Givre - Destin Messianique

Review

Schon etliche Jahre gehört die kanadische Black-Metal-Szene zu den heißesten Underground-Eisen. Einer der absoluten Brandherde ist dabei regional die französischsprachige Provinz Québec, die flächenmäßig den größten Anteil im Land ausmacht. Aus dieser Gegend, genau genommen aus Rouyn-Noranda, stammt das Trio GIVRE, dass sich im Jahr 2010, als die Mitglieder noch im zarten Alter von 16 Jahren waren, zusammenfand. Nach ihrem ersten Album „…et dans l’absurde, nous pourrirons“ firmierte man gemeinsam mit weiteren Musikern unter dem Banner ENTHEOS, bevor man sich im Oktober 2020 wieder in ursprünglicher Formation zusammenschloss und unter anderem mit „Destin Messianique“ gleich zwei Alben schrieb.

Viel Historie, wenig Musik

Mit ihrem aktuellen Album sehen GIVRE nicht nur einen musikalischen, sondern auch einen geschichtlichen Auftrag, über gesellschaftliche Strömungskonflikte im frühen 20.Jahrhundert in ihrer Region aufzuklären. Dabei trafen liberale Denkmuster auf streng katholische Verfechter des Traditionalismus, was in „Destin Messianique“ auch immer wieder durch Sprachsamples o.Ä. aufgegriffen wird. Nun aber zum musikalischen Teil, der leider phasenweise erschreckend ermüdend und uninspiriert ausgefallen ist.

Zunächst einmal richten sich GIVRE nicht unbedingt an der naturmächtigen Urkraft aus, wie es regional ähnlich verortete Bands (z.B. FORTERESSE) zum eigenen Trademark gemacht haben, sondern bedienen sich im Großteil der Spielzeit an repetitiven Elementen in schleppendem Tempo. So erinnern die Kanadier in ihren musikalischen Ausführungen gewissermaßen an Depressive Black Metal, obgleich ihnen die hypnotisch atmosphärische Komponente häufig etwas abgeht. Auch wenn mit David Caron-Proulx und Jean-Lou David gleich zwei Musiker für die Keyboards zuständig sind, halten sich die symphonischen Teile auf „Destin Messianique“ weitgehend in Grenzen.

„Destin Messianique“ entfacht kein Feuer

Die Hauptkritikpunkte an dem dritten Album der Band liegen vornehmlich in dem Unvermögen, die recht rudimentären Kompositionen mit der richtigen Atmosphäre zu versehen, sodass „Destin Messianique“ eben nicht der plätschernde Dorfbrunnen im Ortskern wird. Dazu hätte gerade den Drums produktionstechnisch etwas mehr Durchschlagskraft verliehen werden können – so wirken die Songs im negativen Sinne häufig recht lethargisch.

Am Besten machen es GIVRE dann überraschenderweise bei den beiden ziemlich gegensätzlichen Stücken „La Voix“, dem es gelingt, den Hörer auch mit einfachen Mitteln in seine verzweifelten Klauen zu packen, und „Dernier Martyr“, das zumindest zum Teil vorpreschenden Black-Metal-Charakter hat und Depression in Aggression verwandelt. Der Wasseranteil im neuen Wein von GIVRE ist trotzdem eindeutig zu hoch, um für die Platte eine Empfehlung auszusprechen. Hier fehlt noch deutliche Reife im Songwriting.

17.09.2022

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