
Dark Easter Metal Meeting 2025
Unser Festivalbericht
Konzertbericht
Sonntag, 20.04.2025
Eigentlich wollten wir heute ausschlafen und bis zur letzten Minute die Fahrt ins Backstage verzögern. Der gestrige Tag steckt uns mit den vielen tollen Begegnungen, dem warmen Wetter und dem Sauerstoffmangel in den Hallen noch in den Knochen. Allerdings lockt uns das Kaiserwetter frühzeitig nach Draußen und wenn wir schon mal wach sind, können wir auch den Klängen des HEAVY METAL BARPIANO im Biergarten des Backstage lauschen. Dieses Mal ohne Gesang. Dankeschön.
Der Opener wird zum Festival-Highlight
Im Werk startet der zweite Festivaltag offiziell um 14:30 mit den Niederländern von DOOL. Die Band passt musikalisch zwar nicht ins Billing, wird aber immer wieder auf Events im Bereich des Extreme Metal gebucht. Leider zeigt sich das Publikum nicht wirklich offen und so versammeln sich – gemessen an den bereits anwesenden Personen auf dem Gelände – nur wenige in der Halle. Belohnt werden sie aber mit einer gewohnt energiegeladenen Performance der Band, die das aktuelle Album „Shape Of Fluidity“ in den Fokus des Sets rückt. Schon beim Intro zum Titeltrack läuft es uns kalt über den Rücken. Beim ausgezeichneten „Venus In Flames“ füllt sich das Werk doch noch einigermaßen und allen Anwesenden ist die Begeisterung anzusehen.
Raven Van Dorsts Ansage vor „House Of A Thousand Dreams“ könnte direkt an eine gewisse Band mit vier Buchstaben in ihrem Namen gerichtet sein, die heute Abend auf der gleichen Bühne spielen wird. Bei einem späteren Treffen möchte sich Van Dorst dazu aber nicht explizit äußern.
Doom und Stadionrock
Nach dem aufwühlenden DOOL-Konzert müssen wir erstmal runterkommen und geben uns deshalb die tiefliegenden Sounds von GLARE OF THE SUN im Club. Mit angezogener Handbremse entlocken die Musiker dem Publikum stimmungsvolles Kopfnicken, wobei der Saal glücklicher Weise nicht zu voll wird und wir die freie Platzwahl genießen.
Im Anschluss sorgen LUCIFER´S CHILD im Werk für ein schieres Feuerwerk aus Black Metal und Heavy-Metal-Vibes, was die gut gefüllte Halle auch teilweise zum Beben bringt. Der Sound ist ordentlich, die Mitmach-Stadion-Allüren zwar nach wie vor gewöhnungsbedürftig, aber irgendwann klappt es sogar einigermaßen mit dem geforderten Circle Pit. Ansonsten erinnern uns die Griechen mit ihren anschwellenden Stampfern an SATYRICON aus der „Age-Of-Nero“-Ära.
Benefiz, Plattenmarkt und DSBM
Auf dem Weg zur Halle werfen wir ein paar prüfende Blicke in die Plattenkisten auf dem Marktplatz. Ein ordentliches Angebot, das auch unsere Gelbeutel erleichtern wird. Etwas abseits befindet sich auch der Stand von „Metal For Ukraine“, einem Benefizprojekt für die Menschen im von Russland angegriffenen Land. Wir sprechen mit den Betreiber:innen Alina Kuzmenko (FUNERAL PILE), Igor Markevych und Leopold Lysogorski.
Dabei erfahren wir, dass das Projekt von vielen großen Festivals nicht unterstützt wird. Besonders dem wortgewandten Lysogorski merkt man die Leidenschaft an, die er bei diesem Thema entwickelt. Ein Festival mit russischer Beteiligung würde er genauso ablehnen, wie er Sorgen vor einem großen Krieg hat. Auf die Frage, wie er damit umgeht, wenn ukrainische Künstler Videos und Bilder veröffentlichen, die zeigen, wie russische Soldaten sterben, reagiert er kurz: „Of course I support this!“.
Insgesamt wird der Stand von „Metal For Ukraine“ auf dem DEMM sehr gut angenommen und bis auf ein, zwei Hasskommentare waren die Besucher:innen mindestens interessiert an ukrainischem Metal. So kommen an diesem Wochenende rund 3.000 € an Spenden zusammen.
Nach dem bewegenden Gespräch spielen DYMNA LOTVA in der Halle und vielleicht fährt die Performance genau deshalb noch stärker ein. Nokt inszeniert sich als gebrochener Geist, erinnert dabei natürlich allzu sehr an Onielar (DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT), vermittelt aber glaubhaft Schmerz und Bitterkeit. Immer wieder richten sich die Ansagen an die Menschen in der Ukraine und sind verbunden mit der hilflosen Bitte um Frieden. Es fällt uns einerseits schwer, dieses Konzert zu genießen, andererseits wird es einer der glaubwürdigsten Auftritte des Wochenendes sein.
Alte Schweden und junge Deutsche
Die Show der Blackened-Thrasher WITCHERY fällt etwas aus dem Rahmen. Zwar zielen die Schweden ziemlich genau auf den Nerv aller DESASTER-Fans von gestern, aber das Werk leert sich immer schneller je mehr die nächsten Performances auf den anderen Bühnen näherkommen. Das ist schade, denn der räudige Mischmasch aus Thrash, Heavy- und eben Blackmetal macht großen Spaß.
