Riverside - Anno Domini High Definition

Review

Galerie mit 19 Bildern: Riverside - Gloomaar Festival 2018

Vier gewinnt! Viertes Album, vierteiliger Albumtitel, 44 Minuten und 44 Sekunden – RIVERSIDE überlassen offensichtlich nichts dem Zufall, nur den Zusammenhang mit den 5 Songs muss man noch finden.

Die für RIVERSIDE-Verhältnisse eher kurze Spielzeit und das Covermotiv sind schon ein Fingerzeig auf das, worum es bei „Anno Domini High Definition“ gehen soll: Schnelllebigkeit vs. Haltbarkeit, Überleben. Der technische Fortschritt schreitet immer schneller voran, zerrt immer mehr am Alltag und lässt gleichzeitig den Menschen zurück, der sich in diesem reißenden Strom nicht mehr halten kann. Was heute noch als neu gilt, ist morgen schon veraltet, was in unseren Ohren noch als Zukunftsmusik erklingt, ist in einer Woche schon selbstverständlich. Das schürt Ängste, Zweifel, vor allem wenn das eigene Vorstellungsvermögen scheinbar von der Realität überholt wird.

Dies ist die Welt, in der wir leben, in der sich das Album abspielt. Für echte ruhige Momente ergibt sich daher kaum Gelegenheit, das wird schon im ersten, treffend „Hyperactive“ bezeichneten Stück deutlich. Zuckende Uptempo-Rhythmen, 70er-Jahre-Synths – ein bißchen erinnert das an ZOMBI, nur dass es hier deutlich rockiger zugeht. Das gilt im Übrigen für die ganze Platte, RIVERSIDE haben nicht nur das Tempo angezogen, sondern auch eine Extraportion Power auf die Saiten gelegt. So deftig haben die Polen noch nie gerockt. Natürlich wird nicht die ganze Zeit mit überhöhter Drehzahl gefahren, „Left Out“ ist sozusagen der ausgleichende Pol zu Beginn der zweiten Hälfte, erinnert manchmal an OPETH und Jon Lords unverwechselbares Orgelspiel.

RIVERSIDE sind echte Qualitätsgaranten, wer sie einmal kennen- und lieben gelernt hat, kann seit Jahren blind vertrauen, mit jedem Album ein kleines, großes Prog-Meisterwerk zu bekommen – das neue Album nach Abschluß ihrer Trilogie macht da keine Ausnahme. Sie wollen nicht im Schatten alter Prog-Größen stehen, deshalb findet auf jedem ihrer Alben eine kleine Evolution statt. „Anno Domini High Definition“ kombiniert klassische und moderne Arrangements, instrumentale Klasse, energetische Stücke mit Keyboardflächen und eindringlichem Gesang, der sich auch immer stärker verfeinert und steigert. Virtuose Soli, urbanes Jazzfeeling, Groove, hypnotisch bohrende Basslinien und immer wieder diese Orgeln und gleißend hellen Synthesizer.

Man steht mitten im Strom der Zeit, die Lichter rasen an einem vorbei bis sie zu einer glühenden Masse verschwimmen. „Anno Domini High Definition“ ist wie ein Zeittunnel, und mittendrin stehen wir als Zuhörer, blicken in die Vergangenheit als auch in die Zukunft – und um uns herum, die Gegenwart wie sie an uns vorbeirast, schneller als das Herz schlägt. Welcome to your life… in these hybrid times.

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26.06.2009

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1 Kommentar zu Riverside - Anno Domini High Definition

  1. jadevin sagt:

    Das Album braucht mindestens 10 Anläufe, bevor es sich so richtig entfaltet. Unglaublich gut und für mich eines der besten Prog-Album aller Zeiten. Eingängig, auf den Punkt, variabel und und und. Der DT-Clon schlägt seine Vorbilder und das Album ist ein wahres Meisterwerk. Okay, für den einen oder manchen dann doch zu viel Keyboard. Dennoch ich kann es nur empfehlen!

    10/10