Dreimal Abtauchen in Karlsruhe
Dudefest 2019

Konzertbericht

Billing: Witchfucker, Coilguns, Downfall Of Gaia, WRONG (US), Mantar, jeffk, codeia, Jo Quail, Earth Ship, Årabrot, Heads., Mono, Messa, Sabbath Assembly, Dopelord, Ultha und Saint Vitus
Konzert vom 27.04.2019 | Jubez, Karlsruhe

 

Dudefest 2019, Part II

Dienstag, 31.Mai 2019

Headliner des zweiten Abends sind MONO, die auf World Tour sind und ihre Supports ÅRABROT und JO QUAIL mitgebracht haben. Des Weiteren spielen heute Abend HEADS., EARTH SHIP, CODEIA und JEFFK.

 

JEFFK

Galerie mit 16 Bildern: jeffk - Dudefest 2019 Part II

Der zweite Teil des Dudefest beginnt bereits um 17.30, sieben Bands sind heute angesagt. Wir schaffen es fast pünktlich, obwohl es ein ganz normaler Arbeitstag ist. Andere sind wohl nicht ganz so glücklich und so leiden JEFFK noch etwas an Zuschauermangel. Die Postrocker aus Leipzig haben wenig, aber dafür buntes Licht und einige Zuschauer wiegen sich mit geschlossenen Augen zur Musik. Das passt, denn JEFFK bezeichnen ihren Musikstil selbst als „Postrock, lonely dance“. Genau das kann man machen: In den Songs tauchen und verklärt vor sich hin tanzen. Die Band hat einen neuen Song mitgebracht, der Titel darf aber noch nicht verraten werden, der ist noch geheim. JEFFK sind guter Einstieg in einen Abend mit viel Musik zum Tauchen.

Setlist JEFFK:

  • oh! eightball
  • neuer Song, noch ohne Titel
  • the up high down low low
  • Acht gehört zu keiner Gruppe
  • black hole white sheet

 

CODEIA

Galerie mit 14 Bildern: Codeia - Dudefest 2019 Part II

Was sich außer Tauchen auch durch den Abend ziehen wird, sind Nebel, Dunkelheit und Knöpfchen-Drehen. CODEIA nutzen diese Dinge ausgiebig. Ein Scheinwerfer muss reichen, Nebel wallt bis ins Publikum und der Noise-Mann der Band sitzt mit einem ganzen Tisch voller Effektgeräte am dunklen Bühnenrand und macht den Krach. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen, die Jungs können damit die Stimmung ihrer Songs unterstreichen. Ein paar mehr Leute haben es jetzt nach der Arbeit ins Jubez geschafft und stehen mit einem gehörigen Sicherheitsabstand vor der Bühne, um sich der Musik hinzugeben. Sie lullen uns ein mit cleanem Gesang und wunderschönen Melodien, um uns plötzlich aus der Trance zu reißen mit Blastbeats oder Noise oder doomigen Riffs. Schnallt Euch an, Leute, CODEIA bringen das auch live auf den Punkt.

Setlist CODEIA:

  • Emerald Deception
  • Mantra/ Karma
  • Medallion

 

JO QUAIL

Galerie mit 17 Bildern: Jo Quail - Dudefest 2019 Part II

Das Highlight in der Mitte des Sets ist auf jeden Fall JO QUAIL. Eine Frau, ein E-Cello und eine ganze Batterie Effektgeräte verzaubern das Jubez mit Klängen und generieren mit aufwändigen Soundwänden eine Art Nebenwelt. JO QUAIL spielt einzelne Sequenzen auf ihrem Cello, lässt sie dann loopen und spielt dann wieder neue Sequenzen dazu. Meist benutzt sie den Bogen, mal zupft sie aber auch kraftvoll die Saiten oder klopft rhythmisch auf das Instrument, was dann ähnlich einem Schlagzeug klingt. Das Ganze baut sich dann auf, wird immer mehr und was dabei herauskommt, sind absolut unglaubliche Klanglandschaften. Mit Apocalyptica, Metal oder klassischer Musik hat das hier nur andeutungsweise etwas zu tun, pure Atmosphäre strömt durch den Raum und das Publikum ist wie in Trance. Faszination pur, die Leute sind so gebannt und verfolgen stumm das Treiben auf der Bühne, man könnte in den ruhigeren Passagen eine Stecknadel fallen hören. Kleine Frau, ganz großes Ohren-Kino!

