Kissin' Dynamite
Der Kreislauf des Lebens

Interview

KISSIN‘ DYNAMITE und die richtige Label-Heimat

Genau darauf wollte ich mit der Frage hinaus, weil ich mich gefragt habe, welche Rolle er in der Band spielt. Aber dann war das mit den Fotos nur unglückliches Timing.

Wie alles in den vergangenen zwei Jahren. (lacht)

Genau! Euer neues Album erscheint jetzt über Napalm Records, der Vorgänger kam über Sony und Metal Blade und davor wart ihr länger bei AFM. Wie kommt es, dass ihr mit KISSIN‘ DYNAMITE zuletzt recht häufig das Label gewechselt habt?

Bei AFM hatten wir drei Jahre einen Deal. Selbst wenn wir früher gewollt hätten, hätten wir nicht weggewollt. Bei der letzten Platte war Sony für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständigen. Metal Blade übernahm das Album für den Rest der Welt. Unser Ansprechpartner war die ganze Zeit Sony Music. Wir hatten da ein Team, mit dem ich sehr happy war und mit dem wir alle, glaube ich, happy waren. Aber auch da hat uns ein Unglück gebeutelt. Sony war in München ansässig, aber sind nach einiger Zeit mit ihrem gesamten Stuff nach Berlin umgezogen. Gerade unser Team, also die drei Leute, die wichtig für uns waren, wollten nicht mit nach Berlin. Das hat konkret bedeutet, dass sie sich zwischen einem Umzug nach Berlin oder einem Ausscheiden bei Sony entscheiden müssen und haben letzteres gemacht. Da war für uns klar, dass wir nicht bei Sony bleiben würden, obwohl die wollten, weil wir dort keinen gesehen haben, der KISSIN‘ DYNAMITE versteht, die Botschaft versteht und die Mucke kapiert. Denn ich sag dir ganz ehrlich: Es kommt am Ende des Tages nicht darauf an, bei welchem Label du bist, sondern es kommt nur darauf an, wer für dich zuständig ist. Da hatten wir kein gutes Gefühl mehr und das beendet. Dann waren wir labelfrei und das sollte erstmal so bleiben, weil ich ganz in Ruhe diese Platte schreiben wollte, ohne dass mir wieder die Businessfraktion im Nacken sitzt und sagt „Guck mal auf die Uhr, in drei Wochen ist Abgabe.“ Ich wollte genau wie bei „Ecstasy“ ganz in Ruhe, ohne Druck von außen Musik schreiben. So nach der Hälfte der Platte haben wir langsam angefangen, im Musikbusiness zu verlauten, dass wir gerade labelfrei sind und etwas suchen. Da kamen schnell Angebote und mit Napalm hat es sich schlicht und ergreifend am besten angefühlt.

Interpretationsspielraum tut gut

Die Veröffentlichung von „Not The End Of The Road“ steht jetzt kur bevor. Als erste Single hattet ihr den Titelsong veröffentlicht. Der ist wohl als euer Statement zur Corona-Krise zu verstehen, oder?

Das schöne ist, was wir festgestellt haben und so nicht auf der Pfanne hatten: Den interpretiert jeder für sich in seine ganz persönliche Krise. Ich habe den nämlich als Bewältigung meiner persönlichen Krise geschrieben, sag ich ganz ehrlich. Und das war eine Geschichte, die unschön ist, aber erzählenswert. An dem Abend, als Andi seinen Bandaussteig verkündet hat, gings uns nicht so dolle und mir relativ scheiße. Am nächsten Morgen war ich bockig, traurig, enttäuscht – es war ein Mix aus schlechten Gefühlen. Da hat mich meine Freundin gefragt, wie es mir geht und was ich mit dem Tag anfangen würde. Da habe ich relativ bockig gesagt: „Keine Ahnung, aber ich schreib heute sicher keinen Song.“ Und die Ironie der Geschichte ist, dass ich gar nicht anders konnte. Ich habe es vorhin schon angedeutet. Aus diesem Cocktail der schlechten Gefühle wurde Trotz so nach dem Motto „Fuck, nein, KISSIN‘ DYNAMITE gibt nicht auf, wir machen weiter und kommen stärker zurück als jemals zuvor.“ Das hat wirklich so einen positiven Aufwind bekommen. Mir hat sich die Zeile förmlich aufgedrückt. Aus „This is not the end“ wurde „This is not the end of the road.“ Ich habe den Song innerhalb von einer paar Stunden geschrieben und abends war er fertig. Als wir den Song fertig hatten, wussten wir, das ist ein wichtiges Statement, zum einen als Signal an die Fans bezüglich unseres Fortbestehens, denn die Frage, ob wir weitermachen, hing ja in der Luft. Das wollten wir mit diesem Song klären. Und zum anderen haben wir extrem viele Nachrichten bekommen, teilweise sogar über das Radio, dass der Song ganz vielen Leuten hilft, sei es wegen Depressionen, der Pandemie, dem Verlust des Partners oder einem Beziehungsaus. Es ist unglaublich. Und es ist natürlich das allergrößte Kompliment für einen Künstler, wenn du mit einem Song nicht nur Erfolg hast, sondern auch noch Menschen helfen kannst. Für uns war das eigentlich eine Art Selbsttherapie.

Galerie mit 24 Bildern: Kissin' Dynamite - Not The End Of The Road Tour 2022/23 in Wiesbaden

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Quelle: Foto: Holger Fichtner & Patrick Schneiderwind
20.01.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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