Enslaved
"Vergesst es und hört euch diesen abgefahrenen deutschen Scheiß an!"

Interview

Im Jahr 2021 habt ihr die EP „Caravans To The Outer Worlds“ herausgebracht. Diese sollte sowas wie eine Verbindung zum neuen Album darstellen. Warum ist ausgerechnet dieser Song der Übergang zu „Heimdal“?

Das war der Hauptsong einer EP, in der wir die Chance hatten, etwas mehr zu experimentieren. Insbesondere im kreativen Bereich konnten wir einige neue Dinge für uns entdecken. Ich denke man hört dort schon mehrere Aspekte, die auf „Heimdal“ als Album verweisen. Ja, es ist eine Brücke – vielleicht ist es Bifröst höchstselbst zwischen „Utgard“ und „Heimdal“.

Wieder einmal gibt es auf eurem neuen Album unheimlich viel zu entdecken. Dabei erneut die klaren Einflüsse aus Krautrock und Psychedelic Rock der Siebziger und Achtzigerjahre.

Definitiv Krautrock. Ich weiß, dass Ivar und Grutle ein besonderes Faible für die frühe deutsche Elektronikmusik haben. Ich glaube es war damals Euronymous, der die beiden in Musik von Klaus Schulze und anderen eingeführt hat. Sie wollten von ihm Tipps zu den neusten Black-Metal-Veröffentlichungen haben, doch dann hat er gesagt: „Vergesst es, hört euch diesen abgefahrenen deutschen Scheiß an!“. Das war also ein Part von deren musikalischen Einflussbereich generell. Als ich dann zu ENSLAVED gestoßen bin, war ich auch schon ein Fan von diesem roboterhaften Drumsound und mit „Utgard“ und „Heimdal“ sind wir dann richtig tief in diese Sphären vorgestoßen. Ich finde die Einflüsse von KRAFTWERK oder NEU! passen ziemlich gut mit unserer Vorstellung Songs zu schreiben zusammen. Beide Arten von Musik haben diesen mechanischen Charakter mit menschlichem Puls.

„Vergesst es und hört euch diesen abgefahrenen deutschen Scheiß an!“

Gerade weil ihr so viele Ideen verarbeitet – wie sorgt ihr im Songwritingprozess dafür, dass diese am Schluss alle zusammenpassen?

Im Kern schreibt Ivar die komplette Musik, auch wenn wir im weiteren Verlauf kleinere Änderungen hinsichtlich der Arrangements oder der Länge von bestimmten Parts vornehmen. Dennoch sind sämtliche Riffs und instrumentalen Passagen durch ihn geschrieben. Er gibt dann dieses Konzept weiter an Grutle und mich, um die Vocals einzupflegen, die ihrerseits von Ivar und Grutle gemeinsam als Lyrics geschrieben werden.

In „Heimdal“ geht es mehr oder weniger um den Gatekeeper der neun Welten in der nordischen Mythologie. Erzählt ihr direkte Geschichten oder handelt es sich hier mehr um den übertragenden Sinn?

Ich würde eindeutig sagen, dass die Lyrics im übertragenden Sinne zu betrachten sind. Über 30 Jahre hinweg war ENSLAVED nie die Band, welche cartoonähnliche Stories über die nordische Mythologie zu erzählen pflegte wie Marvel oder sowas. Es geht nicht um die Götter und deren Taten, sondern viel mehr darum, die Dinge in einem mentalen Zusammenhang zu interpretieren und im Rahmen dieses Erbes Übertragbarkeiten zu finden, wie wir heutzutage denken und leben. Es ist also metaphorisch und symbolisch zu sehen.

Was hält jemand, der sich genauso mit der nordischen Mythologie befasst, von Marvel und Konsorten?

Ich möchte hier überhaupt niemand kritisieren, das ist natürlich auch völlig in Ordnung. Nur eben Fantasy. Aber es ist eine andere fordernde Herangehensweise, die Dinge vielleicht etwas philosophischer zu betrachten und zu schauen, ob man etwas von Wert für sein eigenes Leben mitnehmen kann, anders als in den plakativen Stories oder Cartoons.

Ihr könnt inzwischen auf einen stattlichen Albenkatalog von sechzehn Studioplatten inklusive „Heimdal“ zurückblicken. Was ist dein persönlicher Favorit?

Da man immer am nächsten dran ist, liegt es nahe hier stets das aktuelle Album zu wählen. Da ich nicht schon ewig ein Teil von ENSLAVED bin, kann ich hier vielleicht etwas objektiver herangehen. In der Zeit als wir richtig dicke Freunde wurden, war ich der Meinung, dass es ein paar großartige Alben gab, aber auch ein paar, die nicht unbedingt unter meinen Favoriten zu finden sein werden. Als wir uns kennengelernt haben war das erste Album, welches ich wirklich unheimlich stark fand „Below The Lights“ aus dem Jahr 2003.

Mein derzeitiger Favorit ist „In Times“.

Ja, in dieses Album war ich als Produzent schon sehr stark eingebunden. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Da habe ich einige schöne Erinnerungen an dieses Album.

Galerie mit 29 Bildern: Enslaved - European Spring Tour 2024 in Berlin

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Quelle: Videocall mit Iver Sandøy
04.03.2023

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