



„CANDLEMASS mit Frauengesang“? „Moderner Okkult-Rock“? AVATARIUM sind viel mehr als das und dokumentieren mit bislang fünf Alben eine bemerkenswerte Entwicklung. Mit „Between You, God, The Devil And The Dead“ legt das schwedische Quartett jetzt ein sechstes Beweisstück für seine Emanzipierung von vorgefertigten Stigmata vor.
AVATARIUM haben sich im Doom-Sektor eine kleine Nische der Extravaganz geschaffen, was sicher nicht zuletzt an der Stimme und Präsenz von Jennie-Ann Smith liegt. Längst hat Leif Edling der Band den Rücken gekehrt, was die weitere Gestaltung des Bandsounds in die nicht minder fähigen Hände von Musiker-Ehepaar Smith/Jidell legte.
Der Reiz steckt im Detail
Trotz avantgardistischer Impulse sind AVATARIUM fest im Classic Doom verwurzelt. Das spürt man auf „Between You, God, The Devil And The Dead“ sogar wieder deutlicher als auf dem Vorgänger „Death Where Is Your Sting“. Während das tragende Skelett unüberhörbar aus klassisch-schwerem Riffing und 60ies/70ies-Vintage-Vibes besteht, offenbaren sich die Feinheiten in den darüber liegenden Schichten.
Hier transportieren Piano und Akustikgitarren Melodien, die mal fein-subtil, mal eingängig-episch sind. Moog-Orgel-Sounds verleihen eine psychedelische Note während ein Tamburin Leichtigkeit mit Flower-Power-Reminiszenz vermittelt. Für Liebhaber dudeliger Gitarrensoli gibt Marcus Jidell wieder sein Bestes. Aber, wie eingangs erwähnt, stehen und fallen AVATARIUM mit dem facettenreichen Gesang und der Finesse von Jennie-Ann Smith.
AVATARIUM scheuen Konventionen
„Between You, God, The Devil And The Dead“ ist vielschichtig und beugt sich nur wenigen Regeln:
Es beginnt mit einem bluesig-doomigen „Long Black Waves“, worauf ein groovig-paradoxes „I See You Better In The Dark“ mit düsterrockigen Strophen versus beschwingt anmutendem Chorus folgt.
„My Hair Is On Fire (But I’ll Take Your Hand)“ ist hingegen durchweg melancholisch und besticht mit eindringlicher Melodik.
Auch „Lovers Give A Kingdom To Each Other“ folgt dem dunkelromantischen Pfad, obgleich die spanisch angehauchten Akustikgitarren befremdlich wirken.
Etwas unkonventionell gestaltet sich zudem „Being With The Dead“ – eine coole Doom-Nummer mit sehr energischen Vocals und ein paar (eigenwilligen) Twists.
Das folgende „Until Forever And Again“ könnte nicht nur dem Titel nach ein James-Bond-Track sein – auch der Refrain und Jennie-Anns Vocals haben definitiv „007-Charme“.
„Notes From The Underground“ ist dagegen ein reines Instrumental(zwischen)stück mit orientalischem Einschlag und einem massiven, gar nicht so klassischen Doom-Metal-Kern. Mit ein paar mehr Minuten Länge und Text hätte es sicher auch einen superben „vollständigen“ Song abgegeben.
Der Schlussakt fährt die Action runter, die Emotion dafür umso höher. Der Titeltrack ist eine sanfte, aber einnehmende Ballade, die das sechste AVATARIUM-Opus mehr als stilvoll beschließt.
Wenn Eleganz auf Kante trifft
„Between You, God, The Devil And The Dead“ ist ein Spiel mit Licht und Schatten, wobei die dunkle Seite eindeutig die Oberhand behält.
Das Songwriter-Duo Smith/Jidell hat zweifellos viel von „Meister“ Edling mitgenommen, den AVATARIUM-Sound aber der eigenen Vision folgend weiterentwickelt. Den Status Quo liefert vorliegende „Sophisticated-Doom-Rock“-Scheibe, die gleichermaßen elegant und „edgy“ ist.
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