Kissin' Dynamite
Der Kreislauf des Lebens

Interview

„Wir wollten noch mehr machen.“

In unserem Gespräch zu „Ecstasy“ hatte ich damals etwas scherzhaft gefragt, ob Gastsängerinnen auf KISSIN‘ DYNAMITE-Alben jetzt zur Tradition werden. Da hattest du noch gesagt, ihr würdet es nur machen, wenn ihr das Gefühl habt, dass es passt. In „Good Life“ sind jetzt gleich zwei Gastsängerinnen zu hören und auch Alea von SALTATIO MORTIS. Wie kam es dazu und möchtest du noch etwas zur mit dem Song verbunden Charity-Aktion erzählen?

Das ist uns sehr wichtig, da muss ich ein bisschen ausholen. 2009 wurde ein Junge, Tobias hieß er, aus unserem Nachbardorf krank. Er hat die Diagnose Leukämie bekommen. Wir waren geschockt, er war in unserem Alter und quasi in unserer Heimat. Es hätte genauso gut einen von uns treffen können. Wir wollten einfach etwas machen und haben ein Benefizkonzert veranstaltet, dessen Einnahmen wir an ihn und seine Familie gespendet haben. Bei Leukämie musst du deinen Bluttyp bei der DKMS für eine mögliche Spende registrieren lassen und das ist der einzige Weg da raus. Du musst einen Spender finden und das ist extrem selten. Dementsprechend haben wir uns selbst typisieren lassen und unsere Fans bei dem Konzert und auch danach, dazu aufgerufen, sich typisieren zu lassen. Am Ende konnte Tobias wirklich geholfen werden. Er hat einen Spender gefunden und ist heute gesund. Dieses kleine Wyunder hat uns nicht losgelassen. Wir haben gemerkt, wir konnten was tun, wir wollten was und es hat funktioniert. Wir wollen uns nicht anmaßen, wir hätten den entscheidenden Stein ins Rollen gebracht, denn darum geht es nicht. Trotzdem haben wir das über die Jahre weiter forciert, und zwar mit einem Verein, der hier in Tübingen sitzt, dem Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e.V., ganz in der Nähe meines Wohnorts und dem meines Bruders. Für die haben wir im vergangenen Jahr einen Mitschnitt unseres Auftritts beim Summer Breeze 2019 kostenlos gestreamt und dazu aufgerufen, an den Förderverein zu spenden. Das lief gut, aber wir wollten noch mehr machen. Wir wollten einen Charity-Song schreiben und die Einnahmen daraus direkt an den Förderverein spenden. Damit das nicht nur unsere Fans mitbekommen, sondern möglichst viele, haben wir uns entschieden, die Muckerkumpels zu fragen, die wir über die Jahre getroffen haben und wertschätzen. Das waren am Ende eben Jörg Roth von SALTATIO MORTIS, Charlotte Wessels von ex-DELAIN und Guernica Mancini von THUNDERMOTHER. Letztere hat sogar selbst schon eine Krebsdiagnose hinter sich. Daraus haben wir mehr oder minder einen bunten Song gemacht, der die Leute dazu bewegen sollte, mal wirklich darüber nachzudenken, ob man nicht selbst etwas machen kann. Das haben wir in ein schönes Video verpackt, damit die Botschaft klar wird, dass einzelne nicht unbedingt etwas bewirken können, es sei denn du bist Milliardär und spendest zehn Millionen an jemanden, aber das ist nicht Botschaft, die wir nach draußen bringen wollen, sondern dass wir als Gemeinschaft wirklich was reißen können. Das soll zum Nachdenken anregen und jeder Erlös aus Single soll gespendet werden.

Abrechnung mit der Snobgesellschaft

Dann mal zu einem Song, der vielleicht nicht ganz so ernst zu verstehen ist. „No One Dies A Virgin“ ist mir als Titel direkt ins Auge gefallen. Wie ist der Song denn gemeint?

Du kennst ja Kurz Cobain. Der hat mal gesagt: „Nobody dies a virgin.“ Ich glaube, damit hat er gemeint, dass es egal ist, wie sehr du dich abstrampelst, egal was für eine dicke Villa du besitzt und egal, wie sicher zu dich fühlst: Am Ende fickt dich das Leben. Ob es durch eine plötzliche Krankheit ist, ob du pleite gehst oder einfach durch die Tatsache, dass du am Ende stirbst. Das Leben fickt dich auch im übertragenen Sinne. Das ist natürlich alles wieder höchst ironisch. Aber wir rechnen sarkastisch mit der Snobgesellschaft ab. Da haben wir über die Jahre gerade in Businesskreisen viele Leute kennengelernt und fanden die nicht so super.

Galerie mit 24 Bildern: Kissin' Dynamite - Not The End Of The Road Tour 2022/23 in Wiesbaden

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Quelle: Foto: Holger Fichtner & Patrick Schneiderwind
20.01.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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