Simon Hawemann
Enemy Of The Music Business

Interview

WFAHM-relevante Szene hast du angesprochen. Was war damals eure Szene? Das konntest du mir damals in irgendeinem Interview nämlich auch nicht erklären, was so für Leute zu euren Konzerten kommen.

Das kann ich auch rückwirkend schlecht sagen, da wir als Band immer zwischen den Stühlen gesessen haben. Besonders auf den ersten beiden Alben traf das zu, da gab es Grindcore, Hardcore und diese Jazz-Parts, die ich eigentlich gar nicht so bezeichnen will. Breakdowns gab es auch und das hat irgendwie von allem etwas aktiviert. Das hat zu einem gewissen Punkt polarisiert und wir haben aber trotzdem eine breite Masse angesprochen von Leuten, die zu diesem Zeitpunkt keinen Bock mehr hatten auf normalen Metalcore. Das hatte sich zu dem Punkt dann auch schon erschöpft und aus der Szene gab es viele Leute, für die der Sound etwas Neues war. Für uns waren das Einflüsse von Bands, die in den USA schon etwas früher gestartet waren. Angefangen mit BOTCH, CONVERGE und THE DILLINGER ESCAPE PLAN bis hin zu CEPHALIC CARNAGE und frühen BETWEEN THE BURIED AND ME. Die hatten bis dahin in Deutschland noch kaum stattgefunden, wir haben sie uns als Fans aber reingezogen. Dafür gab es in Deutschland keine spezifische Szene und daher kam ein Ausschnitt aus der Hardcore- und Metalcore-Szene. Konkretisieren konnte man das aber nicht. Mit der „MMX“ und der „Voyeur“ wurde es dann noch schwieriger, da es sich zu der Extrem-Metal-Szene geöffnet hat und da wurde es noch schwieriger zu definieren, wer eigentlich unsere Band gehört hat.

Mit NIGHTMARER hast du auch wieder eine neue Band am Start. Dabei ist auch wieder Paul Seidel am Schlagzeug, der auch bei WAR FROM A HARLOTS MOUTH dabei war, und jetzt bei THE OCEAN trommelt und den ich letztes Jahr im Interview mit der Band hatte. Ihr plant auch ein neues Album oder habt es sogar schon geschrieben, oder?

Paul war im Januar hier in Florida und wir haben ungefähr zwei Drittel der Songs geschrieben. Danach bin ich nach Portland zu unserem anderen Gitarristen Keith Merrow geflogen und wir haben noch das restliche Drittel geschrieben. Paul ist dann direkt zurück nach Berlin geflogen, hat die Drums eingespielt und dann kam halt Covid. Unser Sänger John Collett lebt halt in New York und kann momentan nicht so einfach den Gesang aufnehmen. Der Plan war eigentlich, dass er Anfang April zu mir kommt und wir den Gesang hier im Studio bei mir aufnehmen, so wie wir es schon beim letzten Album gemacht haben. Das lag jetzt eine ganze Weile auf Eis und ich habe es vorhin ja auch schon angesprochen, dass wir bei einer Labelgründung dabei sind. Außerdem haben wir uns jetzt freiwillig vorzeitig von Season Of Mist getrennt. In Zukunft wollen wir alles alleine machen und das stand schon vor Covid fest. Jetzt haben wir mehr Freiheiten und hängen nicht in dem ganzen Schlamassel fest, mit dem in der Musikindustrie nicht offen umgegangen wird. Viele Bands haben gar nichts mehr, um ihre finanzielle Existenz zu sichern, jetzt, wo das Touren weggebrochen ist. Wir hängen da jetzt aber nicht fest, müssen kein Album abgeben und dann fünf Monate warten bis es das Label veröffentlicht. Wir hängen auch nicht in dem Schlamassel fest, dass das Label beschließt das Album nicht jetzt oder gar nicht physisch herauszubringen. Dann hängt man auf einer Warteliste der Prioritäten ganz unten. Wir sind jetzt in einer glücklichen Position machen zu können, was wir wollen und wie wir es wollen. Momentan sieht es wohl so aus, dass wir das Album noch etwas warten lassen und eine EP dazwischen schieben. Ich denke, wir haben jetzt eine Zeit, wo man ein Album zwar herausbringen kann, es aber nicht durch Konzerte promoten kann. Da wäre es vielleicht ein wenig Verschwendung und bei einer EP kann man einen Ausschnitt zeigen was bandmäßig musikalisch gerade abgeht und die Leute bei der Stange halten ohne alles zu verbrennen.

Das Album mit einer Tour promoten – wo hättet ihr das denn vorgehabt? Was ist euer Hauptmarkt? Was ist euer Heimatmarkt? Seht ihr euch als deutsche oder als amerikanische Band?

Bisher waren mit NIGHTMARER nur in den USA unterwegs, wir sind mit BELPHEGOR und DARK FUNERAL getourt und das war unsere erste Tour und ganz cool. Ich hab total Bock in Europa zu touren, wir sehen uns aber als amerikanische Band, da der überwiegende Teil hier lebt und Paul war als Schlagzeuger auf unserer Tour leider wegen Terminen nicht dabei. Für uns ist es also einfacher hier zu touren und wir werden von der Szene eher hier auch mehr wahrgenommen als in Europa. Aber wir hatten auch gerade an Terminen für Europa im Oktober gearbeitet. Wie realistisch das ist, dass da irgendwas stattfindet, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Grundsätzlich gibt es Dates und wir sind uns der Situation natürlich bewusst, wollten es aber von uns aus nicht alles absagen. Wir sollten aber zum Beispiel auf dem Euroblast spielen, das jetzt komplett verschoben worden ist und das wird wahrscheinlich auch nicht die einzige Veranstaltung sein.

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Quelle: Interview mit Simon Hawemann am 01.06.2020
11.08.2020

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