Setlist JO QUAIL:

  • Laurus
  • Gold
  • Mandrel Cantus
  • Adderstone

 

EARTH SHIP

Galerie mit 16 Bildern: Earth Ship - Dudefest 2019 Part II

Auch EARTH SHIP nebeln erstmal ordentlich ein. Gelbes und rotes Licht im Hintergrund sorgen anfangs für ein heimeliges Gefühl im Bauch. Die Band stellt aber sofort mit klotzigen Songs und mächtigen Riffs klar, dass hier Sludge-Keule statt Wohlfühl-Klima angesagt ist. Den Zuschauern gefällt das, sie wiegen sich im Takt und manche lassen auch wieder die Matten schwingen. Die Zuschauer haben wieder ihren Sicherheitsabstand zur Bühne, als wollten sie der Band mehr Raum geben, ihre schwere Musik zu entfalten. Doom und Stoner Rock kommen hier nicht furztrocken rüber, sondern schwer und feucht. Keine Frage, das EARTH SHIP hat in der Wüste geparkt. Nach einem Regen.

Setlist EARTH SHIP:

  • Barren
  • Resonant Sun
  • Silver Decay
  • Serpent Cult
  • A Handful Of Flies
  • Crimson Eyes
  • The Edge Of Time
  • River Of Salt

 

ÅRABROT

Galerie mit 18 Bildern: Årabrot - Dudefest 2019 Part II

ÅRABROT sind noch nicht auf der Bühne, da fällt schon das Logo auf, das rechts und links prangt. Ich würde sagen, es stellt ein weibliches Genital dar und es sieht gefährlich gefräßig aus. Die Musiker erscheinen in schwarzer Hose und weißem Hemd, Frontmann Kjetil Nernes sogar mit Hosenträgern und spanischem Hut und als er anfängt zu singen, muss ich zuerst an die Shouter denken, die beim Linedance die Figuren ansagen.
Von ÅRABROT weiß ich eigentlich nur, dass sie sich nach einer Müllkippe in ihrer Heimatstadt benannt haben und dass ich beim Probehören Dauergebrauch von der Skip-Taste gemacht habe. Diese suche ich beim Opener „The Gospel“ noch instinktiv, puh. Irgendwann erwacht aber doch mein Interesse, und als bei einem Song Jo Quail mit ihrem E-Cello dazu stößt, ist das Publikum wie elektrisiert und auch mir eröffnet sich ein ganz anderer Zugang zur Musik. Sie erscheint einem am Anfang extrem sperrig und seltsam. Nina Simones „Sinnerman“ ist beispielsweise so verfremdet, dass ich es erst im Refrain erkenne. Mir schwant, dass ich mich mit dem Gesamtkunstwerk ÅRABROT viel intensiver beschäftigen muss. Wenn man mal Gedanken an Genitalien, Müllkippen und Linedance Shouter links liegen lässt, kommt das nämlich ausdrucksstark und heftig von der Bühne und die Leute fressen Kjetil Nernes aus der Hand und gehen ordentlich ab – für Dudefest-Verhältnisse gehen sie sogar ordentlich ab. Gut, dass es live keine Skip-Taste gibt.

Setlist ÅRABROT:

  • The Gospel
  • The Whore Is This City
  • Tall Man
  • Maldoror’s Love
  • The Dome
  • Sinnerman (Nina Simone Cover)
  • Horns Of The Devils Grow
  • Story Of Lot

 

HEADS.

Galerie mit 12 Bildern: Heads. - Dudefest 2019 Part II

HEADS. (der Punkt gehört zum Namen) machen kunstvollen Sludge und Noiserock mit viel Dreck. Ein Widerspruch? Für die drei Jungs auf der Bühne anscheinend nicht, die loten wohl gerne die Extreme aus. Passend dazu die Ansage Frontmann Ed Fraser, dass wir uns bewegen sollen, wenn uns danach ist, oder eben stillstehen und mit Augen und Ohren genießen sollen, wenn uns das besser konveniert. Es ist jedenfalls schwierig, sich im Takt zu wiegen, weil ab und zu einer einen Ton im Takt geklaut und ihn an anderer Stelle wieder reingeschmissen hat. Das ist faszinierend und viele bleiben nun lieber still stehen und lassen den dreckigen Krach durch sich durchlaufen.

