Electric Callboy (zuvor Eskimo Callboy)
"Wir wollen nicht mehr die quietschbunte Band sein!"

Interview

Du hast vorhin ein sehr gutes Stichwort eingeworfen: Erwachsen. Ohne Scheiß, jeder in meinem Umkreis sagt über euer neues Album: „Wow,die sind erwachsen geworden“. Der Kinder-Core ist groß geworden. Fühlt sich das für euch auch so an? Habt ihr das forciert?

Naja uns war schon diesmal wichtig, dass es vom Sound her wertiger klingt. Gerade weil wir bisher immer als die „Partyband“ verrufen waren, wollten wir diesmal schon zeigen, dass es da auch noch ein paar andere Facetten gibt, die man beleuchten kann. Es war für uns einfach eine Entscheidung nicht nur die quietschbunte, angemalte Band sein zu wollen oder es generell nicht mehr sein zu möchten. Wir wollen jetzt cool werden (lacht). Für uns war es einfach wichtig, dass das Ganze diesmal erdiger und bodenständiger rüberkommt.

Was ist dein persönlicher Lieblingstrack auf  „The Scene“?

Oh gute Frage. Aktuell tatsächlich schwer zu sagen.Das richtet sich bei mir schon eher immer danach, wie die Songs zu singen sind.

Achtet ihr denn bei der Produktion auf Live-Tauglichkeit der einzelnen Tracks?“Crystals“ war für die Bühne ja perfekt und hat da ja schon sehr die Hütte eingerissen.

Ja schon. Also teilweise. War bei „The Scene“ jetzt nicht so ganz im Fokus. Aber an sich achten wir schon beim Texten darauf, dass da ein paar Sing-a-long-Parts mit drinstecken. Aber da versteifen wir uns auch nicht zu sehr darauf. Wir hatten zum Beispiel aktuell beim Titeltrack „The Scene“ den Fall, dass es live irgendwie nicht so funktionierte, weil alle anderen Songs auf der Platte im Vergleich ein schnelleres Tempo vorlegen. Und an den Groove von „The Scene“ muss man sich erstmal langsam gewöhnen.

Bei der neuen Veröffentlichung wird natürlich auch wieder sehr viel herein interprätiert.  Ist die neue Platte eine Zeichensetzung, froh darüber zu sein, in keine Schublade zupassen?

Joah, im Prinzip kann man das echt so sagen. Also „The Scene“ steht dafür, dass wir mittlerweile unsere eigene Szene haben. Bei uns vereinigen sich ja dann doch ganz viele Genres. Wir haben alte Ü30-Metaller neben jungen Kiddies auf unseren Konzerten. Wir hatten schon immer eine sehr bunt gemischte Menge, die aber da sind, um einfach nur eine gute Zeit zu haben. Und genau das ist einfach unsere Szene. Vor allem wenn man beachtet, dass die Musikszene,von der man im Allgemeinen spricht, sowas von intolerant und engstirnig geworden ist, finden wir es für uns umso cooler, eine gute Schnittmenge von Leuten zu haben, die einfach nur Spaß wollen.  Was leider schade ist, ist das der Respekt in der Musikszene oder gegenüber dem anderen immer geringer geworden ist. Ich muss doch einen Musiker nach seiner Musik beurteilen und nicht nach dem Stil. Wenn mir etwas nicht gefällt, kann ich vielleicht mit der Art der Musik nichts anfangen, muss aber in der Lage sein anzuerkennen oder zu respektieren, dass die Musik, die er macht qualitativ hoch ist. Bei jedem Künstler steckt extrem viel Arbeit hinter den Projekten. Es gibt unfassbar viele Bands die einfach scheiße hart arbeiten. Und es ist verdammt schade, diese Respektlosigkeit  in einer Szene zusehen, die sich selbst mit politischer Korrektheit brüstet. Es gibt da leider weniger Wertschätzung.

Also ist es im Endeffekt egal wie man was macht. Hater wird es gerade in dem Bereich immer geben.

Das Schlimme ist ja, dass die ganzen Hater nur hassen, weil sie sich gleichzeitig darüber profilieren können. Das ist halt ein komplettes Social Media-Ding. Heute geht nichts mehr ohne Social Media. Es gibt soviele Leute da draußen, die uns kacke finden und Bullshit labern. Aber keine von denen kommt mal auf uns und sagt „Mensch, dass habt ihr jetzt mal nicht so gut gemacht, weil…..“ Da gab es letzten auch eine kleine, lustige Situation. Ich lese mir grundsätzlich schon die Kommentare auf den bekannten Seiten durch. Da gab es dann auch so ein Kommentar mit dem typischen Wortlaut „Ja, jetzt machen sie nur noch softere Musik, weil sich das einfach besser verkauft.“ Da hab ich dann einfach mal darauf geantwortet und prompt wurde der Kommentar gelöscht. Da war ich etwas traurig. Ich hatte mich schon so über eine schöne Diskussion gefreut. Aber das ist der beste Beweis. Schade, dass viele Menschen einfach ihr Maul auf machen, ohne das da was hinter steht oder auch nicht hinterfragen, wie es wirklich hinter den Kulissen aussieht. Viele Bands machen einfach worauf sie Bock haben und was sich gerade gut verkauft kannst du gar nicht voraussagen. Da heißt es dann schnell „Oh du machst jetzt Mainstream.“ Dabei bedeutet Mainstream ja nur, dass dein Werk von vielen Menschen für gut befunden wurde. Also hören wir alle irgendwie Mainstream.

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Quelle: Sebastian Sushi Biesler (Eskimo Callboy)
13.09.2017

It`s all about the he said, she said bullshit.

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