Ozzy Osbourne - Patient Number 9

Review

Vor zwei Jahren noch hat sich der „Madman“ OZZY OSBOURNE als „Ordinary Man“ präsentiert, jetzt kehrt er als „Patient Number 9“ zurück. Augenzwinkernde Selbstreflexion kann man dem legendären Sänger jedenfalls nicht absprechen, denn erstens hat er wie jeder andere von uns auch Gefühle, selbst wenn er es in den vergangenen Jahrzehnten ohne Rücksicht auf Verluste hat krachen lassen. Zweitens ist der mittlerweile 73-jährige nach Parkinson-Diagnose und einigen OPs körperlich so angeschlagen, dass eine Tour nurmehr als Fernziel für den kommenden Sommer ausgerufen wird.

OZZY OSBOURNE betreibt augenzwinkernde Selbstreflexion

Was allerdings ohne weiteres möglich ist: Alben aufnehmen. Wobei „Patient Number 9“ mit einer Besonderheit weitermacht, die OZZY OSBOURNE mit „Ordinary Man“ eingeführt hat. Statt eine feste Band um sich zu scharen, hat er die Umsetzung in die Hände von Andrew Watt gelegt, der für seine Arbeit mit dem US-amerikanischen Musiker und Rapper POST MALONE bekannt wurde. Hier schlüpft er in die Rolle als Produzent und Gitarrist, er spielt Bass, Klavier, Synthesizer, Drums und singt auch einige Backing Vocals ein.

Apropos Umsetzung: Bei diesem Punkt müssen selbstverständlich die Gäste genannt werden, und die Liste ist beeindruckend: Die Gitarristenlegenden ERIC CLAPTON und JEFF BECK sind ebenso mit dabei wie Mike McCready (PEARL JAM), Chad Smith (RED HOT CHILI PEPPERS), der kürzlich verstorbene Taylor Hawkins (FOO FIGHTERS), Robert Trujillo (METALLICA), Duff McKagan (GUNS N’ ROSES), Chris Chaney (JANE’S ADDICTION) und, zum ersten Mal überhaupt auf einem Soloalbum von OZZY, sein langjähriger Kompagnon Tony Iommi. Ach ja, und nicht zu vergessen Zakk Wylde himself, der gleich auf mehreren Tracks mitwirkt. Jeder von ihnen hat seinen Anteil und hinterlässt bei „seinen“ Tracks auch eine eigene Duftmarke.

Beeindruckende Gästeliste und deutliche Parallelen

Aber Namedropping beiseite – wie schlägt sich „Patient Number 9“ rein musikalisch? Wo mancher dem Vorgängeralbum eine etwas zu moderne Ausrichtung attestierte, klingt die neue Scheibe wieder luftiger und nicht nur wegen des charakteristischen Gesangs nach OZZY OSBOURNE. Vielleicht sogar ein bisschen zu viel, denn gerade beim ersten Hördurchgang fallen doch einige Parallelen zur eigenen Diskographie und zu fünfzig Jahre Rock und Hard Rock auf: „Evil Shuffle“ erinnert ein wenig an „Wheels Of Confusion“, „God Only Knows“ an „Under The Sun“, bei „Degradation Rules“ holt Ozzy die Mundharmonika hervor, was unweigerlich an „The Wizard“ erinnert“, „Immortal“ hat ein „Tomorrow’s Dream“-Feeling, „No Escape“ diesen „Planet Caravan“-Gesangseffekt, bei „Mr Darkness“ klingt ein wenig SKID ROW durch, bei „Nothing Feels Right“ ein wenig mehr „Black Hole Sun“ … Man bekommt halt schon eine Ahnung, welche Platten bei den gemeinsamen Kompositions-Sessions aufgelegt wurden.

Allerdings: Der Effekt ist durchaus positiv. Denn diese Nähe zu bereits Bekanntem erzeugt eben auch eine wohlige Vertrautheit. Und dieser Effekt würde auch nicht funktionieren, wenn nicht die Songs überzeugen würden. Gerade „Nothing Feels Right“ entpuppt sich als heimtückischer Ohrwurm erster Güte. Auch der Titeltrack „Patient Number 9“ überzeugt als fast schon progressives Kammerspiel aus der Psychatrie.

Die Uptempo-Nummer „Immortal“ tönt wiederum schön beschwingt aus den Boxen, während sich der Madman bei „One Of These Days“, „God Only Knows“ und „A Thousand Shades“ eher reflektiert gibt. Letzteres Stück hat zudem einen schönen BEATLES-Touch. „Dead And Gone“ wiederum klingt wie eine 80er-Jahre-Power-Ballade, bis Zakk Wylde im Hintergrund den Dampfhammer rausholt und daran erinnert, dass er den Sound von OZZY OSBOURNE zu einem großen Teil eben auch mitbestimmt hat.

„Patient Number 9“ macht Spaß

„Patient Number 9“ hat richtig gute Songs und macht erstaunlich viel Spaß, selbst wenn man angesichts der Herangehensweise ohne „richtige Band“ am liebsten die Nase rümpfen möchte. Es ist aber zwecklos. Worüber man aber die Nase rümpfen darf, ist der Sound. Einmal werden nicht nur alte Fans die modernen Soundeffekte und –spielereien beispielsweise in „Parasite“ als das abtun, was sie sind: Unnötige Spielereien. Zum anderen ist der Sound insgesamt so sehr auf Loudness getrimmt, dass er verzerrt und matschig klingt. Trotz dieser Einschränkung verdient sich „Patient Number 9“ unterm Strich aber eine deutliche Empfehlung. OZZY OSBOURNE war musikalisch schon in schlechterer Verfassung. Bleibt nur zu hoffen, dass er auch körperlich auf die Beine und mit diesen bald schon über einen Halbzeitauftritt hinaus on the road kommt:

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14.09.2022

- Dreaming in Red -

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1 Kommentar zu Ozzy Osbourne - Patient Number 9

  1. Nici67 sagt:

    Ein wirklich sehr gutes Album! Natürlich gibt es ein paar Songs die dann „nur“ gut sind, doch insgesamt sind alle Songs mindestens gut.
    Highlights: No Escape from Now, One of those Days, Patient Number 9, Degredation Rules, Dead And Gone.

    8/10