Tankard - Pavlov's Dawgs

Review

Soundcheck September 2022# 8 Galerie mit 27 Bildern: Tankard - Live 2023 in Hamburg

Seltsame Zeiten sind das, in denen wir leben. TANKARD wollen schon länger ernster genommen werden und ihren Status als Alcoholic Thrash-Band abschütteln, lassen sich aber wieder mal aufs Neue ein Cartoon-artiges Cover mit Hopfen-und-Malz- oder anderweitiger Trinkethanol-Referenz anfertigen. So geschehen ist das auch hier auf „Pavlov’s Dawgs“, dem neuen, sage und schreibe 18. Album der Band. Mit der Veröffentlichung Ende September kommt die Platte gerade noch rechtzeitig vor Ende der Saison der Kirchweihfeste in die Läden. Eigentlich sollte man sich über diesen schönen Zusammenhang gleich doppelt freuen und direkt auf Tuchfühlung mit der nächsten Apfelweintheke gehen, denn welche Band verkörpert alkoholische Exzesse und die damit einhergehenden Bierbäuche besser als die Frankfurter?

Kämpfen TANKARD gegen ihr Image?

Dieses Image versuchen die Frankfurter heuer vielleicht mehr denn je abzuschütteln. Denn zwar zischt das neue Album der Frankfurter erwartungsgemäß wie eine frisch konfiguriere Maurerbrause am Abend nach der Arbeit. Aber das ist nun mal das, was man gleichermaßen vom Bier und analog von den Alcoholic Thrashern erwarten kann. Der Sound per se knüpft im weiteren Sinne an den Vorgänger „One Foot In The Grave“ an, klingt insgesamt aber etwas weicher und weniger kantig. Außerdem wurde die Dichte an Melodien merklich erhöht, was sich bisweilen auch bei Gerres Gesang widerspiegelt. Dennoch klingt „Pavlov’s Dawgs“ modern und hat durchaus Nachdruck, besonders wenn der Grad an Heaviness mal angezogen wird wie in „Dark Self-Intruder“.

Es geht recht solide los mit dem Quasi-Titeltrack „Pavlov’s Dog“: Nach clean gespieltem Intro poltert der Song los und beginnt mit einer weniger gebellten, etwas mehr „gesungenen“ Gesangsdarbietung von Gerre. Es klingt hier beim Opener zugegeben bisschen schwachbrüstig. Glücklicherweise klärt die gewitzte Hook, die ein bisschen Faltenkorrektur betreibt. Auch hilfreich ist, dass der Track doch recht flott aus der Reserve geschossen kommt und dass Andi Gutjahr feine, melodische Licks an den richtigen Stellen verteilt hat. Bei „Ex-Fluencer“ klingt Gerre dann schon ein bisschen angepisster, was in einem etwas heavieren Cut resultiert. „Beerbarians“ versucht sich sogar in einem recht episch angelegten Stampfer mit triolischem Rhythmus, dessen Hook auf halber Strecke allerdings ein bisschen ins Schlingern gerät.

Die Frankfurter zelebrieren ihren Qualitäts-Thrash mit Abzügen in der B-Note

Mit „Veins Of Terra“ wird es bei TANKARD dann bierernst (no pun intended). Der Track behandelt das Thema Umweltzerstörung – und offenbart sich damit als das qualitative Schlusslicht von „Pavlov’s Dawgs“: „Veins Of Terra“ ist leider ein tragisches Beispiel dafür, wie furchtbar plakative Texte in Kombination mit einer dicke Akzentuierung dafür sorgen, dass man den Song praktisch überhaupt nicht ernst nehmen kann, was angesichts der Thematik gleich doppelt bitter ist. Musikalisch geht der Track in Ordnung, hätte insgesamt aber etwas mehr von der Ominösität des folgenden „Memento“ gebrauchen können, bei dem es sich zweifellos um einen der besten Songs des Albums handelt.

Wo wir gerade bei Highlights sind: „Veins Of Terra“ mag ein unglücklicher Durchhänger sein, aber das hält die Frankfurter nicht davon ab, auf dem Rest der Trackliste doch ein paar richtig gute Songs zu platzieren. Das weiter oben erwähnte „Diary Of A Nihilist“ reiht sich neben „Memento“ zu den großen Highlights der Platte ein dank seiner einfach nur nach klassischem Teutonen-Thrash klingenden Art und der fantastischen, punkigen Hook. „Lockdown Forever“ kommt herrlich offensiv durch die Walachei gepoltert, wirkt mit seinen vier Minuten Spielzeit zwar fast schon ein bisschen zu lang fürs eigene Wohl, sticht aber dennoch positiv als klassischer Nackenbrecher aus der Trackliste hervor. Und mit dem Rausschmeißer „On The Day I Die“ stellt sich letztlich heraus, dass die Jungs doch gute, dramatische Songs mit ernster Thematik schreiben können.

„Pavlov’s Dawgs“ hätte in abgespeckter Form auf Augenhöhe mit dem Vorgänger gestanden

Promille-Thrash hin oder her: Dass TANKARD weniger Bier und mehr Ernst besingen möchten, hat sich ja schon beim Vorgänger abgezeichnet, hat dort insgesamt aber etwas besser funktioniert. Dennoch sollte man „Pavlov’s Dawgs“ nicht abschreiben. Klar, „Veins Of Terra“ ist ein tragischer Durchhänger und ein „Metal Cash Machine“ bleibt auch kaum hängen. Dennoch verbessert sich der Gesamteindruck nach zugegeben anfänglich herber Enttäuschung nach mehrmaligem Hören und dann gefällt „Pavlov’s Dawgs“ doch dank der bewährten Qualitätsmerkmale wie den melodischen Licks von Gutjahr, der insgesamt guten Bassarbeit von Frank Thorwart (besonders auf „Memento“) und den Bierkasten-Hooks, die Gerre trotz höherem Ernst in den Lyrics immer noch wie Appelsaft zischen lässt.

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26.09.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Tankard - Pavlov's Dawgs

  1. Nici67 sagt:

    Ein sehr gutes Album! Auf Dauer ein wenig eintönig, aber irgendwie überzeugte mich doch jeder Song!
    Highlights: Ex-Fluencer, Dark Self Intruder, Metal Cash Machine

    8/10
  2. Nici67 sagt:

    Btw wen erinnert das Intro von Dark Self Intruder auch an Night Crawler von Judas Priest?