz bestehen. Nach „Total Death“ gab es einige Veränderungen. Ich zog weg, wir hatten eine längere Auszeit. Als wir wieder zusammenkamen, hatte ich sehr Rifforientierte Songs mit diesem speziellen Feeling, und hieraus entstand dann „Ravishing Grimness“. Ich denke von „Ravishing Grimness“ bis jetzt ist ein Abschnitt von DARKTHRONE. Alle Sachen davor sind ein anderer Abschnitt von uns. Nehmen wir doch gerade „Ravishing Grimness“ als Beispiel. Es gab viele Leute, welche das Album mochten, allerdings genauso viele, welche nichts damit anfangen konnten. Alles ist sehr kahl, öde und kalt. Es ist einfach ein Resultat unserer mentalen Entwicklungen ab einem gewissen Zeitpunkt. Wir mögen das Album natürlich sehr, da wir auch niemals etwas aufnehmen und veröffentlichen würden, hinter dem wir nicht stehen könnten. Ich denke, es ist eine ganz natürliche Entwicklung. Und natürlich dachte ich nach „Sardonic Wrath“ darüber nach, wie man dieses Album toppen könnte und daß es ziemlich schwer werden würde, da wir mit „Sardonic Wrath“ sehr glücklich und zufrieden waren. Doch ich denke, dass es uns mit „The Cult Is Alive“ gelungen ist, auch wenn es sich sehr von den Alben zuvor unterscheidet. Es beschreitet viel mehr Wege als „Sardonic Wrath“. Wir wissen jetzt natürlich noch nicht, wie das nächste Album klingen wird, aber wir werden jetzt mit dem Songwriting hierfür beginnen.

Endres: In diesem Zusammenhang las ich z. B. auch mal die Aussage in einem Interview von DARKTHRONE, dass die musikalische Entwicklung 1990 aufhörte. Das sehe ich allerdings doch etwas anders. Irgendwie scheint da doch immer ein stetiger Prozess, eine stetige Weiterentwicklung stattzufinden.

Nocturno Culto: Ich freue mich wirklich über diese Aussage! Es ist eben auch leider so, dass viele Menschen leider nur die Pose sehen und eigentlich gar nicht wirklich auf die Musik selbst hören. Aber es gibt zum Glück da draußen noch genügend echte Musikliebhaber, welche lieber den Metal genießen anstatt sich darüber Gedanken zu machen, was denn nun true oder untrue ist. Metal kann aber auch nicht mehr neu erfunden werden. Ich würde sagen dass BLACK SABBATH den Metal erfunden hat. Wenn Du z. B. das Album „Master Of Reality“ anhörst kannst Du definitiv die Tendenz zum Metal darauf finden. Und das war bereits 1971! Das Rad kann einfach nicht neu erfunden werden. Es freut mich, dass Du die Veränderungen wahrgenommen hast. Ich bin auch der Meinung, dass wir uns stets verändert haben. Fenriz sagt, dass immer zwei DARKTHRONE Alben zusammengehören wie z. B. „A Blaze In The Northern Sky“ und „Under A Funeral Moon“, sie sind sehr nah beieinander, oder auch „Ravishing Grimness“ und „Plaguewielder“. Danach taten wir etwas anderes, woraus dann „Hate Them“ und „Sardonic Wrath“ entstanden. Und jetzt machen wir wieder etwas anderes.

Endres: Ich denke auch, dass sich DARKTHRONE jetzt wieder verändert haben, und doch sind sie noch immer da. Man kann auf jeden Fall hören, wer das neue Album eingespielt hat. Da gibt es z. B. auch ein Riff, welches mich total an „Panzerfaust“ erinnerte. Man hört schon diesen typischen Stil, obwohl natürlich einige Veränderungen vorhanden sind.

Nocturno Culto: Das ist auch der Grund dafür, weshalb wir immer nur recht kurze Zeit im Studio verweilten. Das liegt z. B. auch daran, dass Fenriz niemals lange Zeit sich in einem Studio aufhalten könnte. Er würde anfangen, die Musik zu hassen, und wir würden uns gegenseitig und die Band hassen. Unser Enthusiasmus und unsere Willensstärke, diese Art von Musik zu spielen, soll sich durch die Alben zeigen. Wenn man nun aber alles, jedes einzelne Detail wirklich verändert hin zur absoluten Perfektion würde es langweilig werden. Es ist einfach gut, dass man uns beide Musiker heraushört. Auf dem neuen Album sind das Schlagzeug und eine der Gitarren live in unserem Proberaum eingespielt. Das fördert ungemein dieses Live-Feeling des Albums. Ich denke, genau das ist wichtig im Metal! Metal ist mittlerweile mehr zu einer Suche verkommen statt einfach zu killen. Das ist meiner Meinung nach der falsche Weg! Metal sollte über allem stehen und etwas außer Kontrolle sein.