Bei HEADS. sind es immer wieder die Kleinigkeiten, die nicht nur zum Hören, sondern auch zum Sehen verführen. Der Drummer beispielsweise zieht alle Blicke in seinen Bann, wenn er seine Sticks ganz leise klappern lässt – nicht nur vor meinem inneren Auge erscheinen tickende Uhren. Der Bassist treibt tolle Dinge mit seinem Monstrum von Bass und auch der schicke Wohnzimmerteppich im Perserstil unter dem Drumkit wird immer wieder genauer in Augenschein genommen, auch wenn er auf dem Dudefest 2019 schon öfter zum Einsatz gekommen ist.

Setlist HEADS.:

  • Smile
  • Mannequin
  • Youth
  • Samsa
  • To Call And Let It Ring
  • Last Gasp Shout
  • Urges
  • Wolves At The Door

 

MONO

Galerie mit 21 Bildern: Mono - Dudefest 2019 Part II

MONO sind mit ihrer neuen Platte „Nowhere Now Here“ und mit ÅRABROT und JO Quail auf Tour. Schön, dass sie hier beim Dudefest 2019 aufschlagen, vor der großen Bühne wartet die Meute schon gespannt auf die Helden von Part III. Große Ansagen brauchen die Japaner nicht, sie sind schon lange im Geschäft und gehen routiniert in die Vollen mit „God Bless“,dem Opener des neuen Albums  und dem dazu gehörigen „After You Comes The Flood“. Die Flut baut sich auf zu einem Tsunami und damit haben MONO die Leute schon in der Tasche, denn hier stimmt alles: atmosphärischer Postrock auf Meisterniveau, die Lightshow ist genau auf die Songs abgestimmt und der Sound ist fantastisch, wenn man sich gut positioniert.

MONO haben Erfahrung und spielen Katz und Maus mit dem Publikum. Sie reizen das heutige Thema „Kontrast“ aus bis zum Anschlag: Laut und leise, zart und heftig, ätherisch und erdig, hell und dunkel. Das geht so weit, dass die Zuschauer immer wieder ein kleines bisschen zurückweichen (leise) und wieder näher kommen (laut). Echt beeindruckend, nicht nur beim Zuhören, sondern auch zum Ansehen.

Beim (auch neuen) Song „Breathe“ steuert Bassistin Tamaki Kunishi noch ihren zerbrechlichen Gesang bei – und das ist wirklich atem-beraubend, also tief durchschnaufen, breathe! Klangwelle auf Klangwelle überrollt die ehrfürchtigen Zuschauer, bis dieser stimmige Abend mit der einzigen, aber wunderbar langen Zugabe „Com(?)“ endet. Mit dem Schlussakkord verlassen alle Musiker die Bühne bis auf den Gitarristen Taka Goto, der noch eine minutenlange Kakophonie aus seinem Pedalboard herausholt. Nach diesem ausgedehnten tiefen Tauchgang nimmt das Publikum die Dekompressionszeit dankbar an. Erst als der Noise endet, gehen die Lichter an. Keine Gnade hier, nun muss man sich wieder an Land zurechtfinden.

Setlist MONO:

  • God Bless
  • After You Comes The Flood
  • Death In Rebirth
  • Breathe
  • Sorrow
  • Meet Us Where The Night Ends
  • Ashes In The Snow

Encore:

  • Com (?)

 

Sieben Bands (wenn man JO QUAIL und ihr E-Cello als Band rechnet), in denen man sich wunderbar verlieren konnte. Eine chaotische musikalische Reise an Orte, die man sich vorher nicht einmal vorgestellt hatte. Der Sound fast immer hervorragend, auch wenn man manchmal ein bisschen nach ihm suchen musste. Da fehlten nur noch mehr Zuschauer, einige werden sich bestimmt schwarz ärgern, dass sie das verpasst haben.

 

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09.05.2019

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