In der Halle schreitet inzwischen die unheilige Prozession um Meister Cagliostro auf die Bühne, stilecht mit übergroßem, invertiertem Kreuz. Bis in den hintersten Winkel des Saals liegt Weihrauch in der Luft, die Musik von ATTIC pendelt zwischen Plagiat (KING DIAMOND) und hoher Kunst. Dennoch kann das Booking der Westfalen in diesem Billing als Experiment gedeutet werden, das allerdings – so viel können wir festhalten – nicht gescheitert ist.
Ein denkwürdiger Abend
Später geben sich AURA NOIR im Werk im wahrsten Sinne des Wortes die Ehre. Immerhin kann die Band nicht allzu oft auf deutschen Bühnen erlebt werden. Der Aggregatzustand ist bei den meisten Besucher:innen gerade auf Betriebstemperatur angekommen und entsprechend gut ist die Stimmung, während AURA NOIR direkt mit „Black Thrash Attack“ zur Sache gehen und insgesamt eine ausgewogene Setlist bieten. Es ist erstaunlich, wie sehr unser Stimmungsbarometer an diesem Tag mehrmals unter null sinkt und sich dann wieder in fiebrige Hitze steigert.
Dass die kleine Bühne im Club nicht nur für unbekannte Acts oder den Nachwuchs gedacht ist, erfahren wir, als UDAD zum Linecheck antreten. Wir staunen nicht schlecht, als Thomas Eriksen, seines Zeichens Mastermind von MORK, seine Flying V und das Mikro vom Tontechniker absegnen lässt. Das anschließende Konzert ist bissig und zeigt Eriksen von seiner reinen Black-Metal-Seite, bei der Klargesang, Punkattitüde und Melodien Fehlanzeige sind. Vielmehr erinnert die Musik an die eines gewissen Mörders und Schwurblers aus der zweiten Welle.
Zwischenzeitlich ist auch das frühlingshafte Wetter ein paar düsteren Wolken gewichen. Wir pendeln erstmal unentschlossen zwischen dem kleinen, provisorisch eingerichteten Camp auf dem staubigen Parkplatz und dem sicheren, überdachten Biergarten im Backstage hin und her. Letztlich sind es GORGOROTH, die uns wieder ins Innere des Werks ziehen. Auf Hoest dürfen wir glücklicher Weise verzichten, weil dieser heute durch Atterigner ersetzt wird. Die Show ist Standard, die bösesten Zungen um uns herum behaupten gar sie sei lieblos und wirke heruntergespult. Was wir bestätigen können: Überraschungen gibt es keine.
Auf der Zielgeraden wird es romantisch
In der Halle ziehen SATURNUS ihre Bahnen und sorgen für eine herrliche Atmosphäre. Der Bassist feiert Geburtstag, während sich die anderen Musiker immer wieder interaktiv mit ihrem Publikum beschäftigen. Für uns ist das diesjährige Dark Easter Metal Meeting damit beendet.
Auf dem Weg nach draußen schauen wir noch auf der tollen Ausstellung im „Reitknecht“ vorbei, wo Fotos der vergangenen DEMMs der Metal1.info-Kollegin Afrarina zu sehen sind. Besucht die Künstlerin auf ihren Social-Media-Seiten – es lohnt sich.
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Oliver Di Iorio
































Schöner Bericht!
Die Probleme des Festivals fasst du ja gut zusammen. Wenn ich den Angaben trauen kann und 1600 Tickets verkauft werden, in die größte Halle (das Werk) aber nur 1200 reinpassen, muss es ja eng werden. Dass dann viele leer ausgehen, die gerne in die Halle möchten, in die lediglich 800 passen, ist auch klar. Das ergibt dann immer ein ewiges gerenne am Ende jedes acts und man verpasst ggf die letzten Minuten nur um sicher in die andere Location rein zu kommen (die acts in Werk und Halle spielen alternierend, während im Club zeitgleich Bands spielen).
Die Bandauswahl ist üblicherweise aber wirklich exzellent, das muss man den Veranstaltern lassen. Wäre der Termin für Familienmenschen nicht so schwer realisierbar, würde ich auch wieder hingehen.
Ich hoffe, dass es in Zukunft vlt eine andere Lösung bzgl Location gibt und man etwas entspannter die Tage genießen kann.
Das Problem mit dem Dark Easter ist halt das man zwar problemlos Bands in der größten Halle (Werk) sehen kann, aber so gut wie keine Chance hat sich in der Halle oder Club ne Band anzusehen die etwas gefragt ist. Man kommt einfach nicht mehr rein. Dazu kommt noch die Bandauswahl dieses Jahr mit doch sehr fragwürdigen Buchungen, aber Hut ab vor DOOL das offen anzusprechen. Über den sagen wir mal sehr dubiosen Umgang des Veranstalters mit Frauen wird man evtl. ja noch anderweitig lesen…
Alles in allem gibt’s für mich schon allein wegen der Überfüllung bessere Festivals. Aber muss jeder selbst wissen.