Party.San Open Air
Der große Festivalbericht 2012
Konzertbericht
FREITAG
ASSAULTER
Am zweiten Tage des Party.San Festivals 2012 sind es die Australier ASSAULTER, die mich mit ihrem letzten Album “Boundless!” auf sich aufmerksam machen konnten, die uns das erste Mal vor die Bühne locken können. Viel ist auf dem Gelände um nicht einmal 13 Uhr zwar noch nicht los, sodass man sich ohne Schwierigkeiten noch einen guten Platz sichern kann, doch zumindest ein paar hundert Gäste sind gekommen, um die Black Thrasher um ex-DESTRÖYER 666-Fronter S. Berserker zu sehen. Die Band selbst zeigt sich voller Energie und kann diese durch die flotten, mitreißenden Titel, die von flirrenden Gitarren und rotzigen Shouts geprägt werden, auch schnell auf das Publikum überspringen lassen. Zwar fehlt den Australiern noch das gewisse Etwas, um vollends zu überzeugen und die Zuschauer durchweg bei der Stange zu halten, doch für die zweite Band des Tages auf jeden Fall eine ordentliche Leistung. (Katharina.Beck)
GOSPEL OF THE HORNS
Nach den Punk ‚N‘ Rollern IRON LAMB, die ordentlich für Stimmung sorgten, meinen Nerv aber nicht so recht treffen konnten, geht’s nun erneut weiter mit rotzigem Black Thrash: GOSPEL OF THE HORNS, wie ASSAULTER aus Australien und ebenfalls mit einem ex-DESTRÖYER 666-Fronter am Start. Wie zu erwarten war, ähnelt sich auch der Sound der beiden Bands enorm, weshalb ich nicht ganz verstehe, dass sie fast unmittelbar nacheinander auf die Bretter geschickt werden. Fans von schmissigem Black Thrash kommen jedenfalls auch hier bestens auf ihre Kosten, nur haftet GOSPEL OF THE HORNS dasselbe Problem an wie schon ASSAULTER: Es gelingt ihnen einfach nicht, über die komplette Spielzeit hinweg zu fesseln und für Stimmung zu sorgen, dafür sind Songs und Stageacting einfach nicht abwechslungreich genug. (Katharina.Beck)
ENTRAILS
ENTRAILS sind mir bislang kein Begriff, aber schon nach ein paar Sekungen wird klar, wie der Hase läuft. Ein Wort: Swedisholdschooldeathmetal! Mit allen Klischees. Coole Grunts, tendenziell eher Uptempo ergo im Schweinsgalopp, Gitarren mit RICHTIG schlechter Laune (der eine Gitarrist in Punkto Haarpracht und Leibesfülle/Gesamtoptik dem Briten Shane Embury nicht gerade unähnlich). Supermucke, um bei dem guten Wetter mit’m Bier auf dem Rasen abzuhängen und mit dem Fuß zu wippen. Songtitel, die hängen blieben: „Crawling Death“, „The Slithering Below“, „To Live Is To Rot“ (sehr philosophisch…). (Haslauer)
SKALMÖLD
Auf SKALMÖLD habe ich mich vor dem Festival besonders gefreut. Schließlich sind die Isländer auf dem Party.San 2012 sozusagen die Exoten. Sie dürfen als einzige Folk Metal-Band in diesem Jahr die Bretter unsicher machen und brechen mit drei Gitarren und insgesamt fünf mal Gesang auch eindeutig aus dem klassischen Band-Schema aus. Leider führen genau diese Besetzung und die Soundschwierigkeiten, die sie mit sich bringt, jedoch auch dazu, dass die Band mich live wenig überzeugen kann. Und das scheint nicht nur mir so zu gehen, denn vor der Bühne ist es verhältnismäßig leer und wird im Laufe der Show sogar noch leerer.
Der wenn auch eigentlich gute Gesang ist extrem vordergründig und laut, verdrängt alle anderen Instrumente, sodass man die Songs teilweise gar nicht erkennt und zerrt so schon nach wenigen Minuten vehement an den Nervenenden. Auch klingt natürlich sofort das gesamte Ensemble krumm und schief, wenn auch nur einer der Vokalisten sich mal im Ton vergreift, was live natürlich schnell passiert. Dieses eher unstimmige Gesamtbild wird leider auch nicht dadurch grade gerückt, dass SKALMÖLD sich in Sachen Performance und Ausstrahlung wirklich Mühe geben. Schade, aber hier hätte ich eindeutig mehr erwartet! (Katharina.Beck)
GENERAL SURGERY
Kurz vor GENERAL SURGERY sorgten die schwedischen ENTRAILS für einen der Festival-Höhepunkte, nach den für mich eher uninteressanten SKALMÖLD legten dann die ebenfalls aus Schweden stammenden GENERAL SURGERY Aggro- und Geschwindigkeitslevel wieder auf ein höheres Niveau. Anfang der 90er brachten die Schweden ja mal eine 7“, damals noch mit DISMEMBERs Matti Kärki, heraus, die Band galt damals eher als eine Art Spaßprojekt, um dem damals noch eher frischen Goregrind zu frönen.
Heute, gut 20 Jahre später, ist nicht nur die Musik von Allerwelt, auch die blutverschmierten Kittel der Musiker lassen diese etwas wie zu heiß gebadete Kinder erscheinen, die auch im erhöhten Erwachsenenalter auf ihr Recht auf Infantilität pochen.
Wie auch immer – musikalisch war das gute Hausmannskost, im wahrsten Sinne: Man kennt die Zutaten, man kennt und mag den Geschmack. Für die gehobene Küche reicht’s nun aber leider nicht. (Herder)
CHAPEL OF DISEASE
Auf GENERAL SURGERY folgten auf der Zeltbühne die Rheinländer von CHAPEL OF DISEASE und die waren, um im Bild zu bleiben, ein wenig wie Kölner Zucker. Ein traditionelles Produkt, das eine Zutat bildet, die in nur wenigen Speisen fehlen darf und lecker schmeckt. Ganz an Bands wie POSSESSED, alte MORBID ANGEL oder MORGOTH angelegt, starten die Jungs ja jetzt ein bisschen durch und beehren uns anscheinend auch bald endlich mit einer Langspielplatte. In Sachen Liveerlebnis hat es mir ebenfalls fulminant gut gefallen und es zeugt für die Qualitäten der Band, wenn mein eigentlich einziger Meckergrund die hässliche Gitarre des Frontmanns war. Merke: kopflose Saiteninstrumente sehen immer scheiße aus. I M M E R! Und wenn man diese Dinger dann auch noch unter dem Kinn hängen hat, ja spätestens dann läuft man schnell Gefahr als langhaariger Günther Sigl zu enden, harhar. Aber verlassen wir solche Oberflächlichkeiten und halten fest: CHAPEL OF DISEASE sind eine Wucht und sind völlig zurecht eine der großen deutschen Hoffnungen in Sachen Death Metal. (Herder)
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