Enslaved
Listening-Session zum neuen Album "Vertebrae" vom Wacken Open Air

Special

In den 17 Jahren ihrer Geschichte haben sich ENSLAVED stets gewandelt, kaum ein Album klang wie sein Vorgänger, stets dominierte ein anderes Element ihre Veröffentlichungen – vom „Yggdrasil“-Demo bis hin zu „Isa“. Einzig „Ruun“ unterschied sich da etwas. Trotz überschwenglicher Kritiken, Grammy-Auszeichnungen und ähnlicher Dinge ist es eigentlich nur der kleine, schwächere Bruder von „Isa“, auch stilistisch nicht soweit von eben diesem Album entfernt, wie man es früher von ENSLAVED kannte. Als ENSLAVED nun zur Listening-Session ihres neuen Albums „Vertebrae“ luden, stellte sich die Frage, wie es bei Grutle und Ivar weitergehen würde.

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„Vertebrae“ bezeichnet gleich in mehreren Sprachen die einzelnen Glieder der Wirbelsäule. Eines davon ist auf dem Cover der neuen Scheibe zu sehen. Als ein weiteres Glied in der Geschichte von ENSLAVED ist in jedem Fall die neue Scheibe zu sehen. Im Gegensatz zum Vorgänger ist das auf alle Fälle zu sagen, sofern sich die vier Songs, die während der Listening-Session in Wacken nicht zum Besten gegeben wurden, nicht arg vom präsentierten Material unterscheiden.

Auffällig sind zunächst einmal zwei Sachen: Zum einen ist die Produktion sehr offen, eher untypisch für die Norweger. Für die Produktion zeichnet dieses Mal Joe Barresi verantwortlich, der u.a. schon für TOOL oder QUEENS OF THE STONE AGE gearbeitet hat. Weiterhin auffällig ist der vermehrte Gebrauch von Klargesang, der hie und da an OPETH erinnert, und mit dafür sorgt, dass die vier Songs einen sehr entspannten Eindruck machen. Aggressivität sucht man auf dem Album, dem ersten Eindruck nach zu urteilen, vergebens.

Dafür sorgen auch die teilweise sehr verspielten, sehr progressiv anmutenden ruhigeren Passagen, die schon den Opener des Albums kennzeichnen, der auch in Wacken als erstes vorgespielt wurde und „Clouds“ betitelt ist. Erst der dritte vorgespielte Song erinnert anfangs verstärkt an das, was man von ENSLAVED bisher eher gewohnt war. Der Schlusspunkt, „The Watcher“, ist dem ersten Eindruck nach zu schließen, vom bisher gehörten Material der stärkste. Er beginnt zwar ruhig, und auch im Refrain kommen die Clear Vocals wieder zum Tragen, hat aber aufgrund des treibenden Doublebass-Drummings durchaus seine Reize.

In der anschließenden Pressekonferenz gaben sich Grutle und Ivar – Arve Isdal war ebenfalls anwesend, da er am selben Abend noch bei der Gaahlschen Fassung von GORGOROTH spielen sollte – sehr selbstbewusst, und blickten freudig auf das Veröffentlichungsdatum und die dann anstehende Tour im Herbst. Ihrer Meinung nach habe sich eine Band immer noch auf der Bühne zu beweisen, da eine Band im Studio viel kaschieren kann, was auf der Bühne unmöglich ist. Deshalb habe die Band mit Joe Barresi auch versucht, einen Sound hinzubekommen, der dem nahe kommt, wie ENSLAVED live klingen, eine eher dynamische Produktion denn die für extremeren Metal typische Soundwand.

Überraschend war die am Ende der Pressekonferenz getätigte Aussage, dass – im Gegensatz zur Musik – die Texte auf dem neuen Album, sehr aggressiv und konkret seien und eine antireligiöse Einstellung offenbaren würden. Angesprochen darauf, ob sie wieder damit rechnen würden, für die norwegischen Grammys nominiert zu werden oder gar diesen erneut zu gewinnen, entgegneten sie, dass man das nicht überbewerten sollte. Die Metalkategorie gewänne die Band, deren Album die Jury wohl am wenigsten nerven würde. Der einzige Vorteil für die Band sei, dass man dadurch in Norwegen mehr Möglichkeiten habe, auf Festivals zu spielen. Grundsätzlich interessiere sie aber der nächste Gig wesentlich mehr als solche Auszeichnungen.

Was bleibt also als Fazit zu sagen? „Vertebrae“ ist erwartungsgemäß wieder anders ausgefallen, und ein einmaliges Hören von vier Songs reicht kaum aus, um ein abschließendes Urteil zu fällen. Ob „Vertebrae“ auf lange Sicht in einer Reihe mit „Hordanes Land“, „Vikingligr Veldi“, „Frost“ oder „Isa“ genannt wird, bleibt abzuwarten. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass einige alte Fans der Band diesem weiteren Schritt nicht werden folgen können. „Vertebrae“ ist in jedem Fall ein Album, mit dem man sich länger wird beschäftigen müssen.

Galerie mit 29 Bildern: Enslaved - European Spring Tour 2024 in Berlin
27.08.2008

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