Endres: Meiner Meinung nach waren DARKTHRONE immer eine Band, in welcher sich viele unterschiedliche Stile verbanden. In den Anfängen waren dies vor allem Death und Thrash Metal, später dann Black Metal, wobei auch an manchen Stellen sogar Doom Metal Riffs Einzug hielten. Inzwischen können nun Rock, Punk sowie eine gehörige Portion Crust hinzugefügt werden. Hörst Du viele unterschiedliche Stile an?

Nocturno Culto: Ich weiß nicht genau, was Fenriz derzeit so alles hört. Was den Doom Metal anbelangt, höre ich nur wenig aus diesem Bereich. Ich denke aber, dass BLACK SABBATH eine große Inspiration für mich sind. Auch das erste CATHEDRAL Album finde ich großartig, wobei ich von dieser Band keine Inspirationen ziehe. Aber auf dem neuen Album ist der Song „De Underjordiske“, mit norwegischem Titel allerdings englischem Text, gegen Ende dieses Stückes kommt ein sehr langsames Riff. Ich denke, wir haben niemals zuvor so langsam gespielt. Vielleicht hatten hierauf wirklich BLACK SABBATH einen gewissen Einfluß. Ich höre auch viel Crustpunk. Diese Szene ist sehr klein und limitiert. Ich mag die Intensität dort sehr, die Musik ist sehr brutal. Meiner Meinung nach gibt es da auch schon einige Parallelen zwischen Black Metal und richtigem Punk. Das ist jetzt mein Standpunkt, und jeder hat da sicherlich eine eigene Meinung, was denn nun Black Metal ist und was nicht. Black Metal kann sich in vielen Formen zeigen, meiner Meinung nach sind z. B. MERCYFUL FATE ebenfalls Black Metal. Ich kann schon verstehen, dass einige Leute mittlerweile sehr verstört sind, was das Ganze anbelangt. Einige Bands behaupten ja, dass sie Black Metal spielen, obwohl es da eigentlich nichts gibt, was dies ausmachen würde. Das ist aber auch das gute an Musik. Es geht um Gefühle, und die Leute können stets ihre eigene Meinung hierüber haben. Jeder erschafft sich doch sein eigenes musikalisches Universum in seinem Kopf. Daher ist es für uns natürlich auch nicht vorhersehbar, wie die Fans über unser neues Album denken. Ich weiß nicht, was in deren Kopf ist, ob es da genug Platz für dieses neue Album gibt oder ob es nicht zu ihrem individuellem Metal-Geschmack passt. Vieles kann passieren, aber das ist natürlich sehr interessant.

Endres: Würdest Du dann der These zustimmen, dass Black Metal auf eine gewisse Art und Weise eine extreme Form des Punks ist?

Nocturno Culto: Musikalisch auf jeden Fall! Allerdings ist Black Metal für mich selbst eher eine spirituelle Sache. Und Crustpunk würde ich jetzt nicht unbedingt als spirituell bezeichnen, hahaha! Aber die Art Gitarre zu spielen…die Saiten offen anzuschlagen, das ist auch etwas, was wir immer getan haben.

Endres: Und was ist für dich die Quintessenz des Black Metals?

Nocturno Culto: Ähm, ich weiß nicht…der Wind!

Endres: Räusper. Ihr seit nun wieder bei Peaceville Records. Was waren die Gründe, von Moonfog wieder zu Peaceville zu wechseln?

Nocturno Culto: Unser Vertrag mit Moonfog wurde aufgegeben. Wir hatten immer gute Verträge mit Peaceville Records. Ich selbst hielt all die Jahre über Kontakt zu dem Label. Wir wollten wirklich mit ihnen zusammenarbeiten und einen erneuten Versuch wagen. Der Vertrieb ist sehr gut. Wir haben mit ihnen neue Möglichkeiten. Es fühlt sich gut an, wieder zurück bei Peaceville zu sein.

Endres: Was waren Deine Gefühle, als Du zusammen mit SATYRICON auf dem Wacken einige DARKTHRONE Songs live gespielt hast?

