Manowar
Death To Infidels-Tour

Konzertbericht

Billing: HolyHell, Manowar und Metalforce
Konzert vom 2010-01-31 | Palladium, Köln

Es war schon weit nach 21 Uhr, als die ersten Töne des MANOWAR-Intros erklangen. Das 4000 Menschen fassende Palladium war jetzt gut gefüllt, wenn wohl auch nicht ganz ausverkauft. Der stattliche Eintrittspreis hatte also nicht allzu viele Besucher abgeschreckt und trotz der zu erwartenden Setlist waren auffallend viele ältere Semester gekommen.

Dann fiel der schwarze Vorhang und die selbst ernannten “Kings Of Metal“ legten vor einer großen Videoleinwand bei standesgemäß lautem, drückenden Sound los; die Band schien in Spiellaune und Eric Adams war gut bei Stimme. MANOWAR boten eine visuell bis auf die Videoleinwand auf das Wesentliche reduzierte Show ohne viel Schnickschnack, es gab weder Motorräder noch Wikingerschiff auf der Bühne.
Es hätte unter diesen Vorzeichen ein wirklich überzeugendes Konzert werden können, wäre da nicht – ja, richtig – die Setlist: Lieder von den ersten vier Alben gab es an diesem Abend kein einziges, von den Alben “Kings Of Metal“ bis “Louder Than Hell“ ganze drei magere Stücke. Dafür spielten MANOWAR viel Material von den letzten beiden, qualitativ nicht gerade überragenden Scheiben “Warriors Of The World“ und “Gods Of War“ sowie die komplette aktuelle EP “Thunder In The Sky“. Es ist zwar nicht so, dass neuere Nummern wie das als Opener fungierende “Call To Arms“ oder “The Sons Of Odin“ gar nichts könnten, aber das Fehlen von bewährten Live-Hits wie “Manowar“, “Battle Hymn“, “Hail And Kill“ oder “Blood Of My Enemies“ ist damit nicht zu kompensieren.

Die Stimmung befand sich nicht am Siedepunkt, aber die meisten Anwesenden feierten die Band trotz der sehr einseitigen Songauswahl. Dabei kam es während “God Or Man“ offenbar zu Handgreiflichkeiten vor der Bühne – es folgte eine kurze Unterbrechung inklusive Ansage von Joey DeMaio an die Störenfriede, sie könnten sich gerne prügeln, wenn sie ihren Spaß haben wollen würden, aber dann bitte nicht in der Halle, sondern draußen auf dem Parkplatz.
Auch ansonsten tat sich der nie um Worte und das Suhlen in Metal-Klischees verlegene Bassist wieder durch einige verbale Leckerbissen hervor: Vor dem üblichen Geplänkel mit Biersaufen und Gitarre spielendem Fan bei “The Gods Made Heavy Metal“ bot er einer Mutter an, sie zu vernaschen, während ihre Tochter durch Zusehen lernen solle. Darauf folgte neben den obligatorischen “To Drink Beer, To Fuck Girls And To Play Heavy Metal“-Lebensweisheiten DeMaios doch tatsächlich sympathisch wirkende Verkündung, er sei eine „rheinische Frohnatur und ein kölscher Jung“. Im weiteren Verlauf des Spektakels wurden dann noch etwa acht willige Mädels nach oben geholt, wobei sich aus der Masse der eher lahmen und hüftsteifen Damen zwei durch gegenseitiges Züngeln und Befummeln (in das auch Joey mit einstieg) sowie das abschließende Präsentieren ihrer sekundären Geschlechtsorgane hervor taten. Der Betrachter schwankte wie bei MANOWAR üblich stark zwischen peinlicher Berührtheit und amüsiertem Kopfschütteln – das nennt man wohl Entertainment.

Bevor das zweistündige Konzert mit der am heutigen Abend ältesten Nummer “Black Wind, Fire And Steel“ und dem Zerstören der Basssaiten beschlossen wurde, setzte DeMaio abermals zum Monolog an. Er sinnierte unter anderem über die nun endende Tour, über Bombendrohung und Buttersäureanschlag; richtete auch einen Gruß an die aufgrund der Vorfälle bei den vorangegangenen Konzerten anwesenden Polizisten. Recht offensichtlich fühlte er sich ob der seiner Band immer noch und immer wieder zuteil werdenden Aufmerksamkeit gebauchpinselt.
Die Mehrheit der Besucher machte anschließend beim Verlassen des Palladiums einen zufriedenen Eindruck, DeMaio und Anhang hatten trotz gewagter Setlist ihre Fans ausreichend bedient.

Dass MANOWAR mit ihrem bekannten, schon lange zum Markenzeichen gewordenen Auftreten aller Wahrscheinlichkeit nach nie brechen werden, ist klar. Jedoch hatten die Herren Adams, DeMaio, Logan und Hamzik das Ganze an diesem winterlichen Sonntagabend im Palladium mit jener Prise Humor gewürzt, die sie zum einen für ihre Verhältnisse erstaunlich sympathisch und wenig lächerlich wirken lies und zum anderen das mitunter Augenzwinkernde, nicht immer bierernst Gemeinte ihrer totalen Überspitzung von Klischees auch dem Letzten deutlich gemacht haben sollte.
Hätten sich jetzt noch drei oder vier alte Knaller in die Setlist geschlichen, wäre dieser Konzertabend eine sehr runde, gelungene Sache geworden. So aber bleibt die Feststellung, dass trotz gutem Sound und passabler Unterhaltung noch mehr drin gewesen wäre. Ob einem das angesichts der wirklich gesalzenen Eintrittspreise ausreichend “Value For Money“ ist oder man sich doch eher in die Phalanx der “Abzocke“-Rufer einreiht, muss jeder mit sich selbst ausmachen.


Setlist MANOWAR:

01. Intro/Call To Arms
02. Hands Of Doom
03. Kings Of Metal
04. God Or Man
05. Swords In The Wind
06. Basssolo
07. Die With Honor
08. Let The Gods Decide
09. Die For Metal
10. The Sons Of Odin
11. Joey Ansprache I
12. The Gods Made Heavy Metal
13. Sleipnir
14. Loki God Of Fire
15. Thunder In The Sky
16. Warriors Of The World

Zugabe:

17. Joey Ansprache II
18. House Of Death
19. Black Wind, Fire And Steel

Manowar

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02.02.2010

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