Nocturno Culto: Nun, ich mag es sehr, alles einfach zu nehmen. Ich bin eine recht relaxte Person. Ich möchte einfach immer eine gute Zeit haben. Diese Erfahrung war wirklich gut. Die Leute haben es denke ich genossen, und genauso ging es mir auch. Es war natürlich keine DARKTHRONE-Show. Die Veranstalter vom Wacken haben mich auch sehr gut behandelt, ich genoß ihre Gastfreundschaft, hierfür nochmals eine großes Danke! Ich erwarte eigentlich normalerweise überhaupt nichts von irgendwelchen Menschen, und wenn dann jemand nett zu mir ist, ist dies schon ein gutes Gefühl!

Endres: Wenn Du nun Deinen Blick zurück in die Geschichte von DARKTHRONE richtest hin zu den Anfängen…was waren damals die Ziele? Und dachtest Du je daran, dass DARKTHRONE jemals so groß und darum so ein Kult werden würde?

Nocturno Culto: Nun, wir waren damals sehr jung und gerade mal so fähig, unsere Instrumente einigermaßen zu bedienen. Wir probten damals viermal die Woche und mochten es sehr zu spielen. Das einzige große Ziel war ein Album zu veröffentlichen. Nach der Veröffentlichung von „Soulside Journey“ hatten wir eigentlich keine weiteren Ziele. Wir konnten nicht absehen, was alles auf uns zukommt. Wir hatten auf vielen Wegen Glück, wie z. B. mit den Labeln. Gerade wenn es um Label geht hatten wir extrem viel Glück. Moonfog und Peaceville sind beide sehr seriös und professionell, wir hatten niemals Probleme mit ihnen. Auch machten wir immer die Musik, an welche wir selbst glaubten, was uns natürlich auch immer zufrieden stellte. Es ist immer schwer, in die Zukunft zu schauen. Wir sind nun sehr zufrieden und in diesen Tagen ist es sogar ein wenig surreal. Mit dem neuen Album im Gepäck betreten wir eine neue Dimension für uns. Das liegt eben wie schon gesagt daran, dass wir wieder unser eigenes Studio haben und wir dadurch in der Lage sind, wie in den alten Tagen mehr Zeit zu investieren. Ich denke, diese Form der Freiheit welche sich uns nun offenbart ist wirklich großartig und unterstützt unsere Inspiration.

Endres: Wie stehst Du zu dem Kult um Deine Person und DARKTHRONE?

Nocturno Culto: Ich habe dazu nicht wirklich eine Meinung. Ich mag es natürlich, wenn es Leute gibt, die unsere Musik mögen. Das ist schon wirklich cool. Interessant wäre es zu sehen, wie die Leute in 20 Jahren über das neue Album „The Cult Is Alive“ denken. Ich denke, wir transportieren den Sound der Achtziger in unserer Musik. Das ist für uns der richtige Weg. Wir glauben daran, dass der Achtziger Sound länger leben wird als der aktuelle Sound mit all diesen glatt polierten Produktionen. Vielleicht wird das in 20 Jahren niemanden mehr interessieren. Aber wer weiß das schon, hahaha? Das ist reine Spekulation.

Endres: Ich muß schon gestehen, dass ich im Vorfeld ein wenig nervös war, mit Dir ein Interview zu führen.

Nocturno Culto: Och, das ist normal. Ich selbst bin vor Interviews auch immer etwas nervös. Die eine Hälfte von mir möchte keine Interviews geben, ich könnte ja viele dumme Sachen sagen. Die andere Seite von mir mag es sehr, Interviews zu geben. Ich lebe eben sehr isoliert vom Rest dieser „Metal-Welt“. Ich lebe sehr weit entfernt von Oslo. Daher mag ich es natürlich, mich mit jemandem über Metal zu unterhalten, da dies etwas ist, wozu ich recht selten die Chance habe.

Endres: Was ist eigentlich Dein Lieblingsalbum von DARKTHRONE?

Nocturno Culto: Ohje, ich weiß nicht genau. Das ist sehr schwierig zu beantworten. Wenn wir mit einem Album fertig sind hören wir es noch einige Zeit an. Und dann einige Jahre später wieder. Wenn wir im Studio fertig sind beginnen wir eigentlich schon mit neuen Songs, mit neuen Ideen. Man denkt immer an neues Material. Daher ist „The Cult Is Alive“ derzeit definitiv mein favorisiertes Album. Wir haben nun den Sound und dieses Feeling, was es bisher nicht von DARKTHRONE zu hören gab. Wir sind sehr stolz auf dieses Album. Aber wir waren stets immer stolz auf unsere Alben. Ich mag auch das „Goatlord“ Album sehr, auch war ich sehr mit „Sardonic Wrath“ glücklich. Ich habe also eigentlich kein spezielles Lieblingsalbum.

Endres: Und wie ist Deine Meinung zu diesen ganzen DARKTHRONE-Immitatoren? Hörst Du dir Bands an, welche sehr stark von DARKTHRONE beeinflusst wurden?

Nocturno Culto: Oh, ich weiß nicht, ob jemand von DARKTHRONE beeinflusst wurde. Ich habe schon einige Bands gehört. Ich weiß nicht, worauf ich achten muß um zu hören, dass sie sehr stark von DARKTHRONE beeinflusst wurden. Wir sollten uns allerdings daran erinnern, dass wir Metalheads uns glücklich schätzen dürfen, eine derartige große und fantastische Undergroundszene zu haben. Ich denke, diese ist sehr stark. Man kann so viele verschiedene Metalstile im Underground hören. Ein wahrer Ozean an Demos und Bands. Das ist großartig, und der Underground ist der richtige Weg.

Endres: Kannst Du uns noch etwas über das Equipment für die Aufnahmen erzählen?

Nocturno Culto: Natürlich. Wir haben einen 24-Spur Roland Recorder VS-2400, der wirklich richtig gut ist. Dazu kommen noch einiges an Equipment. Wir haben noch sehr gute Mikrofone für die Gitarren und den Gesang. Für das Schlagzeug benutzen wir sehr günstige Mikrofone, was wir für richtig erachten, um dieses „Necro-Feeling“ zu erzeugen. Fenriz benutzt eine Kombination aus Ludwig und Tama. Ich benutze einen cleanen Tube Amp von Mesa Boogie ohne Effekte darauf. Als Gitarre benutze ich die Gibson Les Paul Classic mit der ich sehr sehr glücklich bin. Ich verwende Gibson seit vielen Jahren. „Sardonic Wrath“ und „Hate Them“ wurden mit der ESP Kirk Hammett Signature eingespielt. Davor benutzte ich Gibson Explorer. Ich denke Gibson produzieren diesen unverwechselbaren, eigenen Sound. Ich mag diese Gitarren wirklich. Es wird mit der Les Paul in den Händen niemals langweilig und ist immer ein Vergnügen.

Endres: CELTIC FROST sind ja zurück auf der Bildfläche. Sie werden ein neues Album veröffentlichen und auf einigen Festivals auftreten. Was denkst Du darüber?

Nocturno Culto: Das ist der heutige Trend, die Bands kommen nun alle wieder zusammen. Ich kenne die Gründe hierfür nicht. Ich denke das Album könnte eventuell interessant sein. Aber ich bin nicht daran interessiert, CELTIC FROST live zu sehen. Ich werde aber auf jeden Fall die Berichte hierüber lesen. Ich gehe auf einige Konzerte, die sehr rar sind. Ich bin beispielsweise ein großer PINK FLOYD Fan. Daher werde ich Roger Waters im Juni in Oslo sehen. Das dürfte ganz cool werden. Er wird wohl das komplette „Dark Side Of The Moon“ Album spielen. Ich habe alle PINK FLOYD Platten auf Vinyl und freue mich schon sehr darauf.

Endres: Kommen wir nun zur letzten Frage: was bedeutet Metal für Dich?

Nocturno Culto: Nun, es dürfte bekannt sein, dass ich sämtliche Religionen verachte. Wenn es allerdings um Musik geht, würde ich Metal als meine Religion bezeichnen. Ich denke auch, dass mich Metal mein ganzes Leben über begleiten wird. Das begann schon im Alter von fünf Jahren. Ich bin wirklich süchtig nach Musik, um Musik dreht sich vieles in meinem Kopf. Metal und Black Metal bedeuten auch für mich, frei und losgelöst von der Gesellschaft zu sein.

Endres: Vielen Dank für das Interview, ich wünsche Dir noch einen schönen Abend!

Nocturno Culto: Auch Dir vielen Dank und einen schönen Abend! Ich werde nun noch etwas Rotwein trinken, es war wirklich nett. Obwohl ich kaum Deutsch spreche, werde ich mir metal.de mal anschauen, aber meine Tochter ist sechs Jahre alt und singt immer diese „Schnappi“-CD, sie kann sich daher schon etwas in Deutsch ausdrücken, hahaha.

Endres: Wenn Sie auf diesem Weg ein treuer Leser wird, soll das Recht sein, haha!

19.02.2006

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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